Nach einem Zwischenfall im Kaufhaus Breuninger ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung. Am Montag hatten elf Angestellte über Übelkeit und Kopfschmerzen geklagt. Sie seien stundenlang giftigen Abgasen ausgesetzt gewesen, so die Polizei.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Nach einem Zwischenfall im Kaufhaus Breuninger am Marktplatz ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung. Am Montag hatten elf Angestellte über Übelkeit und starke Kopfschmerzen geklagt. Sie seien mehrere Stunden lang giftigen Abgasen ausgesetzt gewesen, die über die Lüftungsanlage in die Verkaufsräume gelangt waren, sagte der Polizeisprecher Thomas Geiger. Kunden mit Beschwerden hätten sich nicht gemeldet.

 

Zu dem Unfall kam es, da eine Firma in den Räumen des Kaufhauses ein Notstromaggregat im Probebetrieb laufen ließ, so die Polizei. Dieser Test seit geplant gewesen, jedoch für die Nachtstunden, wenn die Lüftungsanlage abgeschaltet gewesen wäre. Das bestätigte auch der Sprecher der Firma Breuninger, Christian Witt. Fälschlicherweise startete die Fremdfirma, die das Gerät für Breuninger aufbauen sollte, den Test jedoch im laufenden Betrieb, so dass die Gase in die Lüftungsanlage gerieten, das hätten die ersten Ermittlungen der Polizei ergeben. „Normalerweise ist die Lüftungsanlage aus, wenn ein Notstromaggregat angeworfen wird“, sagte der Unternehmenssprecher. Schließlich gehe es ja im Falle eines Stromausfalles nur darum, Licht zu haben, die Klimaanlage werde dann nicht betrieben. Das Aggregat habe so gestanden, dass durch ungünstige Windverhältnissen die Abgase in die Anlage geraten seien.

Verdacht auf Kohlenmonoxid-Vergiftung

Mehrere Stunden lang habe dieser Zustand angedauert. Nach und nach hätten Mitarbeiter Beschwerden bekommen und sich gemeldet. Das Gerät war um 14.30 Uhr in Betrieb gegangen und hatte offenbar einen Defekt. Die Ursache wurde am späten Nachmittag bemerkt. „Unsere Arbeitsschutzkräfte machten sich auf die Suche nach der Quelle. Sie stellten fest, dass der Testlauf für die Nacht geplant gewesen sei, und tippten daher auf diesen als mögliche Fehlerquelle“, so Christian Witt. Die Kollegen, denen es schlecht geworden sei, hätten am Dienstag alle wieder gearbeitet. Gegen 17.30 Uhr schalteten die Mitarbeiter das Aggregat ab. Das Untergeschoss im Bereich der Kinderbekleidung, wo der Geruch bemerkt worden war, wurde gesperrt. Bei der Feuerwehr ging der Alarm erst um 19.14 Uhr ein. „So eine Lage entwickelt sich“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Erst nach und nach würden in solchen Fällen die Folgen der giftigen Gase bemerkt. So sei zu erklären, warum die Rettungskräfte erst so spät gerufen wurden. Bei den Beschwerden handele es sich womöglich um Vergiftungserscheinungen, wie sie typisch seien für das Atemgift Kohlenmonoxid. Vorsichtshalber seit gegen 19.45 Uhr das ganze Haus geräumt worden, auch wenn die Messungen der Feuerwehr ergeben hätten, dass keine Grenzwerte überschritten worden seien, berichtete Christian Witt.

Mitarbeiter teilweise erst am Dienstag informiert

Mitarbeiter von Breuninger kritisierten, sie seien nicht über den Zwischenfall informiert worden. „Wir haben das mitgeteilt, über die interne Kommunikation und über die Abteilungsleiter“, sagt Witt zu der Kritik, die Angestellten hätten von dem Vorfall aus der Zeitung erfahren. Da manche Abteilungen schon früher Feierabend gehabt hätten, habe man sie erst am Dienstagmorgen in Kenntnis setzen können.