Die Heidelberger Druckmaschinen AG, der weltweit führende Hersteller von Druckmaschinen, kämpft weiter mit hohen Verlusten. Der neue Vorstandsvorsitzende Gerold Linzbach will unprofitable Geschäft nicht mehr weiterführen.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Heidelberg - Gerold Linzbach ist noch keine hundert Tage Vorstandschef bei der Heidelberger Druckmaschinen AG – und er lobt auch das Kostensenkungsprogramm seines Vorgänger Bernhard Schreier. Bei der Vorlage der Zahlen zur ersten Hälfte des Geschäftsjahres setzte Linzbach aber durchaus schon eigene Akzente. „Ich bin eigentlich kein großer Freund von Kostensenkungsprogrammen“, sagte er beispielsweise, „dies signalisiert, dass es einen Anfang und ein Ende gibt.“ Tatsächlich aber müssten die Hausaufgaben jeden Tag gemacht werden.

 

Von den Führungskräften des weltweit größten Druckmaschinenherstellers verlangt er denn auch ein höheres Maß an Eigenverantwortung. Ähnlich wie bei Mittelständlern müssten diese erkennen, was sie zu tun haben. Und auch die Chefs in den verschiedenen Regionen der Welt müssten Pläne vorlegen, wie sie in den kommenden „drei bis fünf Jahren“ profitabel arbeiten wollten, forderte der neue Mann an der Spitze. Ausreden wie die, dass eben die Konjunktur schlecht sei, will Linzbach nicht mehr gelten lassen.

Dass etwa Weichen früher falsch gestellt worden seien, sagte Linzbach zwar nicht. Gleichwohl aber spricht er darüber, dass manches, was bisher etwa unter dem Stichwort „strategisch“ verkauft worden sei, nur kaschiert habe, dass mit solchen Aktivitäten kein Geld in die Kasse kam. „Das werden wir nicht mehr dulden“, meinte der seit Anfang September amtierende Vorstandschef. Im Vordergrund seiner Aktivitäten stehen nicht spektakuläre Neuerungen, sondern schlicht das Ziel, das Unternehmen wieder profitabel zu machen. Zwar will auch Linzbach nicht freiwillig Marktanteile aufgeben, aber eines steht für ihn auch fest: „Von Marktanteilen allein kann ich mir keine Butter aufs Brot schmieren.“

Die Nachfrage nach den Produkten von Heidelberger Druckmaschinen sei „robust“, meinte der neue Chef. Gleichwohl aber zeigen die von ihm präsentierten Zahlen, dass das Unternehmen in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres noch weiter in die Verlustzone gerutscht ist. So lag etwa das Ergebnis vor Steuern bei minus 116 Millionen Euro – in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres hatte das Minus dagegen 66 Millionen Euro betragen. Linzbach sagte denn auch klar und deutlich, „wir haben den Berg noch vor uns“. Vor allem Sondereinflüsse, etwa durch Ausgaben für die Fachmesse Drupa oder das Restrukturierungsprogramm für das Unternehmen drückten das Ergebnis. Dennoch aber sieht sich Linzbach nicht als reiner Kostensenker: „Ich habe noch kein Unternehmen erlebt, das sich allein mit der Senkung von Kosten dauerhaft saniert hat“, meinte er mit Blick auf seine bisherigen Managementerfahrungen.

Hoffnung schöpft er aus steigenden Auftragseingängen und einem wachsenden Umsatz. So stiegen etwa die Orders in der ersten Hälfte der Berichtsperiode um 17 Prozent auf mehr als 1,5 Milliarden Euro, auch dank der Bestellungen nach der Drupa. Der Auftragsbestand erhöhte sich um 60 Millionen auf 790 Millionen Euro. Der Umsatz lag mit etwas mehr als 1,2 Milliarden Euro leicht über dem entsprechenden Vorjahreswert. Nach einem dramatischen Einbruch stiegen die Umsätze in den USA im zweiten Quartal um 40 Prozent. Zuwächse gab es auch in der Region Europa/Mittlerer Osten/Afrika sowie in Asien und Osteuropa, einen Rückgang dagegen in Südamerika.

Zu den knapp 700 Millionen Euro Umsatz im zweiten Quartal steuerten neue Maschinen etwas mehr als 410 Millionen Euro bei, der Bereich Dienstleistungen, zu dem auch der Handel mit Verbrauchsgütern wie Druckfarben gehört, den Rest. Auch dank steigender Umsätze war das operatives Ergebnis im zweiten Quartal besser als im ersten: In den ersten drei Monaten wurde ein Minus von 58 Millionen Euro verbucht, im zweiten Quartal dagegen wurde eine Million Euro verdient.

Das schon länger laufende Restrukturierungsprogramm, in dessen Rahmen die Zahl der Mitarbeiter weltweit um 2000 auf weniger als 14 000 Beschäftigte sinken soll, ist nach den Angaben von Finanzvorstand Dirk Kalibe weitgehend umgesetzt. Insgesamt soll dies zu jährlichen Einsparungen von 180 Millionen Euro führen. An einen weiteren Stellenabbau oder an die Schließung von Standorten sei nicht gedacht, sagte Kalibe. In manchen Bereichen werde zwar weniger als 30 Stunden in der Woche gearbeitet, Kurzarbeit sei aber zumindest bis jetzt noch kein Thema. Linzbach räumte ein, das Ziel eines operativen Gewinns von 150 Millionen Euro werde nicht, wie noch von seinem Vorgänger Schreier angestrebt, schon im nächsten Geschäftsjahr erreicht.