Lokales: Matthias Ring (mri)
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Nach all den Jahren noch immer Lampenfieber


"Und dann machen wir noch eine wunderbare Pastasauce. Dafür haben wir die Pfanne heiß gemacht ..." Von wegen - Abbruch. Die Pfanne ist nicht heiß. Es geht auf 17 Uhr zu, man ist ganz gut durchgekommen am letzten Drehtag. Auch das Lampenfieber, das Martina und Moritz nach all den Jahren immer noch haben, ist gewichen. In einer Stunde wird so langsam wieder Ruhe einkehren auf dem Apfelgut, in das die beiden 1985 mit Beginn ihrer Selbstständigkeit gezogen sind.

Das mit den Äpfeln, das war ein Spleen des Urgroßvaters, des Industriellen Max von Duttenhofer, Erfinder des rauchfreien Pulvers, das einen Boom in seiner Fabrik in Rottweil auslöste. Zum reichsten Mann Württembergs brachte er es und war eine Zeit lang Hauptaktionär der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Er bekam als Erster ein neues Modell - und schenkte es samt Chauffeur dem König.

Der Urenkel Bernd Neuner-Duttenhofer hatte ursprünglich nicht vor, das Gut zu übernehmen, aber als die Mutter starb, stand die Frage im Raum: "Geht's irgendwie weiter oder verkauft man das Ganze?" Es ging irgendwie weiter, obwohl Neuner-Duttenhofer keine Ahnung von Äpfeln hatte. Inzwischen hat er, auch wenn sich ein Verwalter um das tägliche Geschäft kümmert. Zum Leben reichen die sechs Hektar, auf denen ebenso Birnen, Zwetschgen, Zibärtle und Mirabellen wachsen, aber kaum. Bei den schwierigen klimatischen Bedingungen und der Hanglage könne man preislich nicht mithalten mit der Massenproduktion in Südtirol oder am Bodensee - von der Qualität her aber allemal. Aus den handgepflückten Äpfeln werden auch edle Produkte hergestellt: vom Pomme-Pure über den Pomme-Secco bis hin zum Pomme-Brut, einem Apfelschaumwein, der mindestens 36 Monate auf der Hefe liegt.

Feuer und Flamme für die neue Küche


In einem Alter - er ist 66, sie ist 61 -, "in dem unsere Freunde in Rente gehen", geben die beiden noch einmal richtig Gas. Vor kurzem haben sie den Stall neben dem Gemüsegarten gekauft und eine Brennerei eingerichtet. Und sie haben für diesen Standort zweihundert Meter den Hang hinunter eine neue Küche entworfen - eigentlich zur Verarbeitung der eigenen Produkte und als Ergänzung für die Kochschule, die trotz nicht ganz günstiger Kursgebühren immer ausgebucht ist. Aber das Fernsehteam ist schon Feuer und Flamme für die größere, moderne Küche und will demnächst nur noch dort aufzeichnen. Eher versehentlich haben Martina und Moritz also das Ende der guten alten Zeit eingeläutet: Die dicken Bohnen könnten schon der letzte Dreh in der alten Gutshofküche gewesen sein, die sich so wohltuend von all den Kochstudios unterscheidet.

"Am Ende kommen wir wieder zurück zum Beginn: dass man die Bohnen frisch und roh aus der Schale essen kann. So haben wir sie einst in Italien auch neu kennengelernt." Eine Käseplatte wird angerichtet, Brot aufgeschnitten und Wein geköpft. "Und uns sehen Sie wieder in drei Wochen. Dann geht es um Forellen."

WDR Servicezeit Essen & Trinken mit Martina und Moritz, WDR Freitag 18.20 Uhr