Die Zahl der Stromkunden ist nicht so gestiegen wie erhofft, das Gasgeschäft ist deutlich rückläufig. Nun soll das Marketing durch eine Kraft verstärkt werden.

Herrenberg - Von den rund 13 000 Herrenberger Haushalten bezogen Ende des vergangenen Jahres genau 1033 Kunden Ökostrom von den Herrenberger Stadtwerken. Eigentlich sollten es 1200 sein, so jedenfalls lautete das Ziel des kommunalen Energieversorgers, der zum Jahresende 2013 mit dem Stromvertrieb begonnen hatte. Die aktuelle Zahl der Abnehmer beziffert der Stadtwerkechef Florian Müller auf rund 1500. Er möchte den Kundenstamm binnen weniger Jahre noch auf 3500 steigern. Zwar ist der Strommarkt nicht mehr so heiß umkämpft wie noch vor wenigen Jahren. Dennoch herrscht nach wie vor ein harter Wettbewerb, in dem sich der Energieversorger EnBW als Platzhirsch in Herrenberg behauptet und nach wie vor die überwiegende Zahl der Haushalte beliefert. Um mehr Kunden zu gewinnen, haben die Stadtwerke zum Jahresbeginn ihre Stromtarife gesenkt.

 

Ein Mitkonkurrent am Markt sind auch die Stadtwerke Sindelfingen, die nahezu unverändert rund 30 000 Stromkunden zählen, wie Helmut Dienhart von der Marketingabteilung bilanziert. Die Sindelfinger sind in der gesamten Region als Lieferanten unterwegs – und damit ebenfalls im Kreis Böblingen. 90 Prozent des Stroms werde allerdings von örtlichen Haushalten abgenommen. „Wir könnten in der Region noch etwas wachsen“, sagt Dienhart. Die Stromtarife haben die Sindelfinger jedoch nicht gesenkt.

Marketing soll ausgebaut werden

Wie schwer es ist, neue Kunden zu gewinnen, spüren auch die Stadtwerke Böblingen. Sie sind im Juni 2013 an den Start gegangen, hatten binnen sechs Monaten 500 Kunden und jetzt rund 2000 Stromabnehmer. „Diese Zahl stagniert“, sagt Martina Smekal von der Abteilung Marketing und Kommunikation. In Böblingen beliefert die EnBW ebenfalls die meisten Haushalte. „Die Konkurrenz der Stadtwerke, auch der in Herrenberg, spüren wir natürlich“, erklärt der EnBW-Pressesprecher Hans-Jörg Groscurth, „jedoch nicht mehr als von den anderen Anbietern.“

Die Stadtwerke Herrenberg wollen der EnBW künftig noch mehr die Stirn bieten. Vier Mitarbeiter sind derzeit in der Abteilung Marketing und Vertrieb beschäftigt, „sie haben jedoch im Unternehmen auch noch andere Aufgaben“, sagt Müller. Deshalb soll nun eine weitere Vollzeitstelle geschaffen werden. Der Mitarbeiter soll sich künftig ausschließlich um die Gewinnung neuer Kunden kümmern.

Strom bringt nur einen kleinen Gewinn

Dies gelte auch für den Bereich des Gasgeschäfts, unterstreicht der Leiter der Herrenberger Stadtwerke. „Wir haben derzeit 3900 Kunden und behaupten uns im Wettbewerb gut.“ Gleichzeitig spricht Müller aber auch davon, dass er gerade in der Gassparte das Marketing deutlich ausbauen wolle, „um künftig verstärkt verloren gegangene Kunden zurückzugewinnen und auch außerhalb des Versorgungsgebiets der Stadtwerke aktiver zu werden“.

Während im Stromgeschäft laut der nun vorgelegten Stadtwerke-Bilanz für das 2014 ein Gewinn von 42 000 Euro erzielt wurde, kommt Müller beim Gas auf ein Plus von 1,2 Millionen Euro. Allerdings resultiert das Ergebnis aus einer aufgelösten Rückstellung, die zum Ausgleich möglicher Einnahmeschwankungen diente, sowie aus dem Verkaufserlös des ehemaligen Stadtwerkegeländes. Der Gewinn wäre noch höher ausgefallen, wenn das verkaufte Gas mit 143,5 Millionen Kilowattstunden nicht um 30,8 Millionen Kilowattstunden unter der Vorjahresmenge gelegen hätte. Der Rückgang sei vor allem auf das warme Jahr zurückzuführen, sagt Müller.

Insgesamt schlossen die Stadtwerke Herrenberg das vergangene Geschäftsjahr mit einem Gewinn von rund einer Million Euro ab. Die Parkhäuser brachten ein Plus von 34 000 Euro ein, das Wassergeschäft einen Gewinn von 740 000 Euro. Dagegen ergab sich beim Bäderbetrieb durch hohe Sanierungs- und Energiekosten ein Minus von fast einer dreiviertel Million.