Nahezu zehn Jahre hat eine Agendagruppe für die Erhaltung der Gartenstadt in Korntal gekämpft. Letztlich war sie erfolgreich. Nun hat die Öffentlichkeit Einblick in die privaten Kleinode.

Korntal-Münchingen - Große stattliche Häuser, umgeben von großen Gärten. Wer dort, in der Korntaler Gartenstadt wohnte, musste vor rund zehn Jahren manch missliebige Worte hören, sah sich zudem neidischen Blicken ausgesetzt. Von den „Leuten da oben im Hang“, war die Rede, erinnert sich Jürgen Frank. Und mal mehr, mal weniger offen sahen sich die Mitglieder der Agendagruppe 8 dem Vorwurf ausgesetzt, sich aus purem Eigennutz für die Bewahrung des Wohngebiets mit großen Häusern und noch größeren Gärten im Norden von Korntal einzusetzen. Heute sei das anders, meinen Beate Roller und Franks Ehefrau Renate. „Man weiß die Gartenstadt zu schätzen“, sagt Roller. Doch bis das erreicht war, gab es zum Teil erbitterte Auseinandersetzungen zwischen der lokalen Agenda, dem Gemeinderat und dem damaligen Bürgermeister der Stadt.

 

Offene Gärten in der Region

Die beiden Frauen gehören zu den Organisatoren der Veranstaltung „Offene Gärten“. 19 Eigentümer beteiligen sich daran und machen ihre Gärten jetzt der Öffentlichkeit zugänglich.

Offene Gärten gibt es Mitte Juni im Mittleren Neckarraum auch rund um Esslingen, dort bereits zum zehnten Mal. Anlässlich des Ortsjubiläums organisieren die Korntaler Macher von 2010 und 2013 zum dritten Mal den Tag in ihrem Ort.

Ob „Stäffeles-Garten mit Charme und Kraut“, wie die Besitzer ihn beschreiben oder Gärten im mediterranen Stil, außerdem alte Apfelbäume, Tannen, Kiefern, dazwischen Häuser aus den 1930er Jahren in neu strukturierten Gärten: So vielfältig die Grundstücke sind, bilden sie doch eine Einheit als grüne Lunge Korntals, als Frischluftschneise auch.

Gutachten mit vernichtendem Ergebnis

Diesen Wert hatte die Kommunalpolitik lange verkannt. Anfang der 2000er Jahre war der Gedanke vorherrschend, in der wachsenden Region Wohnraum schaffen zu müssen. Die Lokale Agendagruppe führte zum Teil heftige Diskussionen mit Stadträten und vor allem dem damaligen Bürgermeister Peter Stritzelberger. Das war für Wolf Ohl, Sprecher der Agendagruppe und im BUND aktiv, der Anlass, für den Gemeinderat zu kandieren. Es wurden 15 Jahre. Am Sonntag stellte sich der Grünen-Stadtrat nicht mehr zur Wahl.

Ohl und seine Mitstreiter kritisierten eine zu massive und zu dichte Bebauung. Sie sahen die Erhaltung der Gartenstadt, den offiziell auch Stadtverwaltung und Gemeinderat auf ihre Fahnen geschrieben hatten, dadurch gefährdet. Die Verwaltung widersprach. Doch ein Gutachten, das die Stadt in Auftrag gab, kam zu einem vernichtenden Ergebnis: der Gartenstadtcharakter sei „teilweise erheblich beeinträchtigt und nachhaltig gestört“.

Wäre mehr möglich?

Das bekräftigte die Lokale Agenda und die Grünen erst recht, an ihrem Ziel festzuhalten. Die Atmosphäre zwischen Rathausspitze und Agenda indes blieb angespannt und änderte sich erst mit Stritzelbergers Nachfolger im Amt, Joachim Wolf. Unter seiner Ägide verabschiedete der Gemeinderat eine Erhaltungssatzung, um den Charakter der Gartenstadt zu bewahren. Sie erlaubt Neubauten und damit die Anpassung an heutige Wohnbedürfnisse, soll aber auch die gewachsene Natur schützen. Ohl geht sie nicht weit genug. „Man hätte noch einiges mehr machen können“, kritisiert er und nennt als Beispiel eine Baumschutzverordnung. Versöhnlicher äußert sich Jürgen Frank „Wir haben unser ursprüngliches Ziel erreicht.“

Vielleicht hat eine Sitzbank dazu beigetragen, dass die Korntal-Münchinger die Gartenstadt inzwischen schätzen. Die Franks haben sie vor ihrem Grundstück aufgestellt. „Manche setzen sich drauf“, erzählt Renate Frank, „und genießen.“