Erste Bewohner auf Maui können nach den verheerenden Bränden den Schaden an ihren Häusern begutachten. Die Winde, die zuletzt die Feuer angefacht hatten, werden schwächer. Die Zahl der Toten steigt unterdessen weiter. Inzwischen sind schon 93 Leichen geborgen worden. 

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Die Zahl der Toten nach den verheerenden Busch- und Waldbränden auf der Insel Maui im US-Bundesstaat Hawaii ist auf 93 gestiegen. Das teilte der Gouverneur des Bundesstaats, Josh Green, am Samstagnachmittag (Ortszeit) Medienberichten zufolge bei einer Pressekonferenz mit. Auf Maui und auf der Nachbarinsel Hawaii waren am Dienstag mehrere Feuer ausgebrochen, die sich wegen starker Winde schnell ausgebreitet hatten. Laut Medienberichten handelt es sich um die tödlichste Waldbrandkatastrophe in der jüngsten Geschichte der Vereinigten Staaten.

 

"Die Zahl der Todesfälle wird ohne Zweifel noch weiter steigen", sagte Hawaiis Gouverneur Josh Green. Bisher seien vor allem Opfer identifiziert worden, die zum Zeitpunkt ihres Todes aus ihren Häusern geflüchtet waren. Mehrere US-Medien berichten, dass die Rettungstrupps erst nach und nach in das Innere von zerstörten Gebäuden vordringen können. Die Winde von Anfang der Woche flauten jedoch ab.

Green sagte dem US-Sender CNN, dass möglicherweise bis zu 1700 Gebäude in dem Küstenort Lahaina abgebrannt sind. Der Sachschaden gehe in die Milliarden.

Hawaiis Gouverneur Josh Green spricht von einer „schrecklichen Katastrophe“. Von Reisen nach Maui wird derzeit abgeraten. „Dies ist kein sicherer Ort“, warnt die stellvertretende Gouverneurin Sylvia Luke. Per Notfall-Erklärung wollten sie Touristen fernhalten.

Bilder vom Flammeninferno auf Hawaii:

Diese Karte der US-Weltraumbehörde Nasa zeigt die Ausmaße der Brande auf der Insel. Foto: Imago//Nasa/Zuma Wire
Auch im Ort Lahaina auf der Insel Maui steht die Vegetation in Flammen. Foto: Imago//Zuma Wire
In Lahaina beobachten Einwohner Rauch und Flammen eines Waldbrandes. In Hawaii spitzt sich die Lage wegen starker Busch- und Waldbrände auf der Insel Maui zu Foto: AP/Alan Dickar
Auch die Kohala-Ranch im gleichnamigen District wird ein Opfer der Flammen. Foto: Imago/Zuma Wir/e
Rauch weht über dem Hang des Vulkans Haleakala, während ein Feuer im Landesinneren brennt. Foto: Matthew Thayer/The Maui News/AP/dpa
Feuerwehrleute des Hawaii Department of Land and Natural Resources auf der Insel Maui bekämpfen bei Kula ein Feuer. Foto: Matthew Thayer/The Maui News/AP/dpa
Das „Akoni Pule fire“ im nördlichen Kohala District hat verbrannte Erde zurückgelassen. Foto: Imago/Zuma Wir/e
Rauch und Flammen steigen in der Innenstadt von Lahaina auf. Foto: AP/dpa/Alan Dickar
Bewohner und Touristen haben ihre Häuser und Hotels verlassen müssen und übernachten – wie hier in Schulen und Turnhallen. Foto: Imago//Zuma Wire

Was wird Reisenden jetzt empfohlen?

Der Bezirk Maui hat Reisende aufgerufen, die Insel so schnell wie möglich zu verlassen. Es gebe freie Sitze auf Flügen vom Flughafen Kahului im Osten der Insel. Reisende müssten aber zuvor die Fluggesellschaften anrufen und reservieren.

In West Maui gebe es allerdings weiter keinen Strom und auch keine Mobilfunk- oder Festnetzverbindungen.

Welche Regionn sind besonders betroffenn?

Augenzeugen beschreiben apokalyptische Szenen in dem am schwersten betroffenen Küstenort Lahaina, gewöhnlich ein malerisches Touristenziel im Westen von Maui. Auf der Flucht vor schnell um sich greifenden Flammen seien Menschen ins Meer gesprungen.

Die Küstenwache teilt, dass mehr als ein Dutzend aus dem Wasser gerettet wurden. In dem historischen Ort seien weite Teile zerstört worden, auch der Hafen und Umgebung hätten Schaden erlitten, scheibt der Bezirk Maui in einer weiteren Mitteilung. Mehr als 271 Gebäude seien von den Flammen erfasst worden. „Wir haben kein Lahaina mehr, es ist weg“, zitiert der US-Sender CNN einen Einwohner.

Helikopter-Pilot Richard Olsten flog am Mittwoch (9. August) über den Ort. Der größte Teil des historischen Kerns sei abgebrannt, berichtet er. Es sähe wie in einer Kriegszone aus, als ob das Gebiet bombardiert wurde.

Wie kommen die Löscharbeiten voran?

Die Brände haben bereits Hunderte Hektar Land verbrannt und sind durch Winde mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern angefacht worden. Aufgrund der starken Winde können keine Hubschrauber oder Flugzeuge für die Löscharbeiten eingesetzt werden, erklärt ein Armeevertreter.

Am Mittwoch brannte es noch an drei Stellen auf Maui. Feuer wüteten auch auf der östlich gelegenen Nachbarinsel Hawaii, der größten Insel des gleichnamigen Bundesstaats.

Mitverantwortlich für die rasch um sich greifenden Brände sei der Hurrikan Dora, der südlich der Inseln des US-Bundesstaats vorbeiziehe, erklären die Behörden. „Die Tatsache, dass wir in mehreren Gebieten Waldbrände haben, die indirekt auf einen Hurrikan zurückzuführen sind, ist beispiellos. Das ist etwas, was die Bewohner von Hawaii und der Staat noch nicht erlebt haben“, sagt Sylvia Luke.

Wie reagiert die Regierung in Washington?

Die Behörden hatten wegen hoher Feuergefahr, begünstigt durch Trockenheit, hohe Temperaturen und starke Winde, eine „Red-Flag“-Warnung für die Hawaii-Inselkette herausgegeben. Solche Bedingungen kennt man sonst von westlichen US-Staaten, darunter Kalifornien oder Oregon, wo es häufiger zu verheerenden Flächenbränden kommt.

US-Präsident Joe Biden hat dem Bundesstaat Hawaii Hilfe der Regierung zugesagt. Die Nationalgarde und die Marine stehe den Einsatzteams zur Seite. Das Verkehrsministerium werde dabei helfen, Urlauber von Maui auszufliegen, heißt es in einer Mitteilung. Sie sollten auf die westlich von Maui gelegenen Insel Oahu gebracht werden, berichtet der Sender Hawaii News Now.

Dort werde ein Kongresszentrum in eine Notunterkunft verwandelt. Mehrere Fluggesellschaften haben Flüge nach Maui kurzfristig abgesagt. Allerdings gebe es weiterhin Flüge von Maui, damit Urlauber ihre Rückreise antreten könnten, berichtet CNN.