Der geplante Mensabau für das Schulzentrum erfordert ein neues Verpflegungskonzept für die Schulen – das sorgt nun für Unmut.

Wer kennt das nicht? Fragt man Kinder nach ihren Vorlieben, stehen Pommes frites mit Schnitzel oder Spaghetti Bolognese oft ganz oben auf der Wunschliste. Dass Schulmensen anders funktionieren, ist klar. Doch wenn es darum geht, was gutes Essen ausmacht, prallen die Ansichten schnell aufeinander, wie der Fall Gerlingen zeigt.

 

Noch steht sie nicht, die neue Mensa für das Gerlinger Schulzentrum. Debattiert wird im Gemeinderat aber jetzt schon heftig übers Essen, das hier künftig rund 450 Kindern am Tag serviert werden soll. Spätestens 2026, wenn der Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung in den Grundschulen umgesetzt werden muss, braucht Gerlingen eine zentrale Mensa für seine Schulen.

Zwei Menülinien sollen angeboten werden

Die Zeit drängt also: Und weil nicht nur die Frage, für wie viele Kinder, sondern auch wie dort in Zukunft gekocht wird und ob überhaupt, bauliche Auswirkungen haben wird, muss die Stadt bereits jetzt ein Verpflegungskonzept erarbeiten. Das sieht nun vor, dass in der neuen Schulzentrumsmensa und an den anderen Gerlinger Schulstandorten in Zukunft jeden Tag zwei Menülinien angeboten werden sollen: eine vegetarische sowie eine sogenannte Menülinie „Mischkost“.

Letztere beinhaltet drei Mal in der Woche ein Fleischgericht, einmal Fisch und wiederum ein vegetarisches Menü. Nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollen hierfür mindestens 30 Prozent saisonales, frisches Obst und Gemüse zum Einsatz kommen sowie 20 Prozent Bioprodukte.

Bereitgestellt werden sollen die Menüs auf der Grundlage eines sogenannten Mischküchenkonzepts, das vorsieht, dass die Speisen von einem externen Dienstleiter unter Einsatz von frischen Lebensmitteln, aber auch von bereits verarbeiteten Produkten vor Ort zubereitet werden. Wichtig zum Verständnis: Eine echte Frischküche ist das nicht.

Konzept stößt auf massive Kritik

Auf massive Kritik ist das Konzept in der letzten Gemeinderatssitzung vor den Sommerferien vor allem bei Teilen der Jungen Gerlinger und der Grünen gestoßen. „Die jetzt vorgeschlagene Lösung macht den Eindruck, dass die Speisen nur mit einzelnen frischen Elementen garniert werden“, beanstandete etwa Lukas Kuntz. „Das ist nicht das, was wir uns unter einer echten Mischküche vorstellen.“

Der Stadtrat der Jungen Gerlinger betonte, dass die Stadtverwaltung die Qualitätsstandards der DGE nicht ernst nehme. So empfehle die Organisation zum Beispiel maximal ein fleischhaltiges Mittagessen pro Woche. „Stattdessen ist nun die dreifache Menge an Fleisch vorgesehen.“ Auch in Hinblick auf die Klimaschädlichkeit von Fleischprodukten kritisierte Kuntz die Entscheidung. Die Grünen verwiesen in einer Stellungnahme darauf, dass bei einer entsprechenden Ausschreibung „keine Kriterien einer nachhaltigen Beschaffung eingefordert“ werden.

Wie die Stadtverwaltung erklärte, sei das Konzept gemeinsam mit Schüler- und Elternvertretern ausgearbeitet worden. „Wenn man Menschen an einem Entscheidungsprozess beteiligt, ist es wichtig, dass man sie auch hört und nicht etwas komplett anderes macht“, sagte Bürgermeister Dirk Oestringer (parteilos). Trotz der Kritik nahm der Gemeinderat das Verpflegungskonzept am Ende mit vier Gegenstimmen und einer Enthaltung an.

Kostendeckel von 4,25 Millionen Euro im Haushalt vorgesehen

Verweigert haben die Stadträte indes nun erst einmal ihr Plazet für den von der Verwaltung eigentlich bereits priorisierten Mensa-Standort auf dem ehemaligen Gelände der Realschulsporthalle. Stattdessen entschied sich der Gemeinderat dafür, den tatsächlichen Flächenbedarf der künftigen Mensa, für die im Haushalt eine Kostendeckel von 4,25 Millionen Euro vorgesehen ist, noch einmal überprüfen zu lassen. Auswirkungen auf die benötigte Fläche hätte beispielsweise eine Veränderung der Küchengröße oder die Ausgestaltung des Schichtbetriebs, also die Frage, ob die Schüler in zwei oder drei Schichten das Mittagessen erhalten.

In einem nächsten Schritt soll das Ergebnis der Flächenbedarfsprüfung noch einmal mit den sechs ursprünglich zur Auswahl stehenden Standortvarianten abgeglichen werden. Nach den Ferien will die Stadtverwaltung entsprechende Zahlen vorlegen.