Eine Plane mit dem Werk der Künstlerin Kirsten Kocagöz wurde kürzlich auf dem Kunststückle in Fellbach vom Gerüst gestohlen. Das war nicht das einzige Ärgernis auf dem Areal der Freiluftgalerie.

Dem Diebstahl von teuren Kunstwerken haben Drehbuchautoren und Filmregisseure schon öfter in meist amüsanten Meisterwerken der Kinogeschichte gehuldigt. Cineasten erinnern sich an die beiden Thomas-Crown-Filme mit dem Original von 1968 (mit Steve McQueen und Faye Dunaway) und der fast ebenbürtigen Neuinterpretation von 1999 (mit Pierce Brosnan und Rene Russo) oder auch an „Verlockende Falle“ von 1999 mit Sean Connery und Catherine Zeta-Jones.

 

Doch Kino-Leinwand ist das eine, die Leinwand von Malern ist das andere. Stars aus Hollywood wurden jedenfalls zuletzt nicht am Fuße des Kappelbergs gesichtet. Keine Krimikomödie hat sich dort ereignet, sondern ein schnöder Kunstraub. Der Fellbacher Kunstverein meldet einen höchst ärgerlichen Fall – unter der Überschrift „Diebstahl auf dem Kunststückle!“

Das Kunststückle gibt es seit 2019

Dieses Stückle wurde 2019 von KV-Mitgliedern mit viel privatem Einsatz und professioneller Unterstützung gestaltet, es liegt im Fellbacher Westen zwischen dem Minigolfplatz und dem Gartencenter Kölle. Immer wieder gibt es dort Lesungen, Auftritte von Kabarettistinnen oder Liedermachern, ein kleiner Kunsthügel, genannt Mount Oeschbach (benannt nach Oeffingen, Schmiden, Fellbach) ziert den nördlichen Bereich. Und es gibt die Outdoor-Galerie für die Kunstschaffenden des Kunstvereins. Die Präsentation unter freiem Himmel „bietet der Bevölkerung einen schrankenlosen Zugang zur Kunst“, erläutert Mike Schmid vom Kunstverein. „Nirgendwo funktioniert der Dialog zwischen Kunst und Publikum so unmittelbar wie im öffentlichen Raum.“

Nur schwer mit der fast durchweg positiven Resonanz von Besuchern der Ausstellungen in Einklang zu bringen, sind jedoch „die immer wieder vorkommenden Zerstörungen der Kunstwerke und die Vermüllung des Grundstücks“. Und sicher kein künstlerischer Dialog ist es, wenn ein Werk gestohlen wird. Im Mai 2022 wurden im Rahmen der Remstal-Museumsnacht Kunstwerke auf Bauplanen gedruckt und ausgestellt. Sie sollen ein Jahr lang für alle Interessierten zugänglich sein – für die Künstler eine wichtige Aktion, um ihre Werke einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren.

„Totalschaden auf ganzer Linie“

Doch nun wurde die Plane der Künstlerin Kirsten Kocagöz vom Gerüst gestohlen. „Das Interesse an einem der Kunstwerke einer Künstlerin oder eines Künstlers ist eigentlich ein Grund zur Freude und bedeutet immer eine große Motivation“, betont der Kunstverein. Doch nun sei es ins Gegenteil verkehrt worden: „Das Werk ist weg und kann nicht mehr für positives Feedback sorgen.“ Außerdem hat der Verein nun auch keine Möglichkeit mehr, die Plane bei der Versteigerung im Mai 2023 zu verkaufen. „Ein Totalschaden auf ganzer Linie, und eine Tat, die bei allen Engagierten Fassungslosigkeit auslöst“, sagt Mike Schmid.

Entdeckt wurde der Diebstahl der Plane Ende September. Über Täter und Tathergang ist zurzeit nichts Näheres bekannt. Der Verein hat den Diebstahl zur Anzeige gebracht und hofft auf Hinweise: Wer zufällig eine Beobachtung gemacht hat, die der Aufklärung der Tat dienen könnte, sollte diese unbedingt der Fellbacher Polizei mitteilen.

Kunstdiebstahl auch im Katharinenhospital

Dass Werke gestohlen werden, kommt vor, wenn auch selten. So wie bei Ute Maria Wahler, ebenfalls Mitglied des Kunstvereins Fellbach: Sie hatte im Jahr 2015 eine Ausstellung im Stuttgarter Katharinenhospital, als irgendwann auffiel, dass zwei ihrer Werke entwendet worden waren – Titel „Lebensringe“ und „In Love“. Wahlers bitterer Kommentar: „Das waren ausgerechnet zwei meiner Lieblingsbilder, die Diebe haben guten Geschmack bewiesen.“