Eines der wichtigsten Wahlkampfthemen, die Windkraft, hat sich in Luft aufgelöst. Mit dem neuen Baugebiet, der Kinderbetreuung und dem Schleglerschloss hat die Stadt aber genügend bedeutsame Aufgaben vor sich.

Heimsheim - Am Sonntag, 26. Mai, ist Kommunalwahl. In den nächsten fünf Jahren werden neue Gremien über die Zukunft ihrer Gemeinde entscheiden. Denn auch wenn viele amtierende Räte erneut kandidieren und sicher auch wiedergewählt werden, werden an den Ratstischen auch viele neue Gesichter zu sehen sein. Die LKZ hat daher alle Kommunen im ehemaligen Landkreis Leonberg einmal genauer unter die Lupe genommen und erörtert: Wie ist die Kommune politisch aufgestellt? Was sind die vorherrschenden Themen, und wo „brennt“ es gerade so richtig? Kurz gesagt: Welche Aufgaben erwarten den neuen Gemeinderat in den kommenden fünf Jahren? Heute: Heimsheim.

 

Es war eines der ganz großen Wahlkampfthemen bei den Fraktionen im Heimsheimer Gemeinderat: die Windkraft. Oder besser gesagt: die Verhinderung derselben direkt vor den Toren der Stadt. Denn ein Teil des Merklinger Waldes, rund 800 Meter vom nächsten Heimsheimer Wohngebiet entfernt, sollte ursprünglich als Vorrangfläche für Windräder ausgewiesen werden. Gemeinsam mit der damals neu gegründeten Bürgerinitiative stellten sich auch die Fraktionen im Gemeinderat gegen das Vorhaben. Inzwischen hat sich die Sache quasi in Luft aufgelöst. Das von der Stadt beauftragte Artenschutzgutachten hat ergeben, dass der Merklinger Wald zum Revier von Rotmilanen gehört, einer streng geschützten Vogelart. Im März beschloss daher der Weil der Städter Gemeinderat, dass er dort keine Windräder zulassen werde. Für die Kandidaten für den Heimsheimer Gemeinderat bedeutet das ein Wahlkampfthema weniger. Doch auch ohne die Windkraft hat die Stadt in Zukunft noch genügend Aufgaben vor sich.

Mehr als 500 Neubürger durch Lailberg II

Die Basis für Lailberg II, das gerade im Westen der Stadt entsteht, wurde schon vor vielen Jahren gelegt. Die Herausforderungen, die ein solches Wohngebiet mit sich bringt, sind aber längst nicht alle gemeistert. Mehr als 500 neue Einwohner erwartet die Stadt dort in den nächsten Jahren, das sind zehn Prozent der bisherigen Einwohnerzahl. Ein immenser Schritt für die Schleglerstadt. Mehr Einwohner bedeuten immerhin nicht nur mehr Einnahmen für die Stadtkasse, sondern auch mehr Verkehr und mehr Bedarf an wichtigen Dingen des Lebens: von einer entsprechenden Infrastruktur samt öffentlichem Nahverkehr und Einkaufsmöglichkeiten bis hin zu den nötigen Plätzen an Schulen, Krippen und Kindergärten.

Beim neuen Kindergarten für Lailberg II wollte die Stadt eigentlich schon viel weiter sein, die Inbetriebnahme der neuen Einrichtung verschob sich immer weiter nach hinten. Nicht nur aufgrund des neuen Baugebiets steigt der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder. Das gilt nicht nur für die Kleinsten. Immer mehr Eltern benötigen eine Nachmittagsbetreuung auch für Schulkinder. Hierfür hat der Gemeinderat bereits eine zusätzliche Hortgruppe befürwortet. Ob das in Zukunft ausreichen wird, auch vor dem Hintergrund Lailberg II, das wird sich zeigen.

An Geld mangelt es der Stadt momentan nicht. Die Stadtkasse ist mit einer Rücklage in Höhe von acht Millionen Euro gut gefüllt, Heimsheim ist so gut wie schuldenfrei. Doch wie sich bei Städten wie Renningen bereits gezeigt hat, liegt es in Sachen Kinderbetreuung nicht zwingend an den Finanzen, wenn es nicht so rund läuft. Dort gibt es zwar ausreichend Räume für die Kinderbetreuung, aber zu wenige Erzieher. Ergänzend zum Bau neuer Kitaplätze wird für Heimsheim vor allem die Gewinnung von Erziehern eine wesentliche Aufgabe in Zukunft sein.

Lehrschwimmbecken und Schleglerschloss

Wohnungsnot, der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum, nach betreutem und seniorengerechtem Wohnen, dazu der Pendlerverkehr von der Autobahn – das alles sind Herausforderungen, die Heimsheim mit vielen anderen Kommunen im Umkreis teilt. Das gilt ebenso für die Belebung der Innenstadt. Lange hat sich im Kern von Heimsheim wenig getan. Und noch immer lassen sichtbare Veränderungen auf sich warten. Hinter den Kulissen, das betont der Bürgermeister Jürgen Troll immer wieder, könne von Stillstand keine Rede sein. Tatsächlich hat der Gemeinderat im März beschlossen, nun einen Planungswettbewerb auszuschreiben, bei dem vier ausgewählte Architekten ihre Vorschläge für die Entwicklung des Stadtkerns erarbeiten sollten.

Auch wenn bei Ortskernsanierungen eigentlich immer Fördermittel zu erwarten sind, billig wird dieses Vorhaben nicht, wenn es erst mal richtig in Gang gekommen ist. Angefangen bei den nötigen Grundstückseinkäufen. Dazu erwarten die Stadt in den nächsten Jahren weitere teure Großprojekte: Da ist auf der einen Seite das Lehrschwimmbecken der Ludwig-Uhland-Schule, das vor einem Jahr wegen der gravierenden Mängel dichtgemacht werden musste. Auf der anderen Seite das Schleglerschloss. Auch dort gingen vor eineinhalb Jahren die Lichter aus, weil das Gebäude nicht den Brandschutzbestimmungen entspricht. Die Stadt, bislang nur Mieter, spielt mit dem Gedanken, dem Land das Schloss abzukaufen. Zwar ist hier noch nichts entschieden. Glaubt man aber den Wahlprogrammen der Listen für den Gemeinderat, dann stehen die Chancen gut, dass den Heimsheimern beide Einrichtungen erhalten bleiben. Vorausgesetzt: Das Geld ist da.