Der botanisch-zoologische Garten hat erstmals Nachwuchs bei den Geparden bekommen. Offensichtlich hat das Zuchtkonzept verfangen: Man hatte die Männchen und Weibchen zuvor in getrennten Gehegen auf Entzug gesetzt.

Manchmal wollen die Tiere nicht so wie die Zoologen. Die Geparden in der Wilhelma zum Beispiel. Seit 1967 werden diese Raubkatzen dort gehalten, doch erst jetzt, nach 55 Jahren, kamen die ersten Jungtiere zur Welt – und dann gleich fünf. „Für uns ist das fast wie ein Fünfer im Lotto“, sagt Volker Grün, Leiter der Zoologie in der Wilhelma.

 

Ein Glücksspiel war es gleichwohl nicht, vielmehr Expertenkalkül. Man hatte die Beobachtung gemacht, dass bei wild lebenden Geparden die Katzen Einzelgängerinnen sind und die in Gruppen auftretenden Kater nur zur Paarung aufsuchen. Dem Prinzip ist die Wilhelma gefolgt. „Für einen Zoo ist es ungewöhnlich, für dieselbe Tierart an separaten Stellen zwei Gehege einzurichten“, sagt Kuratorin Kerstin Ludmann. „Aber Kater und Katze sollen sich nicht permanent sehen, hören und riechen, sonst entwickeln Zuchtpaare eine rein geschwisterliche Beziehung.“

Der richtige Zeitpunkt für Herrenbesuch

Also frischte die Wilhelma vor drei Jahren das angestammte Gehege auf, das Brüderpaar Haraka und Zawadi aus dem Zoo La Boissière du Doré bei Nantes zog ein. Für die Geparden-Dame Niara aus dem Salzburger Zoo ist die Wasserlandschaft der ehemaligen Eisbärenanlage aufgefüllt und gepardengerecht gestaltet worden, wofür der Förderverein mehr als die Hälfte der Umbaukosten von 300 000 Euro übernommen hat. Seit Anfang 2021 residiert Niara dort allein.

Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für den Herrenbesuch? Klar, wenn Niara rollig ist. Dann aber komme es laut Wilhelma auf wenige Stunden an. Der erste Anlauf mit Haraka verlief im Sande, die Begegnung zwischen Niara und Zawadi hingegen trug Früchte. Lange mussten sich die Pflegerinnen und Pfleger gedulden, bis die ersten Welpen in der Wurfbox zu erkennen waren – und es wurden Woche für Woche mehr. Zuletzt waren fünf Babykatzen an der Brust der Mutter zu erkennen. „Es war wie bei der Ziehung der Lottozahlen“, meint Volker Grün, „man weiß recht bald, ob man gewonnen hat, aber noch nicht wie viel, und mit jedem Treffer wird das Glück größer.“ Im Juni sind die Kleinen geboren worden, seit Donnerstag präsentiert Niara ihren Nachwuchs stolz im Außengehege.

Hunde im Einsatz für Raubkatzen

Zum Artenschutz-Engagement der Wilhelma gehört die Unterstützung des Cheetah Conservation Funds in Namibia. Dadurch können Herdenschutzhunde ausgebildet werden, die Hirten helfen, Angriffe von Geparden auf Zuchtvieh abzuwehren. Das Ziel ist, dass Viehhalter weniger Jagd auf die Raubtiere machen. Bei nur noch rund 7500 Tieren sind sie seltener als Löwen und Leoparden.