Die Stuttgarter Jungschauspielerin Odine Johne überzeugt als verwirrende Muse eines Autors. Fiktives überlagert sich in Johannes Schmids Film mit Realem.

Stuttgart - Nimmt man einen anderen Menschen in seinem eigenem Wesen wahr oder projiziert man nur eigene Vorstellungen in ihn hinein? Was für jede Begegnung gilt, wird in Liebesbeziehungen erst so richtig spannend. Davon erzählt Johannes Schmid in seinem Spielfilm „Agnes“ auf subtile Weise.

 

Der gut vierzigjährige Sachbuchautor Walter verliebt sich in die rätselhafte Physikstudentin Agnes. Sie wünscht sich, dass er über sie und ihre gemeinsame Geschichte etwas schreibt. Fiktives überlagert sich in der Folge mit Realem, durch Licht, Farben und Maskenbildnerisches nur unscharf getrennt.

Der gleichnamige, dem Film zugrunde liegende Roman des Schweizer Autors Peter Stamm erfährt hier vielleicht gerade in seiner Reduktion und veränderten Ortslage eine großartige filmische Umsetzung. Im Unterschied zum Buch ist Stephan Kampwirth als Walter ein Sympathieträger, der möglicherweise von Agnes benutzt wird, eventuell aber auch das Drama unbewusst forciert. Die nach Sinn suchende junge Frau wird von der Stuttgarterin Odine Johne stimmig verkörpert. Nicht umsonst erhielt die Absolventin der hiesigen Theaterakademie für ihre erste Kinohauptrolle beim Max Ophüls Festival dieses Jahr den Preis als Beste Nachwuchsdarstellerin. Wer den Roman schätzt, wird vom Film begeistert sein.

Agnes. Deutschland 2015. Regie: Johannes Schmid. Mit: Stephan Kampwirth, Odine Johne, Sonja Baum. 105 Minuten, ohne Altersbeschränkung.