Es gibt auch originelle Songs zum Thema Fußball. Den Beweis liefert das österreichische Multitalent Der Nino aus Wien.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Wien - In der deutsch-sprachigen Popmusik kommt der Fußball nur ganz selten über eine Mitgrölrolle hinaus. Stellvertretend dafür steht der Song „54, 74, 90, 2006“ von Sportfreunde Stiller. Dass ein solches Lied aus wirtschaftlichen Interessen entstanden ist, zeigt sich zum einen an der Bierzelt-Melodie und zum anderen daran, dass es vier Jahre später in „54, 74, 90, 2010“ umgetextet und somit recycelbar gemacht wurde. Zum Glück wurde Deutschland in Brasilien Weltmeister, sonst wäre man gar nicht mehr aus dieser musikalischen Endlosschleife herausgekommen.

 

Dass der Fußball und die Popmusik auch anspruchsvollere Doppelpässe spielen können, zeigt ein aktuelles Beispiel aus Österreich. Nino Mandl alias der Nino aus Wien spricht mit dem gerade veröffentlichten Lied „Unentschieden gegen Ried“ allen leidgeprüften Fußballfans aus dem Herzen, die von ihrem Club einmal zu oft enttäuscht worden sind. Der 31 Jahre alte Nino aus Wien ist Liedermacher, gleichzeitig Punk und Poet und damit eine Mischung aus André Heller und Johnny Rotten. In Österreich schafft er es so regelmäßig in die Charts.

Sehen Sie hier das Video zu „Unentschieden gegen Ried“

Nino Mandl ist Anhänger von Rapid Wien. Seine Enttäuschung über die Leistungen seines Clubs und im österreichischen Fußball überhaupt hat ihn zu diesem Protestsong inspiriert. Der Auslöser, sich diesem Thema zu widmen, war das titelgebende Rapid-Unentschieden gegen den Außenseiter SV Ried. Und so heißt es in dem Song: „Oba jetzt hob i gnuag. Von dem Eierkick. Do geh i liaba ind Natur und schau den Blatteln beim Wehen zua, ois dass i mia so an Kick gib. Unentschieden gegen Ried.“ Und dann wird an bessere Zeiten erinnert, an einen Rapid-Sieg gegen Ajax Amsterdam und an Nationalspieler wie Kurt Jara oder Andreas Ogris.

Nino Mandl hat auch keine Lust mehr auf die Rapid-Viertelstunde. Es gehört zur kulturellen Eigenheit beim österreichischen Rekordmeister, dass die letzten 15 Minuten von den Fans lautstark eingeklatscht werden, weil das Team aus dem Bezirk Hütteldorf früher bekannt dafür war, eine Partie in der Schlussphase noch zu drehen. Stattdessen beschreibt Der Nino seine Verzweiflung: „Do bleib i liaba zhaus und sauf. Und nimm im Fernsehn a Quizshow auf. Unentschieden gegen Ried.“