Das Buchstäbchen im Stuttgarter Westen und der Vaihinger Buchladen haben mit 23 anderen Buchhandlungen im Land das Gütesiegel „Ausgezeichneter Lesepartner“ erhalten.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Einen Zuschuss von etwa 5000 Euro könnte Myriam Kunz gut gebrauchen, damit sie den Nebenraum ihrer Buchhandlung Buchstäbchen am Bismarckplatz im Stuttgarter Westen wieder angemessen bespielen kann. Doch diese Zusage konnte ihr der Kulturstaatssekretär Arne Braun nicht machen. Dafür hat er ihr das Gütesiegel „Ausgezeichneter Lesepartner für Kinder- und Jugendliteratur Baden-Württemberg 2023/2024“ mitgebracht. Dies stellvertretend für 24 weitere Buchhandlungen im Land, die damit belohnt werden für ihre besonderen Bemühungen im Bereich der Leseförderung. In Stuttgart und dem Umland sind dies außer dem Buchstäbchen der Vaihinger Buchladen, der Bunte Bücherladen in Filderstadt sowie die Buchhandlung Taube in Waiblingen und in Marbach.

 

Viel los im Buchstäbchen

Die kleine Monika hätte an diesem Tag den Rummel nicht gebraucht in ihrem Buchstäbchen. Zielstrebig bahnt sie sich mit ihrem Foxterrier den Weg zu der ihr vertrauten Leseecke, weiß auch offensichtlich schon genau, was sie da tun will. Doch die Aufenthaltsqualität ist an diesem Tag nicht so wie sonst, zuviel ist gerade los mit Menschen, die sich jetzt erst mal nicht so sehr für die dort ausgestellten Bücher interessieren. Deshalb geht sie auch bald wieder.

Auch für Myriam Kunz und ihr neunköpfiges Team ist dieser Rummel längst noch nicht alltäglich. Die Folgen von Corona sind noch längst nicht ausgestanden, das Verhalten der Kunden hat sich wahrscheinlich dauerhaft verändert. Und auch wenn die ersehnte finanzielle Hilfe ausbleibt, schätzt Kunz dennoch die so erzielte Aufmerksamkeit. Wie die Kolleginnen in Vaihingen ist sie wiederholt mit diesem Gütesiegel ausgezeichnet worden, außerdem hat Kunz mit ihrem Geschäftsmodell auch schon den Deutschen Buchhandelspreis erhalten, der wiederum mit einem Preisgeld versehen ist.

Innovative und originelle Formate

Und so begründet die aktuelle Jury ihre Auswahl: „Mit Leidenschaft und Enthusiasmus geben die ausgezeichneten Buchhändlerinnen und Buchhändler sowohl Kindern, Jugendlichen und ihren Elter als auch Lehrerinnen und Lehrern literarische Impulse mit auf den Weg.“ Gelobt wird die „enge Zusammenarbeit mit Multiplikatoren wie Schulen, Kindergärten und Bibliotheken“ sowie die Veranstaltungsprogramme mit „sehr innovativen und originellen Formate zur Leseförderung und Lesemotivation. Dabei adressierten die Buchhandlungen auch gesellschaftsrelevante Themen wie Krieg und Vertreibung und engagierten sich in ihren Aktionen auch für ukrainische Kinder“, so die Jury.

Die Vorzüge des Vorlesens

Um da noch mehr bieten zu können, hat Kunz eben diesen Nebenraum angemietet in unmittelbarer Nachbarschaft zum Buchstäbchen. Das war ein vielseitig genutzter Veranstaltungsort, doch wegen Corona waren bald keine Publikumsveranstaltungen mehr möglich. Heute ist das ein Präsentationsort für außergewöhnliche Bücher und andere Dinge. Das heißt, hier werden auch Bücher gezeigt, die nicht der üblichen Neuerscheinungsroutine unterliegen, die im Buchstäbchen eh nur eine untergeordnete Rolle spielt. „Da ist eine Auswahl zu sehen, die meine Kolleginnen persönlich getroffen haben“, so Kunz. Und denen bescheinigt sie eh das bessere Geschick, das passende Buch an die passenden Kunden zu vermitteln. Was sie aber gerne wieder verstärkt machen würde, wären mehr Lesungen. „Gerade das Vorlesen ist sehr wichtig. Das sind Erlebnisse, die sich einprägen, auch für viele Jahre später“. Und da ist sich Kunz einig mit Braun, weshalb sich beide eingehend darüber unterhalten, wie das so ist und war mit dem Vorlesen vor den eigenen Kindern.

Mit dem Kunststaatssekretär dürfte Kunz deshalb auf jeden Fall einen neuen Kunden hinzugewonnen haben. Dass die Verleihung des Gütesiegels stellvertretend für die anderen Standorte ausgerechnet im Westen im Buchstäbchen stattgefunden hat, sei seine Entscheidung gewesen, so Braun: „Ich wohne hier im Westen und fahre oft mit dem Fahrrad vorbei. Da wollte ich doch auch mal wissen, wie es in dem Laden ausschaut. Und da ist das jetzt ja eine gute Gelegenheit“.