Wer immer daheim ist und isst, stößt nicht nur auf alte Fotos sondern auch auf alte Rezepte.

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Stuttgart - Es fühlt sich an, als ob unser altes Leben mit uns Schluss gemacht hat. Von einem Tag auf den anderen waren wir alle zu Hause. Wahrscheinlich hat jeder ein paar Dinge, die man mit dieser Corona-Flatten-the-Curve-Situation verbindet: Da werden Schränke und Keller ausgemistet, dort wird durch Parks und Wälder gejoggt, im Garten gegraben und gepflanzt. Derweil in der Küche: Sauerteig angesetzt, Bananenbrot gebacken, Nudelteig geknetet, Bärlauchpesto in Gläser gefüllt. Und bei Arnold Schwarzenegger traben ein Pony und ein Esel namens Whisky und Lulu durch den Garten – und alle Welt ist entzückt ob dieser Unbeschwertheit.

 

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Diese Ausnahmesituation macht etwas mit uns und unserem Gehirn: Menschen vergessen ihre Brille auf dem Kopf, den Geldbeutel im Auto, die Kaffeetasse im Bad. Das sei völlig normal, heißt es in einem Text der „New York Times“. Beruhigend. Und es ist bestimmt auch eine Art, mit der Homeoffice-Schooling-Cooking-Situation klarzukommen, dass man sich an früher erinnert: in Fotokisten wühlt, Zeitschriften aussortiert und Gerichte kocht, mit denen man sich an Geschmäcker und unbeschwerte Zeiten erinnert. Das sind einfache Dinge: Bratkartoffeln mit Spiegelei, Schupfnudeln und bei mir auch das Kindheitsessen der Oma mit bessarabischen Wurzeln.

Obwohl Hefeteig mein Endgegner in der Küche ist, habe ich mich an Dampfnudeln versucht. Sie sind – natürlich – nicht so wunderbar aufgegangen in der Pfanne, in der sie mit Milch ausgebacken wurden. Aber der Boden war genauso schön goldbraun und kross wie damals. Die Käsknöpfle sind quasi die sehr einfache Art von Ravioli oder Maultaschen. Der Teig (Mehl, Ei, Wasser, Salz) wird mit einer Quark-Ei-Mischung gefüllt. Mehr nicht.

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Ich habe die dreieckigen Gebilde in der Pfanne in zerlassener Butter gebraten. Dazu gab es Gurkensalat. Ein Essen, für das die alten Teller mit Goldrand ausgepackt wurden. Ein echtes Krisenessen. Kochen wir das Beste daraus.