Um den Jack Russel Terrier Amigo zu befreien, waren in Filderstadt-Sielmingen sogar eine Kamera und ein Bagger im Einsatz. Während der Hund in der Dunkelheit kauerte, blieb das Frauchen erstaunlich ruhig.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Sielmingen - Der Hund hat noch gejault und gewinselt, als Andreas Reeh auf dem Feld nahe Sielmingen eingetroffen ist. Der stellvertretende Feuerwehrkommandant und sieben seiner Kameraden waren am vergangenen Montag im Einsatz, um einem Hund das Leben zu retten. Der Jack Russel Terrier namens Amigo steckte offenbar in einem Kanal fest. Nur wo genau, das war lange Zeit die Frage.

 

Reeh leitete den nicht alltäglichen Einsatz auf dem Feld. Um 10.10 Uhr ging der Anruf bei der Feuerwehr ein, um 10.18 Uhr waren die ersten Rettungskräfte vor Ort, Reeh selbst traf um 10.32 Uhr ein. Als er zum Geschehen hinzustieß, sei die Lage noch recht entspannt gewesen, erzählt er hinterher. „Der Hund hat noch einen sehr vitalen Eindruck gemacht.“ Sofern sie das von außen beurteilen konnten. Und auch die Hundehalterin sei „ruhig und besonnen“ gewesen, sagt Reeh. Freilich verbunden mit der Sorge, ob ihr Amigo dies alles gut überstehen würde.

Amigo kauerte im kalten Wasser

Was dann folgte, war eine Rettungsaktion, die ihresgleichen sucht. Der Hund war in einen Kanal, der unter einem Feldweg durchführt, geschlüpft – und nicht wieder herausgekommen. Zunächst vermuteten Reeh und seine Leute, dass sich der Hund in dem Kanalabschnitt zwischen der Öffnung und einem Schacht befindet. Weil sie das Tier allerdings von beiden Seiten nicht erspähen konnten, forderten sie von den Stadtwerken eine Kamera an. „Das war für mich in der Form auch das erste Mal“, sagt Reeh. Das Hilfsmittel zeigte, dass die Sache verfahrener war, als zunächst angenommen. Der Hund war nicht da. Amigo war offenbar zum Schacht gelangt und von dort leicht rechts in einen anderen – 60 Meter langen – Kanal abgebogen. Die Kamera bestätigte dies. Amigo kauerte bei elf Metern im drei, vier Zentimeter hohen Wasser.

Das Gewinsel war zu dem Zeitpunkt verstummt, weshalb die Feuerwehr kurzerhand einen Bagger bestellte. Dieser grub besagte Stelle auf, die Feuerwehrmänner erledigten mit Hammer und Meißel den Rest. Um 12.20 Uhr konnte Amigo unterkühlt und erschöpft an sein Frauchen übergeben werden.

Meist kommen die Hunde selbst wieder ans Tageslicht

Für die Feuerwehr stand außer Frage, dass sie den Aufwand betreibt, den sie betrieb. „Es ist ein Leben, und das muss dann auch gerettet werden“, sagt Reeh. Das gelte laut Feuerwehrgesetz für Mensch und Tier gleichermaßen. Wie viel der Einsatz auf dem Feld bei Sielmingen gekostet hat, kann Reeh nicht abschätzen. Und auch auf die Frage, wer das letztlich alles bezahlt, kennt er keine Antwort. „Grundsätzlich sind Menschen- und Tierrettungen frei“, sagt er. Das letzte Wort bei solchen Einsätzen habe aber die Stadtverwaltung.

Rettungsaktionen wie jene vom Montag kommen laut Reeh immer wieder vor in Filderstadt – meist für Hunde. Diese verschwänden oft in Kanälen auf dem Feld oder im Wald. In den meisten Fällen kämen die Tiere aber wieder von sich aus ans Tageslicht. Die vorletzte größere Rettungsaktion war 2009. Damals war ein Hund einem Fuchs bei einer Treibjagd hinterher und in einem Kanal stecken geblieben. Damals musste auch der Bagger anrücken.