Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)
War Götz von Berlichingen weniger skrupellos als der Absberger?
Götz von Berlichingen war meines Erachtens ein zutiefst rechtschaffener Mann; natürlich gingen auch seine Fehden mit Gewaltanwendung einher, und gelegentlich floss auch Blut. Mitunter hat er die Spielräume des Fehderechts schon ausgereizt. Und wenn er den Nürnbergern schaden konnte, hat ihn das immer gefreut. Die Feindschaft mit Nürnberg war während des ganzen späten Mittelalters das große, den fränkischen Ritteradel untereinander und mit den Burggrafen beziehungsweise Markgrafen verbindende Thema. Sie wurde von den fränkischen Hohenzollern in deren Auseinandersetzung mit der Stadt stets begünstigt und befeuert. Da hat Götz sehr gern mitgemacht, aber skrupellos war er dabei ganz gewiss nicht!
Wie war das mit der Burg Hornberg über dem Neckar? 1517 kaufte Götz von Berlichingen die Burg samt zugehöriger Herrschaft um 6500 Gulden und lebte dort mit seiner Familie bis zu seinem Tode 1562.
Götz hat Burg Hornberg von dem Lösegeld bezahlt, das er im Zusammenhang mit der Mainzer Fehde für die Freilassung eines von ihm gefangenen Grafen von Waldeck, eines Mainzer Parteigängers, erhalten hatte. Das war durchaus konform mit dem geltenden Fehderecht der Zeit und wurde auch nie rechtlich angefochten. Übrigens hat der Mainzer Erzbischof, der dazu verpflichtet gewesen wäre, dem getreuen Grafen von Waldeck dessen Schaden nie ersetzt.
Zurück zum Begriff Raubritter . . .
. . . der bis heute politisch instrumentalisiert wird. Man hört ihn, wenn der Staat die Steuern erhöht, wenn die Ölkonzerne die Preise erhöhen und bei vielen anderen Gelegenheit, wenn wir uns „ausgenommen“ fühlen. Man sieht daran, dass es sich um kein spezifisch adliges Phänomen handelt. Es geht um politische Polemik.
Können Sie weitere Fehde-Ritter nennen?
Götz von Berlichingen fällt einem beim Stichwort Fehde nicht zuletzt deshalb ein, weil Goethe ihn mit seinem Drama populär gemacht hat. Daneben wäre im 15. Jahrhundert an Hans von Rechberg zu denken, der im schwäbischen Raum viele Fehden führte und dabei auch selbst Federn lassen musste. Franz von Sickingen wird gern mit der frühen Reformation in Zusammenhang gebracht und als deren Förderer gerühmt. Das ist nicht falsch, aber darüber gerät vielfach in Vergessenheit, dass Sickingen ein rücksichtsloser Gewaltmensch war, der sich 1522 mit dem Erzstift Trier gleich ein ganzes Fürstentum aneignen wollte, alles andere als eine Lichtgestalt!
1523 zerstörte der Schwäbische Bund bei einer Strafexpedition gegen Fehde-Ritter über 20 Burgen, darunter das Schloss der von Aschhausen.
Götz von Berlichingen blieb damals verschont. Das hatte ganz verschiedene Gründe, die hier nicht im einzelnen ausgeführt werden können, lag allerdings auch daran, dass man ihm viel vorwerfen konnte, aber keine Kriminalität!