Am liebsten wäre Uta Wagner, wenn der Ochsen in Uhlbach geöffnet wäre wie seit 140 Jahren. Wenn ihre Schwester in der Küche schaffen würde und sie sich um die Buchhaltung und den Wein kümmern könnte. Aber Elke Wagner ist im Mai verstorben, in dem Gasthaus wird seither nur sporadisch gekocht. „Mit dem Ochsen muss es weitergehen“, sagt Uta Wagner. Alleine will und kann sie die Wirtschaft allerdings nicht betreiben. Die 69-Jährige arbeitet an einer Nachfolgeregelung, die Bestand hat – was vermutlich Jahre dauern wird. In der Zwischenzeit könnten in Uhlbach weitere Schließungen folgen: Auch in der Krone und im Löwen ist die Zukunft altershalber ungewiss. Mit ihrem geplanten Tagescafé in der Ortsmitte füllt Annette Currle von der Besenwirtschaft Dreimädelhaus immerhin bald eine Lücke.
Das Negativbeispiel ist der Hasenwirt
Ein Beispiel, wie es nicht laufen sollte, hat Uta Wagner sofort parat: Kaum verabschiedete sich das Ehepaar Stritzelberger 2016 in den Ruhestand, wurde der Hasenwirt in Uhlbach in Wohnraum umgewandelt. „Ich will es nicht verkaufen, ich will es erhalten“, betont sie seit Jahren. Nach dem Tod ihrer Schwester ist das Anliegen umso dringlicher geworden. „Uhlbach bekommt alles geschenkt“, lautet ihr Plan. Mit einer Stiftung will Uta Wagner das Erbe ihrer Familie für den Ort und seine Bewohner weiterleben lassen. Weder Wohnungen noch einen Imbiss oder internationale Küche kann sie sich im Ochsen vorstellen, er soll ein Raum für „schwäbische Kultur und Gastronomie“ bleiben. Verpachtet werden kann das Lokal ihrer Meinung nach aber erst nach einer Sanierung und unter dem neuen Konstrukt.
Im Löwen ist am Wochenende fast zu viel los
„Wir sind im Moment ein wenig überfordert“, sagt Herbert Winkle. Wenn das Wetter am Wochenende schön ist, muss der Wirt von der Weinstube Löwen Dutzende Ausflügler wegschicken, weil er sie nicht alle bedienen kann. In der Vereinsgaststätte Bei Kosta und im Dreimädelhaus vom Weingut Currle sei die Lage gleich. „Dass der Ochsen nichts mehr macht, ist schlecht für uns und für Uhlbach“, findet der 83-Jährige. Obwohl sie längst das Alter erreicht haben, gehen Herbert Winkle und seine Frau Christine vorerst nicht in Rente. Ihr Ziel ist das 30-jährige Dienstjubiläum – das 2025 erreicht ist. Was dann aus dem 400 Jahre alten Haus wird, ist so unklar wie beim Ochsen: „Uns ist es wichtig, dass es weitergeht und schwäbisch bleibt“, sagt auch Herbert Winkle. Theoretisch könnte der Sohn seiner Frau übernehmen, aber Michael Huppert betreibt in Heslach sehr erfolgreich ein Sternerestaurant.
Nur noch Mittagstisch für die Stammgäste
„Ich weiß auch nicht weiter“, sagt Maria Engel vom Restaurant Zur Krone. Ihr gehe es wie Uta Wagner: Im Sommer ist ihr Mann verstorben, seither stehe sie ganz alleine in der Weinstube. Auf den Mittagstisch hat sie das Angebot beschränkt, nur am Samstag ist das Lokal abends geöffnet. Bis zum Jahresende will die 71-Jährige mindestens weitermachen, fürs kommenden Jahr hat sie auch Buchungen entgegen genommen. „Nach 36 Jahren hängt man dran und gibt es nicht ohne weiteres ab“, erklärt Maria Engel. Für ihre Stammgäste mache sie es gerne – bis sie nicht mehr kommen könnten, die meisten seien 80 Jahre und älter. Einen Pächter sucht sie nicht, „wenn, dann verkaufen wir es“, sagt sie über die Zukunft der Krone in Uhlbach.
Neues Tagescafé am Uhlbacher Platz
Vom kommenden Sommer an soll es dann am Uhlbacher Platz Mittagessen, Kaffee und Kuchen, Eis und vielleicht Frühstück geben. Eigentlich hätte das Tagescafé von Annette Currle und ihren zwei Mitstreiterinnen im Frühjahr 2022 eröffnen sollen, doch der Genehmigungsprozess zog sich in die Länge. Drei Verkaufsautomaten mit regionalen Lebensmitteln hat sie dort schon platziert, die „mit großem Erfolg angenommen“ wurden. Damit rechnet sie auch für das neue Projekt. „Es ist ein Jammer, dass sich die Gastronomie bei uns im Ort so schlagartig reduziert“, sagt Annette Currle, nun könne der Bedarf nicht mehr gedeckt werden. Das Dreimädelhaus erhält deshalb immer wieder negative Kommentare im Internet. Es sei zu voll, dort herrsche zu viel Rummel, lautet die Kritik.
Eine Stiftung für die Uhlbacher Vereine
„Uhlbach liegt mir einfach am Herzen“, sagt Uta Wagner. Ihr Wunsch ist es, dass die örtlichen Vereine von der noch zu gründenden Ochsen-Stiftung profitieren, deshalb sollten Vertreter daraus im Stiftungsrat sitzen. Sie will, so lange sie lebt, als Vorsitzende agieren. Viel konkreter sind ihre Pläne nicht, erst muss die Erbschaftssteuer geregelt werden, was allein zwei Jahre dauern dürfte. „Die Wirtschaft wird nicht mehr sein wie mit uns“, sagt Uta Wagner, „aber es muss weitergehen und die Richtung muss stimmen.“