Der frühere Bundesaußenminister und FDP-Chef Hans-Dietrich Genscher ist tot. Er starb in der Nacht auf Freitag im Alter von 89 Jahren.

Berlin - Der langjährige Außenminister Hans-Dietrich Genscher ist tot. Der FDP-Politiker starb in der Nacht zum Freitag im Alter von 89 Jahren an Herz-Kreislauf-Versagen, wie sein Büro in Bonn mitteilte.

 

Medienberichten zufolge kämpfte Genscher in den vergangenen Wochen nach einer Wirbelsäulenoperation mit gesundheitlichen Problemen.

Er war von 1974 bis 1992 Bundesaußenminister und Vizekanzler gewesen. Von 1974 bis 1985 war er Bundesvorsitzender der FDP, seit 1992 dann Ehrenvorsitzender der Partei. Auch nach dem Ausscheiden aus seinen politischen Ämtern hatte er sich regelmäßig zu aktuellen politischen Themen zu Wort gemeldet.

Lindner: „Architekt der deutschen Einheit“

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat Genscher als „Architekt der deutschen Einheit und Taktgeber Europas“ gewürdigt. Damit habe der einstige FDP-Chef Geschichte geschrieben, sagte Lindner am Freitag in einer ersten Reaktion auf den Tod Genschers. „Seine Verdienste bleiben. Für seine liberale Partei war er ein väterlicher Freund, der uns bis zuletzt mit Rat und Tat zur Seite stand“, sagte Lindner der dpa.

Er sei persönlich „tieftraurig, dass wir nach Guido Westerwelle eine zweite große Persönlichkeit verlieren“, so Lindner weiter. Der frühere Außenminister und FDP-Chef Westerwelle war am 18. März an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben.

Gauck schreibt an Genschers Witwe

„Mit seiner Verlässlichkeit und seinem diplomatischen Geschick hat Hans-Dietrich Genscher unserem Land in der Welt ein Gesicht gegeben und das Vertrauen bei unseren Partnern gestärkt“, betonte der Bundespräsident Joachim Gauck in einem Kondolenzschreiben an Genschers Frau Barbara.

Gauck hob den großen Beitrag des FDP-Politikers für die deutsche Vereinigung hervor, die ihm ein Herzensanliegen gewesen sei. „Beharrlich, allgegenwärtig und mit feinem Gespür für historische Momente hat er das friedliche Zusammenwachsen unseres Landes und unseres Kontinents vorangetrieben“, erklärte der Bundespräsident.

Erste Reaktion der Regierung

Die Bundesregierung hat Genscher in einer ersten Reaktion auf die Todesnachricht als großen Staatsmann gewürdigt. Die Mitteilung erreichte den stellvertretenden Regierungssprecher Georg Streiter am Freitag in einer routinemäßigen Bundespressekonferenz in Berlin.

Streiter sagte, Genscher habe wie ganz wenige andere die Geschicke Deutschlands beeinflusst. Er nannte ihn einen großen Europäer und großen Deutschen. Er, Streiter, fühle sich in diesem Moment als stellvertretender Regierungssprecher „zu klein, um diesen großen Staatsmann zu würdigen“.