Seit 1988 gastiert der Hamburger Fischmarkt auf dem Stuttgarter Karlsplatz. Die Buden stehen dort in diesem Jahr bis zum 2. Juni. Die Fischhändler mussten sich wegen der Fußball-EM entscheiden: Sie haben Stuttgart den Vorzug vor München gegeben.
Ganz entspannt zusammensitzen, auf charmante Weise Gespräche führen, ein Wir-Gefühl entwickeln – wer einem so viel Gutes nahelegt, der muss ein Conferencier sein. Und zwar ein guter, wenn diese Rechnung aufgeht. Und Stefan Wolter ist so einer. Er ist bei der Eröffnung des Hamburger Fischmarkts in Stuttgart an diesem Donnerstagmittag derjenige, der die Ansagen macht, der die Rednerinnen und Redner vorstellt, der für gute Laune und für gute Gefühle sorgt.
Vom Snack zum Tellergericht
Denn die Stuttgarter freuen sich auf ihren Fischmarkt. Am späten Vormittag laufen viele noch mit irgendeinem Fisch-Snack in der Hand an den Buden vorbei, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Zwei Stunden später bietet sich ein ganz anderes Bild: Viele Tische sind belegt, jetzt gibt es die richtige Mahlzeit auf dem Teller und diese bitte mit Bedienung. Und die kommt auch prompt. Eben, wie es der Stuttgarter auf seinem Hamburger Fischmarkt gewohnt ist.
Stuttgart vor München
Seit 1988 gibt es den nun auf dem Karlsplatz. Und in diesem Jahr wurde damit sogar das Gastspiel des Hamburger Fischmarkts in München ausgestochen. Wegen der Fußball-EM ist der Eventkalender der städtischen Großereignisse in der Republik etwas durcheinander geraten, die Schausteller von der Waterkant mussten eine Entscheidung treffen: München oder Stuttgart.
„Und es war für uns keine Frage, dass wir uns in diesem Fall für Stuttgart entscheiden“, erinnert sich Klaus Moritz aus dem Vorstand der Veranstaltergemeinschaft: „Hier gibt es so viele Leute, die uns Jahr für Jahr tatkräftig unterstützen, dass dieser Markt in dieser Form hier jährlich stattfinden kann. Stuttgart ist uns ans Herz gewachsen. Das hier ist für uns familiär“, fasst Moritz die Stimmung zusammen. Er verweist auf Einrichtungen wie die Backfischrutsche, die es schon seit 1988 gibt. Und er macht auf Neuigkeiten aufmerksam: Erstmals sind jetzt etwa die Elbjungs präsent mit ihren T-Shirts und den frechen Sprüchen drauf, neu sind Langos aus Kiel und Lachs vom offenen Feuer.
Krabbenbrötchen zwischen zehn und zwölf Euro
„Da ist für jeden Geldbeutel was dabei“, erklärt Alexandra Sußmann, Stuttgarts Sozialbürgermeisterin, in ihrer Eröffnungsrede. Aber sie macht auch eine Einschränkung: Das Krabbenbrötchen kostet mehr als es die Stuttgarter gewohnt sind, es wird in der Tat zwischen zehn und zwölf Euro angeboten in diesem Jahr. Dem Hanseaten bleibt da nur der Galgenhumor: „Vor vier Wochen wurden die Krabben auf dem Großmarkt zugeteilt, da sind längst nicht alle zum Zug gekommen. Da waren die Krabbenbrötchen noch um einiges teurer.“ Satt wird der Besucher auf dem Fischmarkt allerdings trotzdem. Einen Teller mit verschiedenen frittierten Teilen von Meeresbewohnern kostet neun Euro – und das ist ein gut gefüllter Teller.