Am Mittwoch hat der neue Jugendtreff in den Nebenräumen des früheren Stadtbads in Ludwigsburg erstmals geöffnet. Wo früher Saunagäste schwitzten und abtauchten, können jetzt Jugendliche chillen, spielen oder die digitalen Angebote nutzen.

Die altehrwürdigen Räume des früheren Ludwigsburger Stadtbads, einem Kleinod des Jugendstils, werden künftig mit noch mehr jungem Leben gefüllt. Seit Donnerstag hat im ehemaligen Saunabereich des Bades und mit separatem Zugang an der Ostseite des Gebäudes ein neuer Jugendtreff für alle im Alter zwischen zehn und 27 Jahren geöffnet – wobei der Schwerpunkt wegen der benachbarten Schulen auf dem Teeniealter liegen dürfte. „Die Idee für diesen Treff ist 2016 im Jugendgemeinderat aufgekommen; wir haben das sehr gerne begleitet“, sagte die Erste Bürgermeisterin Renate Schmetz. Die Jugendlichen haben ihrem neuen Treffpunkt auch schon einen Namen gegeben: LBC heißt er – Ludwigsburg City, Campus und Central.

 

Bei der Neugestaltung der Räume musste wegen des Denkmalschutzes behutsam vorgegangen werden. So wird der Bar- und Küchenbereich von Fliesen an Wand und Boden dominiert, und durch leichte Vertiefungen im Boden merkt man auch jetzt noch, wo früher das Wasser ablief. Auch der vorbeugende Brandschutz war in dem historischen Gebäude eine Herausforderung.

Altes und Neues in schönem Miteinander

Generell wurde Altes und Neues geschickt miteinander verbunden. So wurden im früheren Tauchbecken hölzerne Bänke im Saunastil installiert – ein außergewöhnliches Ambiente für Gespräche im kleineren Rahmen. Nahe des früheren Stadtbad-Haupteingangs befindet sich ein großer Raum, der mit verschiedenen Spielen von Gesellschaftsspielen über Billard bis Kicker ausgestattet ist und in dem man die vorhandenen Holzwürfel sowohl als Sitzgelegenheit als auch Tisch nutzen kann.

Für viele dürfte aber der Medienraum das Highlight sein – eigentlich sind es zwei Räume, die über einen großen Bogendurchgang miteinander verbunden und mit einem schalldämmenden Textilbelag an den Wänden ausgestattet sind. Ein großer Fernseher, ein Laptop und ein Gaming-PC lassen keine Wünsche offen, zugleich können die beiden Sozialarbeiter Johannes Albrecht und Irina Aust aber auch Einfluss nehmen, wenn jemand zu exzessivem Medienkonsum tendiert, und Gespräche über einen kritischeren Umgang damit führen.

Rund eine dreiviertel Million Euro Kosten

Die Ausstattung des Medienraums sei zum Teil mit Fördergeldern aus dem Corona-Aufholprogramm der Bundesregierung finanziert worden, sagte Johannes Albrecht bei einer Besichtigung durch die Mitglieder des Sozial- und Bildungsausschusses. Der Ausbau des ehemaligen Saunabereichs, der knapp anderthalb Jahre gedauert hat, hat die Stadt rund 750 000 Euro gekostet.

Um das LBC noch mehr mit Leben zu füllen, können die Jugendlichen auch besondere Aktionen vorschlagen, die dann gemeinsam mit den beiden Sozialarbeitern umgesetzt werden. Auch die bislang noch etwas kahl wirkenden Wände sollen nicht auf Dauer so bleiben.

Gute Vernetzung dank der Lage am Schulcampus

Mit der Eröffnung des zentralen Jugendtreffs enden die Provisorien, die nötig wurden, weil das Schülercafé PaSta , das in einem ans Stadtbad angebauten Pavillon untergebracht war, nach einem Wasserschaden 2019 nicht mehr zu retten war und abgerissen wurde. Zwischenzeitlich gab es Container im Hof des Goethe-Gymnasiums; dann stellte der CVJM in der Karlstraße Räume für das Jugendcafé Mitte zur Verfügung.

Die Lage im früheren Stadtbad bietet einige Chancen. „Hier soll verknüpft und vernetzt werden; wir kooperieren mit den umliegenden Institutionen“, erklärte Patrick Burtchen, der Leiter der Abteilung Jugend bei der Stadt. Von besonderem Vorteil ist zudem, dass in der Mensa, die bereits 2019 im ehemaligen Schwimmbecken eingerichtet wurde, auch ein Selbstlernzentrum angesiedelt ist. „Wenn jemand Probleme mit den Hausaufgaben hat, können wir da kurz rüber und das in Ruhe klären“, so Johannes Albrecht. Denn die Öffnungszeiten von Selbstlernzentrum und Jugendtreff überschneiden sich ein Stück weit: Das Selbstlernzentrum, in dem Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse in Ruhe und mit guter technischer Ausstattung beispielsweise ihre Hausaufgaben machen können, kann bis 17 Uhr genutzt werden. Das LBC öffnet von Dienstag bis Freitag und jeden zweiten Samstag ab 15 Uhr und schließt um 20 Uhr – mit Ausnahme des Freitags, wo der Jugendtreff bis um 21 Uhr zur Verfügung steht.

Offizielle Eröffnung Ende April geplant

Ein weiterer Vorteil: Sollte es im LBC einmal zu wenig Tische und Stühle geben – denn die Räume können außerhalb der Öffnungszeiten auch von externen Kooperationspartnern genutzt werden –, kann man unkompliziert die aus der Mensa ausleihen. Und sollte im neuen Jugendtreff einmal weniger los sein, können sich Johannes Albrecht oder Irina Aust in ihr neues Büro zurückziehen.

Was noch gestaltet werden muss, ist das Außengelände. Aber bis zur offiziellen Eröffnung des LBC Ende April soll auch das weitgehend fertig sein. Und dann beginnt ja auch erst die Freiluftsaison.

Das Stadtbad und seine Geschichte

Der Anfang
Im Jahr 1907 wurde das Stadtbad errichtet. Man konnte dort nicht nur schwimmen, sondern auch saunieren. Und – was heute kaum mehr vorstellbar ist: Wer kein eigenes Badezimmer zu Hause hatte, konnte eines der Wannenbäder in den kleinen Nebenräumen des Gebäudes nutzen. Auch die Eröffnung des Stadionbads 1969 tat der Beliebtheit des Stadtbads kaum Abbruch. Denn es war ruhiger, das Wasser wärmer.

Das Ende
 Weil die Stadträte eine Sanierung des Jugendstilbads zu teuer fanden, wurde 2015/2016 das Campusbad gebaut, das Stadtbad wurde 2019 zu einer Mensa. Billiger wurde das Gesamtpaket aber nicht.