Viele Unikliniken in Baden-Württemberg stecken in der Krise. Die Standorte Tübingen und Ulm bleiben in den roten Zahlen. Heidelberg dagegen steht besser da.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Stuttgart - Die Universitätskliniken Tübingen und Ulm stecken weiter in einer wirtschaftlichen Krise. Nachdem der Standort Tübingen bereits aus dem Jahr 2011 mit einem Verlust von 4,6 Millionen Euro herauskam, ist auch das abgelaufene Jahr negativ beendet worden. „Es wird wieder ein Minus werden“, bestätigte eine Sprecherin. Allerdings sei der Verlust gegenüber 2011 „deutlich reduziert“ worden. Genaue Zahlen nannte die Universitätsklinik nicht. Im Dezember sprach der Klinikvorstand gegenüber Journalisten allerdings von einem zu erwartenden Jahresdefizit in Höhe von 2,3 Millionen Euro.

 

Die schlechteste Bilanz im Land legte 2011 die Universitätsklinik Ulm vor, sie musste einen Verlust von 6,8 Millionen Euro einräumen. „Wir werden für 2012 wieder einen Verlust vorweisen müssen“, sagt ein Kliniksprecher. Die endgültige Bilanz liege erst Mitte Februar vor, doch es werde wieder ein Minus „in Millionenhöhe“ sein.

Beide württembergischen Häuser hatten im abgelaufenen Jahr mit Stellenstreichungen reagiert. Die Sparmaßnahmen dürften sich auch 2013 fortsetzen, wenngleich zumindest die Tübinger Klinikleitung laut ihrer Pressestelle von einer „schwarzen Null“ spricht, die man 2013 erreichen wolle.

Zunehmender Arbeitsdruck

Beschäftigte der beiden defizitären Landeskrankenhäuser beschweren sich seit Langem über einen zunehmenden Arbeitsdruck; zu wenig Personal müsse sich inzwischen um zu viele Patienten kümmern. In Tübingen beispielsweise ist die Zahl der sogenannten Überlastanzeigen an Chefärzte, Pflegedirektion oder Personalrat auf ein Allzeithoch gestiegen.

In Ulm ist in dieser Woche eine geplante Sparmaßnahme vom Verwaltungsgericht Sigmaringen gestoppt worden. Die Richter untersagten der Klinikleitung, die kardiologische Rehabilitationsambulanz zu schließen; der Ulmer Sportmediziner Jürgen Steinacker hatte dagegen geklagt, dass sein Arbeitsbereich privatisiert werden sollte.

Dass sich auch profitabler wirtschaften lässt, zeigten 2012 erneut die Unikliniken Heidelberg und Freiburg. Eine Sprecherin in Freiburg vermeldet „ein leicht positives Ergebnis“. Aus Heidelberg verlautet: „Es sieht so aus, dass wir wohl eine schwarze Null haben.“ Dieses Ergebnis sei trotz erheblicher Bautätigkeiten und damit verbundener Vorfinanzierungen erreicht worden, sagt eine Sprecherin. Als Beispiel nannte sie den Umzug in eine neue Haut- und Frauenklinik sowie den Bau eines neuen pathologischen Instituts. Das nächste Großprojekt, der Bau einer neuen Chirurgie, ist mit einem Architektenwettbewerb ebenfalls in die Wege geleitet worden.

Keine Jubelstimmung

Jubelstimmung herrscht in Heidelberg allerdings nicht. Die kaufmännische Direktorin Irmtraut Gürkan, die 2012 für alle Universitätskliniken die Tarifverhandlungen führte, sagt: „Wir haben einen großen Stau an Investitionen.“ Wie auch die Ulmer Klinik beim Bau der neuen Chirurgie habe Heidelberg seine jüngeren Bauprojekte nach politischer Vorgabe aus eigener Kraft vorfinanzieren müssen. Der 50-prozentige Landesanteil wiederum fließe nur in Tranchen. Ein Problem sei zudem, dass die Krankenkassen keinen ausreichenden finanziellen Ausgleich für die steigenden Personalkosten zahlten. Heidelberg habe 2012 ein Minus nur durch eine „Leistungssteigerung im Bereich der Hochleistungsmedizin“ verhindern können.

Dass die Ergebnisse der Universitätskliniken neuerdings stark auseinanderlaufen, ist indessen kein baden-württembergisches Phänomen. Nach Angaben des Verbandes der Universitätsklinika (VUD) erwirtschafteten 2011 insgesamt zehn Unikliniken ein negatives Jahresergebnis. Zehn Krankenhäuser legten ein ausgeglichenes Ergebnis vor, zehn weitere landeten in den roten Zahlen. Eine Umfrage zeige, so eine VUD-Sprecherin, dass alle deutschen Uniklinken mittelfristig von einer sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage ausgingen. Der Verbandschef Michael Albrecht warnt: „Sind die Universitätsklinika erst kaputtgespart, dann ist es zu spät.“