Gegenwind für Fellbach Scheitert das erhoffte Windrad an der Grabkapelle?

Die Grabkapelle auf dem Württemberg aus der Vogelperspektive: Das Windrad könnte im Hintergrund links stehen – der Bereich gehört zur Fellbacher Gemarkung Foto: Jürgen Pollak (/)

Die Stadt Fellbach erkennt in der Ablehnung des Standorts auf dem Kappelberg durch die Region „gravierende methodische Mängel“. Der Verband Region Stuttgart hingegen verweist darauf, dass auf dem Württemberg aus landschaftsästhetischer Sicht keine Windenergienutzung erfolgen dürfe.

Anderorts wettern diverse Widerstandsgruppen gegen die von der Region Stuttgart anvisierten Standorte für die Nutzung der Windenergie. In Fellbach ist es genau andersherum: Dort würde die Stadt gerne ein Windrad auf dem hauseigenen Kappelberg bauen. Die dafür unter dem Fachbegriff RM-20 auserkorene Fläche findet allerdings beim Verband Region Stuttgart keine Gnade. Der Grund ist die etwa eineinhalb Kilometer westlich gelegene Grabkapelle.

 

Mögliche Fläche auf dem Kappelberg gehört komplett der Stadt Fellbach

Die Herausnahme der Wind-Prüffläche aus dem vorliegenden Entwurf des Regionalplans wird in Fellbach allerdings nicht akzeptiert. Zwar betreiben die Stadtwerke Fellbach bereits auf der Schwäbischen Alb im Landkreis Heidenheim eine Windenergieanlage – die vier Windräder werden demnächst durch zwei neue moderne 244-Meter-Windrad-Giganten ersetzt. Doch auch auf dem Hausberg – die Flächen befinden sich allesamt im Eigentum der Stadt Fellbach – soll bald ein Windrad stehen.

Rechtzeitig zur Abgabefrist an diesem Freitag, 2. Februar, werben die Fellbacher in ihrem zwölfseitigen Statement deshalb für einen regionalen Sinneswandel. Der dürfte allerdings nicht so einfach zu erzielen sein. Denn im Umweltbericht der Region geht es um die „Bewahrung des Natur- und Kulturerbes“ und um „raumwirksame Kulturdenkmale“, bei denen „aus landschaftsästhetischer und kulturhistorischer Sicht“ eine Nutzung durch Windenergie nicht infrage komme. Also bei der Burg Hohenneuffen, der Burg Teck oder eben der „Grabkapelle auf dem Rotenberg“, die freilich, wie Ortskundige wissen, zwar auf Markung Stuttgart-Rotenberg, aber auf dem Württemberg steht.

Umstrittene Standorte: Mögliche Windräder bei Fellbach und Waiblingen

RM 20 ist der gewünschte Standort in Fellbach. Foto: Grafik: Bodo Zapletal

Die Stadt Fellbach hingegen rügt „gravierende inhaltliche und methodische Mängel“, die Region habe die Vorgaben des Landesamts für Denkmalpflege unkritisch übernommen. Bemängelt werden „veraltete Datengrundlagen“ und eine „vor über zehn Jahren erstellte Studie“. Eine Fotosimulation aus dem Jahr 2012 bilde keine realistischen Sichtachsen ab.

„Eine bloße Sichtbarkeit eines Teils einer Windkraftanlage ist bei Weitem noch keine negative Beeinträchtigung des Landschaftsbilds.“ Denn: „In einem Umkreis von 360 Grad rund um die Grabkapelle ist in einem Sichtbereich von circa 270 Grad eine urbane, hoch technisierte Umgebung zu sehen – insbesondere das Daimler-Werk sticht hier hervor – und nur in einem Sichtbereich von circa 90 Grad eine Landschaftsumgebung, die ihrerseits ebenfalls stark als Kulturlandschaft, insbesondere Weinbau, überprägt ist.“

Von der Grabkapelle 1,5 bis zwei Kilometer entfernt

Im Gremium stieß „die sehr gut formulierte Stellungnahme“, wie OB Gabriele Zull das von Baudezernentin Beatrice Soltys und Britta Steinerstauch vom Stadtplanungsamt maßgeblich erarbeitete Papier lobte, ebenfalls auf große Unterstützung. „Während wir auf der Alb Fremdflächen beanspruchen, wäre es natürlich zu begrüßen, eine oder mehrere Anlagen auf der eigenen Markung zu bauen, sodass auch für unsere Bürgerinnen und Bürger unser Einsatz für grünen Strom sichtbar wird“, erklärte Ulrich Lenk (Freie Wähler/Freie Demokraten). Dass dieses von der Grabkapelle etwa 1,5 bis zwei Kilometer entfernte Windrad pauschal als ungeeignet eingestuft werde, sei „nicht mehr zeitgemäß“. Andreas Möhlmann (SPD) brachte es so auf den Punkt: „Die Energiewende kann nur vor Ort gelingen.“

Intensiver Gedankenaustausch mit der Region

Die mit den anderen Kommunen im Planungsverband Unteres Remstal (PUR) abgestimmte Expertise wird nun in der Hoffnung auf weiteren Austausch gen Stuttgart gesandt. OB Zull: „Wir wollen ins Gespräch gehen, das ist sehr wichtig.“

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