Franck-Areal Ludwigsburg Wie geht es auf der Industriebrache weiter?
Ludwigsburg will das neue Stadtquartier zusammen mit Partnern entwickeln: Was passiert mit den alten Industriebauten auf dem Franck-Areal? Wo wird neu gebaut?
Ludwigsburg will das neue Stadtquartier zusammen mit Partnern entwickeln: Was passiert mit den alten Industriebauten auf dem Franck-Areal? Wo wird neu gebaut?
Ein Mix aus Gewerbe, Arbeit, Gastronomie, Freizeit, Kultur, Bildung und urbanes Wohnen: Die Stadt Ludwigsburg verfolgt mit Blick auf die Entwicklung des Franck-Areals beim Bahnhof extrem ehrgeizige Ziele. Die Kommunalpolitiker haben jetzt einstimmig beschlossen, in einem sogenannten Konzeptverfahren zum Standort passende Angebote zu erarbeiten. Bereits vor dem Start dieses Verfahrens waren fünf Teams – bestehend aus Investoren und Architekten – gefunden worden, diese sollen nun konkrete Vorschläge erarbeiten: Wie können die alten Industriebauten genutzt werden? Welche Neubauten sollen wo entstehen? Wie genau kann der Bahnhof an das Gelände besser angebunden werden?
Die Stadt hat den Teams viele Vorgaben mit auf den Weg gegeben. Im Papier, das der Bauausschuss jetzt gebilligt hat, heißt es: „Der überwiegende Teil der Nutzungen soll sich auf Gewerbe und Co-Working, Gastronomie, Freizeit, Kultur und Bildung beziehen (etwa 60 Prozent), Wohnen sich auf maximal 30 Prozent und bahnhofsaffiner Einzelhandel auf maximal zehn Prozent begrenzen.“ Die unterschiedlichen Nutzungen sollen sich „gegenseitig ergänzen und unterstützen“. Im neuen Stadtquartier seien auch „öffentliche Aufenthaltsorte vorzusehen, die konsumfrei für alle Menschen jederzeit zugänglich sind“. Gewünscht seien „moderne Wohnformen für verschiedene Altersgruppen und Menschen mit unterschiedlichen Lebenskonzepten“ sowie ein „Experimentierfeld für innovative Branchen, kreative Nutzungen und Unternehmensgründungen“. Das Franck-Areal könne als „Impulsgeber für die gesamtstädtische Entwicklung des Wirtschaftsstandorts dienen“.
Auch die Kultur biete auf dem Gelände „vielversprechende Möglichkeiten: zur breiten Teilhabe und Aufenthaltsqualität, zur Kunst im öffentlichen Raum, zur Weiterentwicklung bestehender Bildungs- und Kultureinrichtungen“. Ein Raumprogramm der Akademie für darstellende Kunst (AdK) ist der Auslobung beigefügt. Die Teams hätten in ihren Konzepten Flächen für Probe- und Unterrichtsräume der AdK zu berücksichtigen. Gewünscht seien weitere Kooperationspartner, etwa das Popbüro Stuttgart und die Popakademie BW sowie die Ansiedlung eines Clubs. Ferner werden unter anderem aufgelistet: mindestens 600 öffentlich nutzbare Fahrradabstellplätze und eventuell Tiefgaragenstellplätze, „attraktive Freiräume mit hoher Aufenthaltsqualität sowie eine Begrünung unter Berücksichtigung ökologischer und klimaschützender Maßnahmen“, eine öffentliche Fuß- und Radwegeverbindung von der Pflugfelder Straße. Es gelte, das „historische Gesicht“ der alten Gebäude und die „architektonisch-städtebauliche Besonderheit“ des Areals zu erhalten und „sensibel“ weiterzuentwickeln.
Wichtig ist der Stadt auch, dass ein „energieeffizientes und klimaangepasstes Quartier“ entsteht. Aufgrund der hohen Versieglung des Geländes werden im Konzeptverfahren zudem „Möglichkeiten der Speicherung und Rückhaltung von Regenwasser insbesondere auch bei Starkregenereignissen“ gefordert.
Die Baubürgermeisterin Andrea Schwarz sprach mit Blick auf die Umgestaltung des Quartiers von großem Charme und Potenzial, sie sagte indes auch: „Das ist für den Investors ein echtes Brett.“ Florian Sorg, Grüne, erklärte, es sei zwar verständlich, aber auch bedauerlich, dass große Teile der alten Gebäude abgerissen werden sollen – Stichwort graue Energie, also jene Energiemenge, die für die Herstellung, den Transport, die Lagerung, den Verkauf und die Entsorgung eines Gebäudes aufgewendet werden muss. Jochen Zeltwanger, Freie Wähler, sagte, er wünsche sich ein neues, markantes Gebäude, dass allen Menschen, die in Ludwigsburg mit der Bahn ankommen, signalisiert: das Franck-Areal ist ein Stadteingang. Dieter Juranek erklärte, er freue sich, dass das künftige Gebäudeensemble auch ein Projekt der Internationalen Bauausstellung IBA 2027 StadtRegion Stuttgart werden soll.
Jetzt heißt es zunächst allerdings: abwarten. Die fünf Teams sind aufgerufen, ihre Arbeiten bis Ende dieses Jahres einzureichen. Nach einer Vorprüfung soll voraussichtlich im Januar 2024 das erste Bewertungsgremium einberufen werden, in dem Kommunalpolitiker, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Experten sitzen. Diese Frauen und Männer begutachten die Qualität der eingereichten Konzepte, sie sollen Hinweise geben für eine mögliche Überarbeitung und wählen dann maximal drei Verfahrensteilnehmer aus für die zweite Stufe des Konzeptwettbewerbs. Im Frühjahr 2024 soll dann entschieden werden, wer zum Zug kommt.