Rund 2,2 Millionen Euro müssen die Stadtwerke Waiblingen investieren, um das Hallenbad in Neustadt zu sanieren. Der Gemeinderat hat dem Vorschlag nun zugestimmt. In einer zweiten Etappe soll die Außenhülle für weitere 2,5 Millionen Euro erneuert werden.

Waiblingen - Auf den ersten Blick mache das Hallenbad in Neustadt einen guten Eindruck, hat Wolfram Völlger den Gemeinderäten am Donnerstagabend bescheinigt. „Es ist sehr gepflegt, der Sprungturm ist gut, und die Nutzung ist rege“, sagte der Stuttgarter Architekt, der sich auf den Bau und die Sanierung von Bädern spezialisiert hat. Nach dieser guten Nachricht kam die schlechte: Im Untergeschoss des Anfang der 1970er-Jahre erbauten Neustädter Hallenbads liegt vieles im Argen. Die Betonkonstruktion ist durch austretende Chloride schwer beschädigt und der Brauchwasserspeicher korrodiert, was dazu führen könnte, dass sich gefährliche Legionellen bilden. Auch die Lüftungstechnik ist defekt, Ersatzteile gibt es keine mehr.

 

Es stehe also „eine großflächige Betonsanierung“ an, erklärte Völlger, zudem müsse die Technik komplett erneuert, eine neue Badewasserhydrationsanlage und ein Schwallwasserbecken gebaut werden. Das alles wird nach Völlgers erster grober Schätzung rund 2,2 Millionen Euro kosten. In fünf oder mehr Jahren, so die Empfehlung, könne man dann in einem zweiten Bauabschnitt die energetische Sanierung des Hallenbads angehen, sprich: die Außenhülle des Gebäudes ersetzen und die Duschen und Toiletten erneuern.

Ein Neubau würde circa 7,3 Millionen Euro kosten

Für den zweiten Bauabschnitt veranschlagt Völlger derzeit Kosten von etwa 2,5 Millionen Euro – alles „Erfahrungswerte“, wie betont wurde. Denn eine gründliche Untersuchung des Bads soll es erst geben, wenn das Büro mit dem Bau beauftragt worden ist. Insgesamt rechnet der Architekt für beide Abschnitte mit einer Bauzeit von 16 Monaten. „Ein Neubau in gleicher Größe würde 24 Monate Bauzeit bedeuten und rund 7,3 Millionen Euro kosten.“

Der Oberbürgermeister Andreas Hesky sagte, eine Sanierung in zwei Etappen habe auch den Vorteil, dass man nach der für 2017 anvisierten Teilsanierung in Neustadt im Jahr 2018 die ebenfalls dringend nötige Sanierung des Hallenbads in der Kernstadt angehen könne. Dort müsse der Sanitär- und Umkleidebereich sowie die Gaststätte erneuert und eine neue Nutzung für die leerstehende Sauna gefunden werden.

Nahezu sämtliche Fraktionen begrüßten eine Sanierung des Hallenbads Neustadt. Lediglich in der SPD-Fraktion war man sich nicht einig. Der Fraktionsvorsitzende Roland Wied kündigte an, man werde „zwiespältig abstimmen“. Er war der Meinung, das Thema sei nicht ausreichend „in der breiten Öffentlichkeit“ diskutiert worden, obwohl es „um sehr viel Geld geht“. Das müssten die Stadtwerke erst mal verdienen und im Zweifelsfall müsse man die Millionen aus der Stadtkasse zur Verfügung stellen. Die Stadt müsse nicht jedem Verein optimale Voraussetzungen bieten und „Schwimmunterricht kann auch im Sommer im Freibad stattfinden“, so Wied.

Alle Bäder sind ausgelastet

Julia Goll (FDP) sagte, die Bäderinfrastruktur in Waiblingen – drei Hallenbäder, zwei Freibäder und ein Lehrschwimmbecken – möge zwar üppig wirken, aber alle Bäder seien ausgelastet. Peter Abele (CDU) betonte, das Bad sei nicht nur für Neustadts Bürger, sondern für alle Waiblinger wichtig: „Wenn es wegfallen würde, hätte das Auswirkungen auf alle.“ Andreas Hesky sagte, die Diskussion über eine Schließung von Bädern habe man vor vier Jahren „intensiv, ausführlich und öffentlich geführt“. Damals habe man sich geeinigt, dass die Bäder in Neustadt und Hegnach zu Vereinsbädern werden. In Neustadt sparten die Vereine seitdem jährlich 100 000 Euro ein, in dem sie die Badeaufsicht selbst organisierten. Im Gegenzug habe der Gemeinderat damals in Aussicht gestellt, das Bad bei Bedarf zu sanieren. Nun gelte es, Wort zu halten. Mit zwei Enthaltungen wurde die Sanierung schließlich beschlossen.