Die Zahl der Hautkrebserkrankungen nimmt zu. Experten raten, sich nicht zu stark in der Sonne zu aalen. Auf dem Deutschen Hautkrebskongress in Frankfurt diskutieren Hautärzte über die Folgen der schädlichen UV-Strahlen.

Stuttgart - Vor der Sonne sind nicht alle gleich: Menschen mit dunkler Haut machen die ultravioletten Strahlen weniger aus, als Menschen mit heller Haut. Doch egal ob hell oder dunkel: dass man sich nicht ungeschützt der prallen Sonne aussetzen sollte, ist mittlerweile bekannt. Dennoch nimmt die Zahl der Hautkrebserkrankungen in den vergangenen Jahren stetig zu. „Betrachtet man alle Hautkrebsarten zusammen, sind Tumorerkrankungen der Haut in Deutschland mittlerweile die häufigste Krebsart. Allein der schwarze Hautkrebs ist jährlich für den Tod von 3500 Menschen verantwortlich“, ist auf der Einladung zum Patientenforum des Deutschen Hautkrebskongresses zu lesen, der am Donnerstag in Frankfurt beginnt. Auch das Statistische Bundesamt schlägt Alarm: Die Zahl der Hautkrebsbehandlungen im Krankenhaus ist in den Jahren zwischen 2007 und 2012 um 23,4 Prozent gestiegen.

 

Die Früherkennung wird immer besser

Diese Zunahme führen Experten auf verschiedene Faktoren zurück: Einerseits werden die Menschen älter und damit steigt das Risiko für Krebserkrankungen. Andererseits wird die Früherkennung immer besser, sodass Hautkrebs früher erkannt werden kann. Die größte Gefahr für die Zellen der Haut ist allerdings immer noch die Sonne, genauer gesagt die ultraviolette Strahlung. Dafür spricht auch die jüngste Meldung in Sachen Hautkrebs: Piloten und Flugbegleiter erkranken mehr als doppelt so häufig an schwarzem Hautkrebs wie Durchschnittsbürger. Das hat eine amerikanische Studie gezeigt mit Daten von mehr als 266 000 Teilnehmern. Unklar ist dabei, welche Form der ultravioletten Strahlen dem Flugpersonal am meisten zusetzt: es könnte die erhöhte kosmische Strahlung in der Luft sein. Dafür spricht das erhöhte Melanomrisiko an den unbedeckten Stellen an Hals und Kopf. Allerdings sind die Krebsraten am Rumpf ebenso erhöht, was dafür spricht, dass das Flugpersonal durch Flüge in den Süden mehr Gelegenheiten zum Sonnenbaden hatte.

Die Krebshilfe empfiehlt: Jegliche Rötung vermeiden

Viele Menschen möchten nicht auf die wärmenden Strahlen verzichten, weder beim sonntäglichen Spaziergang noch beim Sitzen auf der Terrasse und schon gar nicht im Urlaub an der See oder in den Bergen. Das muss man auch nicht, wenn man einige Regeln befolgt, wie sie etwa die Deutsche Krebshilfe empfiehlt. Zunächst gilt es, jegliche Rötung der Haut zu vermeiden. Hüte, T-Shirts und leichte Kleidung schützen vor den schädlichen Strahlen, Kleidung gibt es auch mit schützendem Lichtschutzfaktor.

Ausreichenden Schutz bietet vor allem die richtige Sonnencreme. In diesen Mitteln sind verschiedene chemische Lichtschutzfilter zusammengemixt: Die sogenannten Mikropigmente Zinkoxid und Titandioxid absorbieren, streuen, unterbrechen oder reflektieren die schädlichen ultravioletten Strahlen der Sonne, bevor sie in die Haut eindringen. Außerdem enthalten moderne Sonnenschutzmittel sogenannte sekundäre Lichtschutzstoffe (Antioxidantien). Diese Substanzen, dazu zählt beispielsweise Vitamin E, unterbrechen die schädliche fotochemische Reaktionskette im Körper, wenn die UV-Strahlen bereits nach innen dringen. Je mehr dieser Lichtschutzfilter in einem Produkt enthalten ist, desto höher ist der Lichtschutzfaktor (LSF). Dieser ist auf allen Produktverpackungen angegeben. Er signalisiert, wie lange man ohne Reue in der Sonne bleiben kann: Wenn man ohne Creme zehn Minuten lang Sonnenbaden kann, erhöht eine Sonnenlotion mit dem Lichtschutzfaktor 10 diese Zeit um das Zehnfache, also auf 100 Minuten.

Die gefährlichen UV-Strahlen nehmen zu

Die gefährlichen UV-Strahlen nehmen zu, da die dünner werdende Ozonschicht immer mehr Strahlung auf die Erde durchlässt. Und je nach Hauttyp dringen diese Strahlen in den menschlichen Körper ein. Die menschliche Haut kann sich vor den Sonnenstrahlen selbst schützen: Unter der Hornhaut befinden sich Pigmentzellen. In diesen wird der Hautfarbstoff Melanin gebildet, der die Haut braun aussehen lässt. Diese Pigmentierung wird durch die UV-Strahlen angeregt. Bis sich allerdings die begehrte Bräunung einstellt, dauert es einige Tage, das Melanin muss aus den unteren Hautschichten zunächst an die Oberfläche transportiert werden. Blonde Menschen mit blauen Augen und heller Haut bilden sehr viel weniger Melanin im Vergleich zu dunklen Hauttypen und müssen sich daher sehr viel mehr vor der Sonne schützen.

Die ultravioletten Strahlen wandern unterschiedlich tief in die Haut: Kurzwellige UV-B-Strahlen zerstören die oberen Hautschichten. Wer zu lange diesen Strahlen ohne Schutz ausgesetzt ist, wird durch die Rötung der Haut, den Sonnenbrand, gewarnt und sollte sich schleunigst in den Schatten begeben. Übermäßige und intensive Sonnenbäder verzeiht die Haut nicht. Äußerlich verschwindet der Sonnenbrand zwar wieder, doch im Innern brennt sich der Schaden fest: Das Erbgut in den Zellen wird irreversibel geschädigt, und langfristig droht Hautkrebs. Die längerwelligen UV-A-Strahlen dringen noch viel tiefer in die Haut ein. Sie erreichen die Unterhaut und zerstören dort das Elastin und Kollagen der elastischen Fasern: Das Bindegewebe, das der Haut ihre Form, Spannkraft und Elastizität verleiht, wird geschwächt. Die Haut altert schneller, erschlafft und wird faltig.

Vor allem kleine Kinder müssen geschützt werden

Zudem verstärkt UV-A-Licht die schädlichen Effekte der UV-B-Strahlen – und erhöht damit ebenfalls das Risiko für Hautkrebs. Daher sollten vor allem kleine Kinder mit ihrer noch recht dünnen und empfindlichen Haut vor UV-Strahlen geschützt werden.

Doch die Sonne hat nicht nur Schattenseiten. Ganz im Gegenteil: die Sonne hält das Immunsystem auf Trab, Krankheitserreger können besser bekämpft werden. Sonnenstrahlen sind unerlässlich für die Bildung des lebenswichtigen Vitamins D, das auch als Sonnenvitamin bezeichnet wird. Dieses Vitamin kann größtenteils vom Körper selbst mit Hilfe der Sonne gebildet werden und spielt nahezu in jedem Stoffwechselprozess eine Rolle, ganz zu schweigen von der psychischen Komponente: Sonnenlicht kann vor Depressionen schützen. Im Prinzip geht es darum, bewusst mit der Sonne umzugehen.