Der Innenminister der grün-schwarzen Koalition sieht die baden-württembergischen Mittelständler besonders gefährdet. Sie müssten vorsorgen. Der Staat könne dabei helfen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl sorgt sich um die Cybersicherheit der Wirtschaft. Gerade kleinere und mittelständische Unternehmen seien „gegen Cyberangriffe noch nicht alle richtig gewappnet“, sagt der CDU-Politiker im Interview mit der Stuttgarter Zeitung. Die Wirtschaft im Südwesten sei besonders bedroht, weil hier viele heimliche Weltmarktführer zuhause seien. Es gebe deshalb einen „enormen Wissensschatz, der freilich auch für unlautere Konkurrenz interessant ist“.

 

Als Gegenmaßnahme des Staates macht sich Strobl dafür stark, Cyberangriffe auch offensiv zu bekämpfen. „Hackbacks dürfen keine Tabus sein“, betont er. Die Europäische Union müsse sich als „Union wehrhafter Demokratien“ erweisen. In diesem Zusammenhang kündigte der Minister an, dass das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) demnächst in Stuttgart ein Verbindungsbüro eröffnen werde, das für die Cybersicherheit in ganz Süddeutschland zuständig sein werde.

Es gibt Millionen von Angriffen

Gefährdet durch Cyberattacken seien vor allem auch Anlagen der kritischen Infrastruktur, etwa Kraftwerke, Kliniken, Verkehrszentralen und Kommunikationsnetze. Sie seien für Cyberkriminelle und Hacker „bevorzugte Angriffsziele“, betont Strobl. Eine Attacke auf die Energieversorgung mit tagelangem großflächigem Stromausfall nennt Strobl ein reales Bedrohungsszenario und „keine Sciencefiction“. Der Innenminister fügt hinzu: „Versuche gibt’s praktisch täglich.“ Es gebe jeden Tag Millionen von Angriffen.

Innenminister Strobl wertet die Cybersicherheit als wichtigen Standortfaktor, Sicherheitsdefizite als mögliche Wachstumsbremse. „Baden-Württemberg muss auf diesem Feld führend, Taktgeber werden“, sagt er. Das Thema habe „eine enorme ökonomische Relevanz“. Strobl fügt hinzu: „Ohne das Vertrauen der Nutzer in die Sicherheit digitaler Technik können wir die Potenziale der Digitalisierung nicht ausschöpfen. Das hieße, das Innovationspotenzial nicht voll zu nutzen.“ Auf diesem Feld sei zunächst jeder einzelne gefragt. Das hatte auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihrer wöchentlichen Videobotschaft betont. „Wenn ich ein Passwort für meine Daten benutze, das jeder Milchbubi knacken kann“, warnt Strobl, „darf ich mich nicht wundern, wenn sie nicht sicher sind.“ Allerdings erklärt er im StZ-Interview auch: „“Wir als Staat müssen den Bürgern den Eindruck vermitteln, dass wir alles tun für ihre persönliche Sicherheit und auch für die Sicherheit ihrer Daten.“

Sicherheitstagung in Stuttgart

Das Ministerium für Inneres, Digitales und Migration veranstaltet am Donnerstag gemeinsam mit dem Landeskriminalamt ein Cyber-Sicherheits-Forum in Stuttgart. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die digitale Sicherheit von Firmen, die Möglichkeiten der Strafverfolgung und Beweissicherung im Netz und die digitale Sicherheit von kritischen Infrastrukturen.