Ein Spätzle-Gericht nach Asia-Art? Auf diese Idee ist eine Foodblogger-Gruppe bei einem Kochevent in der Schankstelle in Stuttgart gekommen. Hinter dem gemeinsamen Kochen steht die Nudelfirma Birkel, die ihr Image besonders bei der jungen Generation aufpolieren will.

Stuttgart - Man kennt sich in der Szene. Meist nicht persönlich, aber zumindest von regelmäßigen E-Mails. „Ach du bist das, Mensch, toll, dass wir uns nach dieser langen Zeit mal richtig kennenlernen“, ist die gängige Begrüßung an diesem Nachmittag in der „Schankstelle“, normalerweise hippe Bar und netter Club. Jetzt sind auf der Tanzfläche drei Kochstationen aufgebaut, für sogenannte Foodblogger – also Menschen, die im Internet in einer Art Tagebuch festhalten, welches Essen sie auf welche Art mit welchen Zutaten zubereitet haben. Eingeladen haben die alerten Marketingmitarbeiter des Nudelherstellers Birkel – einst ein schwäbisches Traditionsunternehmen aus Schorndorf, mittlerweile Teil eines italienischen Pastaherstellers.

 

Innovationen auf dem deutschen Nudelmarkt

Aber darüber will man hier und heute nicht reden, man will sich auf die Wurzeln besinnen, zugleich aber „Raum schaffen für neue Ideen“ und „selbst Inspiration und Anregung geben“, wie Michael Gepperth von der Marketingabteilung des Unternehmens im schönsten Kreativsprech verkündet. Aus dem hohen Norden sind die Birkelianer fürs Wochenende nach Stuttgart gekommen, um die neueste Innovation auf dem deutschen Nudelmarkt zu bewerben, etwas „ganz Besonderes“, das erst seit vergangenem Jahr auf dem Markt zu haben sein soll: schwäbische Hausmacher-Spätzle, entwickelt im Stammhaus der Firma – in Hamburg. Produziert allerdings, darauf legen die Macher Wert, werden sie in Mannheim, was für die Norddeutschen quasi Schwaben ist. „Sonst dürften sie ja auch nicht das Siegel für geschützte geografische Angaben tragen“, sagt Gepperth.

Eigentlich hat sich die Stuttgarterin Carina Tenzer, eine von den elf Teilnehmern, in ihrem Blog mehr auf das Herstellen und Backen von New York Cheesecakes spezialisiert, aber als die Einladung zum sogenannten „Spätzlekämp“ gekommen sei, habe sie trotzdem zugesagt. Gemeinsam mit zwei weiteren Bloggern steht sie hinter den Kochtöpfen. Die Gruppe kocht eine deutsch-asiatische Interpretation der handgeschabten Spätzle, mit Soja-Soße und Gambas. Innovation statt Tradition, wie es der Veranstalter an diesem Nachmittag gerne haben will.

Die Nudelmarke will das Image wieder aufpolieren

Die Glaubwürdigkeit der Marke Birkel, aber auch die anderer deutscher Nudelhersteller, hatte besonders durch den Flüssig-Ei-Skandal in den 1980er Jahren stark gelitten. Nun bemüht man sich seitens des Unternehmens darum, das Image wieder aufzupolieren. Dabei helfen sollen die Foodblogger. Diese Blogger haben für die Firma zwei nicht zu unterschätzende Vorteile: Zum einen sind sie und ihre Stammleser meist unter 40 und haben gegenüber dem Nudelhersteller keine Vorbehalte. Zum anderen sind sie kreativ und entwickeln – kostenlos – neue Kochideen mit Produkten der Firma. Diese Rezepte stellt die Firma dann kostenlos auf ihre Homepage. „Eine Win-Win-Situation“, nennt Gepperth das.

Ähnlich sieht das Uwe Spitzmüller, von den anderen Bloggern als einer der bekanntesten deutschen Foodblogger bezeichnet. Viele Lebensmittelhersteller bieten mittlerweile solche Kochevents an. „Die haben festgestellt“, sagt Spitzmüller, während er Kräuter für sein Drei-Gänge-Menü hackt, „dass wir eine hohe Authentizität und große Reichweite im Netz haben.“ Das bedeutet: Wenn Spitzmüller und seine Kollegen ein Produkt anpreisen, kommt das bei der Zielgruppe glaubhafter an als ein Werbespot im im Fernsehen. Oder, wie es der Marketing-Mann Michael Gepperth sagt: „Für die jüngere Zielgruppe ist das genau die richtige Ansprache.“ Die Generation Ü55 gehöre nicht mehr zur Birkel-Zielgruppe. Kaum verwunderlich: die Generation Ü55 kann die Hausmacher-Spätzle selbst herstellen – und kauft sie nicht im Supermarkt.