Fritz Wolter hat 16 Jahre lang mit seinem Verein Geld gesammelt, um Kindern in Stuttgart und auf den Fildern zu helfen, mit denen es das Schicksal nicht so gut gemeint hat.
Als vor 16 Jahren Fritz Wolters Frau Margit nach schwerer Krankheit starb, wusste er, dass er einen Weg finden musste, um selbst weiterleben zu können. „Ich konnte am Tag danach nicht so weitermachen wie bisher“, sagt der heute 73-Jährige. So reifte in ihm die Idee, etwas Wohltätiges zu machen, etwas, bei dem anderen eine Freude gemacht wird. Die Zielgruppe war klar: Kinder. Denn die hatten für Margit immer im Mittelpunkt gestanden. Und so gründete Fritz Wolter im Jahr 2007 seiner Frau zu Ehren den Verein „Margit Wolter Herzenskinder-Initiative“ als „eine Trauerbewältigung und eine Art Berechtigung, um weiterzuleben“, sagt er.
An manche Fälle erinnert sich Wolter noch genau, auch wenn sie schon Jahre zurückliegen. Zum Beispiel an das Kind, dessen Rollstuhl zu klein geworden war und die Krankenkasse einen Neukauf ablehnte, weil die Leistung nur alle zwei Jahre bezahlt wird. Oder an die junge Frau, die von ihrem Stiefvater geschwängert worden war und sich kein Zugticket leisten konnte, um das schwerbehinderte Kind, das in Heidelberg behandelt werden musste, zu besuchen. Oder an die Familie, deren Vater sich aus dem Staub machte, als das vierte Kind mit einer Behinderung zur Welt kam und er daraufhin die Vaterschaft leugnete. „Manchmal glaubt man gar nicht, dass es so was gibt“, sagt Wolter, und seine Stimme bricht, wenn er davon erzählt.
Hilfe auf schnellem Dienstweg
Mit seinem Verein, der rund 50 Mitglieder zählt, konnte er genau jenen Kindern und Familien helfen. „Wir wollten immer da sein, wenn eine offizielle Stelle gesagt hat, da ist kein Topf dafür da“, sagt er. Er habe keine Brunnen in Uganda bauen, sondern Kindern aus der Region helfen wollen. Über die Jahre hätten sich Partnerschaften entwickelt, zum Beispiel zu den Sozialämtern in Leinfelden-Echterdingen und Stuttgart oder zur Frühchenstation im Olgäle. Deren Mitarbeiter seien auf ihn zugekommen, wenn sie Fälle hatten, bei denen es ganz offensichtlich klemmte und sie selbst nichts tun konnten. Dass er auf kurzem Dienstweg habe helfen können, „da war ich stolz drauf“.
Außer an Einzelfälle gab Fritz Wolter Spendengeld – über die Jahre sind 150 000 Euro zusammengekommen – auch an längerfristige Projekte. Zum Beispiel ermöglichte die Herzenskinder-Initiative, dass an der Torwiesenschule in Stuttgart-Süd der Therapiehund Momo die Kinder besuchte. Besonders gern erinnert sich Wolter an ein Musical-Projekt des Stadtjugendrings Leinfelden-Echterdingen, das sein Verein finanziell unterstützt hat. Kinder und Jugendliche sangen und schauspielerten, die ihre Nachmittage sonst eher „mit Wodka im Parkhaus“ verbracht hätten. „Das sind Kids, die morgens aufwachen und es ist keiner für sie da, im Kühlschrank steht vielleicht eine Cola. Sie erleben nicht, dass sie etwas toll können“, sagt Wolter. „Wenn die auf der Bühne stehen, die strahlen da vor Stolz.“
Ende des Vereins
Corona brachte ein abruptes Ende dieser Projekte mit sich. Und damit wurde auch das Ende der Herzenskinder-Initiative eingeläutet. Leicht sei ihm diese Entscheidung nicht gefallen, doch es sei ihm einfach zu viel geworden. Und so wird der Verein im Laufe eines Jahres aufgelöst. Natürlich bedeute das einen Einschnitt für die ihm so lieb gewordenen Projekte, aber „die werden das hinkriegen, vielleicht in etwas anderer Form“, ist er sich sicher. Er selbst werde sich sicherlich als Privatperson weiterhin engagieren. Aber es bleibe mehr Zeit für seine Musik, seine Enkel und seine Hündin Mina. Und für den Hund einer Bekannten, der neuerdings zum Aufpassen vorbeikommt, wenn es bei ihr klemmt. Denn das Herz von Fritz Wolter hat weiterhin viel Platz für andere, wenn sie Hilfe brauchen.