Das Giraffenbaby aus der Wilhelma sorgt im Netz für Entzückung. Doch es wird auch gefragt, ob der Bulle eines Tages getötet wird. Die Antwort der Wilhelma beruhigt nicht unbedingt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Das Giraffenbaby, das am Samstag in der Wilhelma zur Welt kam, hat die Leserinnen und Leser der Stuttgarter Zeitung entzückt. Ein Foto des Giraffenbullen kam bis Donnerstagmittag bei Facebook auf rund 15.000 „Gefällt mir“-Angaben und weit mehr 1000 Kommentare und hat inzwischen eine eigene Facebook-Seite.

 
 

Das Tier kann mittlerweile im Giraffenhaus besichtigt werden, auch Radio und Fernsehsender haben Beiträge geplant. Der Besucherandrang sei bisher aber noch nicht mit dem bei den Gorillababys zum Jahreswechsel oder dem Nashornbaby von Oktober vergleichbar, heißt es in der Wilhelma.

Zwei Fragen stellen sich nicht nur die StZ-Leser, die den Facebook-Eintrag kommentiert haben. Erstens: wie soll das Tier heißen? Zweitens: Ergeht es ihm so wie dem Giraffenbullen, der vor einem Jahr in Kopenhagen getötet wurde?

„Erweiterte Familie“

Anders als beim Nashornbaby wollen die Tierpfleger in der Wilhelma den Namen selbst vergeben, und zwar noch diese Woche. „Die Tiere zählen zur erweiterten Familie“, sagt der Wilhelma-Sprecher Harald Knitter. Kein Wunder, wenn sie so niedlich sind wie der neugeborene Bulle.

Den zu fotografieren sei gar nicht so einfach gewesen, berichtet Knitter: „Das Tierchen ist sehr aktiv, er ist nicht leicht zu fotografieren. Aber irgendwann ist er müde geworden und quasi im Sitzen eingeschlafen.“ In dem Moment sei das Foto entstanden, das auf Facebook so viel Entzückung hervorgerufen hat.

In Stuttgart kann er nicht bleiben

Auf Facebook regen sich auch Ängste, das Tier könne getötet und verfüttert werden. Was uns zur Antwort auf die zweite Frage bringt. Vor ziemlich genau einem Jahr sorgte ein Fall im Zoo von Kopenhagen für Aufregung: Damals wurde der (gesunde) Giraffenbulle Marius getötet und an Löwen verfüttert - fast auf den Tag genau zwei Jahre nach seiner Geburt.

Wird es der neugeborenen Giraffe in der Wilhelma ähnlich ergehen? Der Wilhelma-Sprecher Harald Knitter erklärt auf StZ-Nachfrage, „es wäre falsch zu sagen, das wird bei uns nie so sein“. Ins Giraffengehege der Wilhelma passe eben nur eine bestimmte Zahl von Tieren, und wenn sich kein geeigneter Zoo fände, an den man Giraffen abgeben könne, bliebe eben nur die Tötung, so Knitter.

Das sei aber nur die allerletzte Option, sagt Ulrike Rademacher. Sie ist in der Wilhelma für Säugetiere zuständig. Giraffen, so die Zoologin, können wie alle anderen in der Wilhelma geborenen Tiere nicht im selben Gehege wie ihre Eltern bleiben - weil sonst die Gefahr besteht, dass die Tiere mit ihrem eigenen Vater oder ihrer eigenen Mutter Inzest begehen. "Es ist klar, dass auch der Giraffenbulle nicht ewig hierbleibt", sagt Rademacher.

Stuttgarter Giraffen für die Welt

Eine Giraffe wurde in der Wilhelma noch nie getötet. In der Vergangenheit habe man in Stuttgart geborene Giraffen etwa nach Krakau, Nürnberg, Debrecen und Skopje abgegeben. Die Eltern des Neugeborenen, Kiburi und Hanck, kommen aus Frankfurt und Rotterdam. Bis jetzt habe die Wilhelma deren Kinder sämtlich an andere Zoos abgegeben.

"Der am Samstag geborene Giraffenbulle bleibt ja auf jeden Fall zwei, zweieinhalb Jahre bei der Mutter", sagt Ulrike Rademacher. Was danach passiere, sei offen. "Wir haben jedenfalls keine Schlachtpläne und gehen davon aus, dass wir ihn irgendwo hinvermitteln."

"Tiere zu schlachten ist nicht unser Ziel, wir ziehen keine Futtertiere heran“, sagt der Wilhelma-Sprecher Harald Knitter. Dass die Giraffen im Zoo dann lieber gar keinen Nachwuchs zeugen dürfen, sei aber die schlechtere Option: „Nachwuchs zeugen zu können gehört zur artgerechten Haltung dazu.“