Die Grünen-Politiker Dennis Mihlan und Andreas Müller schickten „Leserbriefe“ mit falschem Namen an die „Kieler Nachrichten“, um ihren politischen Gegnern zu schaden.

Stuttgart - Die erste Email ging im Mai 2018 bei der Redaktion der „Kieler Nachrichten“ ein. Ein „Walter Stängel“ schrieb darin unter anderem: „Wann merken die Verantwortlichen, dass wir Bürger uns nicht für dumm verkaufen lassen?“ Im nächsten Brief von August 2018 wendet sich der Autor unter anderem an die CDU und die SPD in der Stadtvertretung Schwentinental, einer Kleinstadt bei Kiel in Schleswig-Holstein. „Walter Stängel“ wirft den Fraktionen vor, aus persönlichen Befindlichkeiten heraus zu handeln, anstatt das Gemeinwohl im Blick zu haben. Der vermeintliche Leserbrief wird veröffentlicht.

 

So geht es weiter bis zum Juli dieses Jahres. Mehrere Briefe von „Walter Stängel“ gehen ein, einige werden veröffentlicht. Die Politik anderer Parteien wird kritisiert, zum Teil ergreift der Autor Partei für die Grünen. Auch ein Mann namens „Bernd Seiler“ schickt einen Leserbrief.

Redaktion wird misstrauisch

Die Redaktion der „Kieler Nachrichten“ wird misstrauisch und recherchiert. Die Journalisten hegen den Verdacht, dass es die Leserbrief-Autoren „Walter Stängel“ und „Bernd Seiler“ gar nicht gibt. Die E-Mail-Adresse, die verwendet wurde, um Leserbriefe an die Redaktion zu senden, führt zu dem Lokalpolitiker Dennis Mihlan. Später stößt die Redaktion auch auf ein Facebook-Profil, das unter anderem genutzt wird, um sich politisch zu äußern. Auch dieses Profil führt zu Mihlan. Die Redaktion vermutet, dass Mihlan und ein zweiter Grünen-Lokalpolitiker namens Andreas Müller hinter den Briefen stecken. Nach mehreren Konfrontationen gestehen die beiden schließlich: Sie sind „Walter Stängel“ und „Bernd Seiler“. So berichten es die „Kieler Nachrichten“ in einer Chronologie der Vorfälle.

Die beiden ehrenamtlichen Lokalpolitiker sind Medienberichten zufolge mittlerweile von ihren Ämtern in der Stadtvertretung Schwentinentals zurückgetreten. Ihre Mandate in der Stadtvertretung und im Kreistag wollen sie den Berichten zufolge aber behalten. CDU, SPD, FDP und die Fraktion der Schwentinentaler Wählergemeinschaft fordern Mihlan und Müller demnach auf, die Mandate ebenfalls niederzulegen. Laut der „Kieler Nachrichten“ gab es massive Kritik von Lesern an dem Verhalten der beiden.

Politiker bitten um Entschuldigung

In einer Stellungnahme schreiben Mihlan und Müller: „Wir bedauern die Vorfälle zutiefst, halten sie uns doch einen Spiegel vor, für einen politischen Stil, den wir selbst wiederholt kritisiert haben und von dem wir nie wollten, dass er unserer würde.“ Sie bitten in der Stellungnahme um Entschuldigung.