Er lebt speziell in Baden-Württemberg unter den unterschiedlichsten Namen – und er lebt nicht lange: der Hefemann. Zeit für die Würdigung einer Nikolausspezialität.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

In Stuttgart heißt er Weck(en)mann, im Raum Karlsruhe Damdedei und am Hochrhein Grättimaa. Die beliebte Hefefigur hat wohl nirgendwo so viele unterschiedliche Namen wie in Baden-Württemberg. Jetzt ist wieder Hochsaison für den wohlschmeckenden Gesellen. „Am Montag hat es angefangen, am Dienstag haben wir schon doppelt so viele verkauft. Aber eigentlich konzentriert sich die Nachfrage auf den 6. Dezember“, sagt Bernd Mildenberger von der gleichnamigen Bäckerei in Backnang.

 

Dort stellt man Weckenmänner in unterschiedlichem Aussehen, aus unterschiedlichen Teigen und in unterschiedlichsten Größen her. „Wir verwenden Hefeteig oder Mürbteig“, sagt Mildenberger. Manche der Figuren sind mit Schokolade verziert, andere mit Mandelsplittern oder Hagelzucker – und es gibt auch salzige Modelle für den Schoppen am Nikolausabend. Die Formen habe man teilweise aus Draht selbst gezogen.

Tradition seit dem frühen Mittelalter

In manchen Orten kommt der Weckmann schon am Martinstag auf den Tisch. In Baden-Württemberg hat es sich aber auf den Nikolaustag eingependelt, wo er seinen Konsumenten schöne Rosinenaugen macht. In Oberschwaben bis Konstanz heißt die Figur deshalb auch Klausenmann, in Bayern und Österreich hört er auf den Namen Krampus, den furchteinflößenden Begleiter des Bischofs.

Historisch steht der Weckmann in der Tradition der Gebildebrote, die schon im frühen Mittelalter gebacken wurden. Allerdings sei das süße Gebäck nicht in allen deutschsprachigen Regionen bekannt, stellt die Universität Salzburg fest. Sie hat eigens einen Atlas zur deutschen Alltagssprache konzipiert, der vor allem im Osten Deutschlands viele weiße Flecken aufweist. Was nicht ist, kann aber noch werden. Denn bei einer früheren Erhebung in den 1970er und 1980er Jahren war der Hefemann auch in Bayern noch weitgehend unbekannt gewesen.

Woher die Namen kommen

Im Norden ist der Weckmann hingegen als Stutenkerl schon lange heimisch. Wie beim Weckmann bezieht sich dieser Name auf die sonst übliche Form des Hefegebäcks. Den in Nordbaden bekannten Damdedei bringen die Forscher aus Österreich hingegen mit einem Dampel, einem ungeschickten Menschen, in Verbindung. Das Wort Grättimaa, das Hochrhein üblich ist, dürfte hingegen auf das Schweizer Wort grätten zurückgehen, das eine Fortbewegung mit gespreizten Beinen beschreibt.

Wie dem auch sei: am 7. Dezember ist der Zauber auch schon wieder vorbei, zumindest bei der Bäckerei Mildenberger. Dann werden nur noch die länger haltbaren Klausenmänner abverkauft. Bald sorgt die Backstube schon mit den nächsten Sondereditionen für Abwechslung auf den Frühstückstischen: Neujahrsbrezel und Dreikönigskuchen. Aber das ist eine andere Geschichte.