Während im Land spekuliert wird, ob Cem Özdemir die Nachfolge von Winfried Kretschmann antreten will, frühstückt der Grünen-Politiker in Musberg entspannt im Haus von Ringer-Weltmeister Frank Stäbler. Was hat er über seine Ambitionen gesagt?

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Im ganzen Land wird seit Freitag eine Frage diskutiert: Was ist dran an dem Bericht der „Bild“-Zeitung, wonach Cem Özdemir als Spitzenkandidat für das Amt des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg antritt? Der Bundeslandwirtschaftsminister lächelt gerade viel – auch bei seinem Frühstückbesuch im Haus des früheren Weltklasse-Ringers Frank Stäbler in Musberg.

 

Der dreifache Weltmeister ist heute Keynote-Speaker und Personal Trainer. Er unterstützt Unternehmen in den Bereichen Mentoring und Motivation. Will er auch den Grünen-Politiker motivieren? Bei Kaffee und Butterbrezeln am heimischen Esstisch, an dem auch Jens Zimmermann, der frühere Manager des Sportlers, teilnimmt, fragt Frank Stäbler den Minister gleich mal, ob er denn in zwei Jahren bei der Landtagswahl seinen Hut in den Ring werfen will.

Frank Stäbler findet Özdemir als Politiker gut

Cem Özdemir antwortet mit einer Gegenfrage: „Was meint ihr denn, soll ich es tun?“ Der Hausherr muss nicht lange überlegen. „Einen so bodenständigen und bürgernahen Spitzenpolitiker findet man selten“, erwidert er. „Ich würde es sehr begrüßen.“

Der Moderator und Spielermanager Jens Zimmermann, der für die Grünen bei der Gemeinderatswahl in Stuttgart kandidiert und bei der Fußball-EM Stadionsprecher in der MHP-Arena sein wird, sieht es so: „Einen so erfahrenen und versierten Politiker, leidenschaftlichen Demokraten mit großer Erfahrung in Europa und im Bund, dazu immer eine hohe Verbundenheit zur Heimat, dem Ländle und seinem Wahlkreis, könnten wir als nächsten Ministerpräsidenten sehr gut gebrauchen.“

Özdemir lächelt – und sagt nichts

Der derart Gelobte nimmt die Antworten mit einem Lächeln zur Kenntnis, äußert sich aber nicht weiter dazu – aber ein Dementi kommt auch nicht.

Theo Stäbler, Franks Vater und Landwirt, der für die CDU im Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen sitzt, kommt auch noch hinzu. Die Runde diskutiert über die Probleme der Landwirtschaft. Nach dem Frühstück wird der Minister über den Hof geführt. Franks Bruder Stefan Stäbler, der intensiv auf dem Hof mithilft, fährt gerade mit dem Traktor vor dem Eingang zum „Worldcamp“ des früheren Weltmeisters vor. Frank Stäbler zeigt Özdemir den umgebauten Hühnerstall, der seit fünf Jahren ein Trainingscamp ist.

Stäbler, Zimmermann und Özdemir hatten sich im veganen Restaurant vhy! von Timo Hildebrand kennengelernt. Sie saßen an Tischen nebeneinander und verstanden sich auf Anhieb gut. Der Minister war auch beim „Last Fight“ des Ringers in Ludwigsburg dabei.

Bei seinem Besuch in Musberg zeigt der Bundeslandwirtschaftsminister also, wie er mit der Frage umgeht, ob er Kretschmann beerben will. Er antwortet mit der Gegenfrage, ob er’s tun soll. Und sammelt Meinungen, bevor seine Partei offiziell bekannt gibt, wer Spitzenkandidat wird.