Der Filderstädter Förster fordert, mehr Tiere abzuschießen, um die Bäume zu schützen. Eine Jägerin setzt indessen ihre Bedenken dagegen: Das Jagen werde durch Erholungssuchende erschwert.

Filderstadt - Um den Wald steht es schlecht. Neben der Trockenheit und dem Borkenkäfer machen ihm nun auch noch Rehe zu schaffen. Sie sind dafür verantwortlich, dass die kleinen, nachwachsenden Bäume verkümmern, weil sie deren Knospen und frischen Blätter fressen.

 

Förster Eckard Hellstern fordert deshalb mehr Einsatz von den Jägern. „Sie müssen dringend mehr Rehe schießen“, sagte er jüngst im Technischen Ausschuss des Gemeinderats. Notfalls müssen seiner Meinung nach auch Drückjagden gemacht werden. Das bedeutet, dass die Tiere aus dem Dickicht vor die Flinten der Jäger getrieben werden, die gut postiert auf das flüchtende Wild warten. Die Gefahr dabei ist, dass auch Menschen durch Kugeln zu Schaden kommen können.

„In unserem Revier sind für Drückjagden zu viele Leute unterwegs“, sagt Ulrike Arnold, die als Jägerin im Bonländer Forst das Wild hegt und auch schießt. Reiter, Jogger, Radfahrer, Wanderer und Hundehalter mit ihren Vierbeinern treffe man dort immer wieder. „Es ist deshalb gar nicht so einfach, ein Reh zu schießen“, sagt sie.

Deutlich mehr Abschüsse gefordert

Wenn es nach Förster Hellstern geht, sollen in den beiden folgenden Jahren jeweils 25 und dann 2022 noch einmal 20 Tiere getötet werden. Diese Quoten sind nach Ansicht von Arnold zu hoch. Bisher würden meist zwölf bis 15 Rehe im Jahr erlegt. Um die Jagd zu erleichtern, plädiert sie für eine Kooperation der Jäger mit der Forstverwaltung. „Es wäre gut, wenn nicht alle Rückegassen, die für den Holzeinschlag gebraucht werden, geschottert würden. Dadurch entstünden noch mehr Wege, die von Erholungssuchenden genutzt würden. Wenn auf diesen Rückegassen Kräuter und Sträucher wachsen würden, könnten dort dann die Rehe gefahrloser geschossen werden.

Förster Hellstern betont, dass er keine neuen Wege anlege. Seit mehr als 20 Jahren habe er keinen Weg geschottert. Ulrike Arnold fände es auch gut, wenn zusätzliche Wildäcker ausgewiesen würden, von denen es bisher vier im Bonländer Revier gibt. Dort werden spezielle Büsche und Pflanzen auf Freiflächen gesetzt, um die Rehe anzulocken.

Wenn es allerdings zu viele solcher Wildäcker gibt, geht nach Einschätzung von Förster Hellstern eine zu große Fläche für die Forstwirtschaft verloren. „Wir haben schon genug Flächen, die wegen Borkenkäferbefall gerodet werden müssen.“ Dort versuche man wieder aufzuforsten. Was aber kaum gelinge, weil die Rehe zu viele Bäumchen verbeißen.

Dem Filderstädter Forst drohe der Verlust des Gütesiegels PEFC. „Die Folge wäre, dass wir kein Stammholz mehr verkaufen dürften“, sagte Hellstern im Technischen Ausschuss. Ein Auditor habe nach einer Begehung des Bonländer Forsts bereits eine Art Abmahnung ausgesprochen. Der Forstfachmann werde 2023 erneut eine Prüfung vornehmen. Dann müsse ein stabiler, ungefährdeter Jungbaumbestand nachgewiesen werden.

„Den Wald nicht mehr bewirtschaften“

Für die Jägerin Ulrike Arnold ist diese Argumentation nicht schlüssig. Schließlich habe Hellstern dargelegt, dass 2019 nur die Hälfte des geplanten Einschlags erfolgen könne. Er hatte berichtet, dass der Markt übersättigt sei. Der erhoffte Erlös für das eingeschlagene Holz in Höhe von 125 000 Euro könne in diesem Jahr nicht einmal zur Hälfte erzielt werden.

Wenn es sich also nicht mehr lohne, den Wald zu bewirtschaften, könne man das für Maschinen und Arbeitskräfte benötigte Geld auch ganz sparen, sagt Ulrike Arnold. Dem setzt Förster Hellstern entgegen, dass bei einer fehlenden Waldnutzung noch mehr Bauholz vom Ausland herangeschafft werden müsste. „Das wäre bestimmt nicht im Sinne der Umwelt“, sagt er. Außerdem müssten große Bäume im Wald immer wieder beseitigt werden, damit die jungen wild aufgehenden Sprösslinge genug Licht bekämen und – falls sie nicht abgefressen werden – eine Chance haben, sich zu entwickeln und groß zu werden.