Knapp neben dem Gipfelkreuz bricht in fast 2600 Metern Höhe ein Berg allmählich auseinander. Der metergroße Riss an der Spitze des Hochvogel wird immer größer. Experten fürchten, dass der Gipfel bald zu Tal rauscht.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Bad Hindelang - Ein drohender riesiger Felssturz in den Allgäuer Alpen bedeutet für die örtliche Bevölkerung nach Einschätzung der Behörden keine besondere Gefahr. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Gipfel des Hochvogels an der Grenze zwischen Bayern und Österreich bald auseinanderbricht und dadurch bis zu 260 000 Kubikmeter Fels ins Tal stürzen werden.

 

Seit Jahren wird eine große Felsspalte am Gipfel immer größer, zudem ist es schon zu ersten Felsstürzen gekommen. Forscher kontrollieren deswegen mit Sensoren die Bewegung des Massivs, um einen großen Felssturz vorhersagen zu können.

Schutzhütte würde den Bergsturz überstehen

Doch da rund um den 2592 Meter hohen Berg kein bewohntes Gebiet ist, betrachten die Behörden auf beiden Seiten der Grenze das Geschehen in aller Ruhe. Denn in der Nähe des Hochvogelgipfels gibt es nur das Prinz-Luitpold-Haus, eine fast 140 Jahre alte, 750 Meter hoch gelegene Schutzhütte auf dem Gebiet von Bad Hindelang. Die Hütte sei so weit entfernt, dass selbst bei einem Absturz des Gipfels dort kaum etwas passieren könne, sagt ein Sprecher des Landratsamtes Oberallgäu.

Auf österreichischer Seite gebe es gar kein bebautes Gebiet in Nähe, sagt Thomas Figl von der Tiroler Landesgeologie. „Wenn es den großen Felssturz gibt, dann wird es bei der Gemeinde Hinterhornbach je nach Wind eine Staubwolke geben, aber das Gebiet ist definitiv nicht gefährdet“, sagt er. Die Ortschaft ist mehr als zwei Kilometer Luftlinie vom Berg entfernt.

Felsbewegungen werden überwacht

Die Felsbewegungen am Hochvogel werden im Rahmen eines Forschungsprojekts zu Risiken im Alpenraum überwacht. An der Studie über Frühwarnsysteme sind die beiden Münchner Universitäten, die Bayerische Akademie der Wissenschaften und das Unternehmen 3D RealityMaps beteiligt. Auch im Bereich der Zugspitze sowie in zwei weiteren Regionen in Österreich und Italien werden mit Drohnenflügen und Messtechnik bedrohte Bergregionen kontrolliert.

Nach Angaben des 3D-Unternehmens, das dreidimensionale Ansichten des Gipfels erstellt hat, ist der Riss am Gipfel bereits gut 40 Meter lang, acht Meter tief und drei Meter breit. Die Spalte habe sich seit Beginn der Überwachung um etwa zehn Zentimeter pro Jahr geöffnet, haben die Experten registriert. „Der massive Spalt am Gipfel des Hochvogels ist ein unübersehbares Indiz für den drohenden Bergsturz“, meint 3D-RealityMaps-Gründer Florian Siegert.