Thomas Weber will die Gastroszene in der Großen Kreisstadt mit seinem Speiselokal bereichern – mit einem Angebot, das immer seltener gemacht wird.

Ditzingen - Gemischter Braten mit Spätzle, Ofenschlupfer. Große und kleine Portionen. Vesper. Und natürlich Kartoffelsalat – „ein schwäbisches Heiligtum“, sagt Thomas Weber. Er hat den Ratskeller in Ditzingen für zunächst fünf Jahre gepachtet. Die Speisekarte solle von schwäbischer Küche geprägt, aber für Aktionen wie Weißwurstfrühstück, Muschel- oder Pilzgerichte offen sein und zwei Tagesgerichte ausweisen. So stellt sich der gelernte Metzger und Koch die Speisekarte vor, die er seinen Gästen im Ditzinger Ratskeller vorlegen möchte. „Linsen und Spätzle – damit ist es nicht getan.“

 

Der Wirt sucht nicht den Vergleich, er geht andere Wege

Er will außerdem „schwäbische Tapas“ anbieten, wie er es nennt, also Häppchen schwäbischer Genüsse für all jene Gäste, bei denen es beispielsweise abends nach dem Elternabend oder der Probe heiße „a bissle Hunger hätt ich scho“.

Weber sagt, er habe sich umgesehen im Ort, wisse nun, was es noch nicht gebe. Mit dem nahen Wichtel werde er nicht ins Gehege kommen, ist er sich sicher. Aber klar sei für ihn auch, dass man mit so einem Gastronomiebetrieb „nicht groß reich wird.“ Es sei ein knüppelharter Job, in dem der Tag 13, 14, auch 15 Stunden habe.

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Die Arbeit in der Gastronomie sei nicht für jeden das richtige, „man muss ein Herz dran haben“. Dazu gehöre auch „die Freundlichkeit am Gast“. Diese fordert er von seinem Servicepersonal ein. Der persönliche Kontakt sei elementar, dazu zähle auch „das Blöckle“, auf der die Bestellung notiert wird. Eine anonyme Bestellnummer in ein elektronisches Gerät einzugeben, das, sagt Weber, gebe es bei ihm nicht. Das habe ihn sein eigener Gastronomiebetrieb gelehrt, sechs Jahre lang war er selbstständig.

Erfahrungen hat Weber nach eigenem Bekunden in der Branche reichlich gesammelt. Er arbeitete im Schlachthof, in der Großküche eines Samariterstifts, beim TSV Korntal, als Küchenchef in Gerlingen, im Imbiss- und zuletzt als Metzger im Real, dem Warenhaus, das letztlich veräußert wurde. Das Hin und Her um die Zukunft seines Jobs zermürbte, er ging, nahm sich eine Auszeit – und wurde auf die Anzeige der Ditzinger aufmerksam, die einen Pächter für den Ratskeller suchten. Die Idee, mit 59 Jahren noch einmal etwas Eigenes zu machen, gefiel ihm. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, lautet nun das Motto.

Frische Waren aus der Region

Gelernt hat der 59-Jährige in einer Metzgerei in Stuttgart. Er sammelte Berufserfahrung in einer Stuttgarter Schlachterei, ehe er vier Jahre zur Bundeswehr ging. „Schiffskoch war mein großer Traum.“ Daraus wurde nichts, der Liebe wegen. Weber, gebürtig aus Stuttgart-Zuffenhausen, der später lange in Weilimdorf lebte, blieb in der Region.

Die Familie hatte später im eigenen Gastronomiebetrieb ausgeholfen, sie soll auch jetzt im Ratskeller wesentlich dazu beitragen, dass das Angebot im Ort angenommen wird. Der Schwiegersohn etwa wird hinterm Tresen stehen. Weber selbst will kochen. Ohne Geschmacksverstärker, ohne Fertigprodukte. Mit frischen Waren aus der Region. Er wolle das bieten, was in anderen Wirtschaften nicht mehr auf der Speisekarte stünde.

Eigentlich hätte er schon Mitte März öffnen wollen. Da noch einige Reparaturarbeiten durch die Stadt anstünden, sei nun der 1. April geplant. In seinen Gedanken, so scheint es, hat Weber allerdings längst geöffnet. Die 50 Plätze im Innenraum sind belegt, und auch für die 40 Gäste draußen auf der Terrasse ist längst gedeckt.