Bisher ist Frank Nopper bei keiner CSD-Parade mitgefahren, was ihm viel Kritik einbrachte. Ändert sich dies nun? Dass der OB beim Pride-Empfang mit einem Mann getanzt hat, kommentiert die Community wohlwollend. Was ist geschehen?

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Nein, vorgenommen habe er sich’s nicht, den Stuttgarter OB zu einem Tänzchen zu bitten, sagt Sascha Diener. Der Sänger und Schauspieler, der im queeren Erfolgsstück „La Cage aux folles“ im Theater der Altstadt die Hauptrolle der Zaza spielt, ist am Samstagabend beim CSD-Neujahresempfang von der Bühne gestiegen, um sich beim Gute-Laune-Song „Die schönste Zeit ist heut“ einen Tanzpartner zu suchen. Erst habe er in Reihe eins Gudrun Nopper, die Ehefrau des Rathauschefs, angeschaut. Nachdem diese genickt habe, habe er beherzt nach ihrem Mann gegriffen. Dies sei also „völlig spontan“ geschehen.

 

Frank Nopper hat sich in keiner Weise geziert und gleich mitgemacht“, berichtet Sascha Diener am Montag. Dem OB habe es der Schauspieler mit der Perücke auch leicht gemacht, wie er sagt: „Denn geführt hab’ ich!“ Der Tanz der beiden Männer, für den es im voll besetzten Kursaal in Bad Cannstatt großen Beifall gab, wird seitdem in den sozialen Medien überwiegend amüsant besprochen.

„Hat sich der Sascha mit der blonden Perücke extra als Gudrun Nopper verkleidet?“, fragt einer, „denn die Haarlänge stimmt perfekt.“ Ein anderer vermutet: „Damit wollte der OB signalisieren, dass er in Sachen LGBTQ gar nicht so verklemmt ist, wie manche vielleicht denken.“

Den ganzen Song über blieb Frank Nopper tanzend an der Seite von Zaza. „Er kann gut tanzen“, berichtet Sascha Diener, „und hat immerzu gelächelt, dass man glauben konnte, es hat ihm Spaß gemacht.“ Beim CSD-Neujahresempfang haben die Veranstalter der Pride-Wochen das Motto für dieses Jahr bekannt gegeben: „Vielfalt leben – jetzt erst recht.“ Nopper hat die Vielfalt gleich mal getanzt. Wie man’s erklären soll? Vielleicht so: Wenn der OB mit einem Mann tanzt, will er entweder seine Offenheit zeigen oder kein Spielverderber sein.

Oder war dieser Tanz gar sein Signal dafür, dass er am 27. Juli erstmals bei der Politdemo zum Pride mitfährt? Noch will sich Frank Nopper nicht festlegen. Gut findet er, sagt er, dass kein Politiker oder keine Politikerin die Schirmherrschaft im Jahr der Wahlen übernimmt, sondern ein multireligiöses Bündnis. Dies komme ihm entgegen.

Im Cannstatter Kursaal hört man aber auch Stimmen wie: „Das ist doch völlig egal, ob Herr Nopper mitfährt – für den Pride brauchen wir ihn doch gar nicht.“ Die Veranstalter nennen ihre Kulturwochen vom 12. bis zu 28. Juli in Stuttgart übrigens nicht mehr CSD, sondern Pride (deutsch: Stolz). Für die Homepage gilt die Adresse www.stuttgart-pride.de. „Weltweit heißt es Pride“, erklärt Sprecher Detlef Raasch, „nur in Deutschland hat man CSD gesagt.“ Dies ändere sich nun nach und nach. Mit dem Pride-Logo will sich das Stuttgarter Team „moderner“ geben.