Viele Jugendliche träumen von einer Karriere als Influencer
Der 25-jährige Indrieri alias „Lauwarmekaba“ ist E-Sportler und Influencer. Mit dem Zocken über soziale Netzwerke den Lebensunterhalt verdienen – wovon derzeit viele Jugendliche träumen, hat der Waiblinger geschafft. Er steht sowohl beim TSG Hoffenheim als auch bei einem E-Sports-Team des Bochumer Fußballprofis Sebastian Polter unter Vertrag. Seine Aufgabe ist dabei weniger das FIFA-Spielen an sich, sondern die Produktion von Videos für die verschiedenen Kanäle, auf denen die Teams unterwegs sind. Twitch, TikTok, YouTube, Instagram – jede der Plattformen hat ihre eigenen Regeln. Und Indrieri weiß, welche Art von Videos bei welchem Publikum ankommt.
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Luigi Indieris Berufsleben hat eigentlich ganz normal angefangen: Er hat eine Ausbildung gemacht und als Autoverkäufer gearbeitet. „Dann hatte ich einen Bandscheibenvorfall und konnte weder arbeiten noch Sport machen“, erzählt er. Zu dieser Zeit entdeckte er den Playstation-Controller wieder für sich, den er eigentlich mit 16 Jahren beiseite gelegt hatte. „Freunde, mit denen ich früher gezockt hatte, waren inzwischen als Gamer unter Vertrag – und ich dachte mir, schlechter als die war ich damals nicht.“ In der Fellbacher Gamingbar Clutch 23 knüpfte er Kontakte zum VfB Stuttgart. Der nahm ihn für drei Monate als Amateur unter Vertrag, ehe die E-Sport-Sparte des Traditionsvereins sang- und klanglos dicht gemacht wurde. Inzwischen hat Indrieri neue Arbeitgeber.
Computerspielern haftet oft das Klischee von Kellerkindern an. Bleiche, übergewichtige Nerds ohne Sozialkompetenz, die in dunklen Räumen die Realität vergessen wollen. Doch weit gefehlt: In der Eigentumswohnung von Indrieri und seiner Freundin ist alles blitzblank, es riecht nach Parfüm. Vor seiner Karriere als Influencer hat er auch gemodelt. Im Homeoffice mit den drei großen Monitoren, der Kamera und dem professionellen Mikrofon leuchtet der hochgezüchtete Computer mit dem „Lauwarmekaba“-Logo an der Wand um die Wette.
Auf der Jagd nach der perfekten Fußballmannschaft
Indrieris Anhänger sind auf der Jagd nach der perfekten virtuellen Fußballmannschaft. Der Spieleentwickler EA Sports bringt regelmäßig Sonderkarten wie Ronaldo heraus und lässt die Nutzer an den Bildschirmen dafür teuer bezahlen. „Manche Profis knallen erst einmal 3000 bis 5000 Euro rein, um eine Mannschaft zusammenzustellen“, sagt Indrieri. Und diese Investition sei Jahr für Jahr nötig, denn die Karten mit den Spielern sind nicht auf die nächste FIFA-Version übertragbar.
Er selbst sagt dagegen, er habe in die virtuellen Kartenpacks noch nie Geld investiert. Der 25-Jährige ist bei seiner Fangemeinde im Netz gerade deshalb so beliebt, weil er den meist jugendlichen Spielern zeigt, wie sie ohne Geldeinsatz an die begehrten Fußballlegenden kommen. Gute Spieler im Team sind aber nicht alles. Deshalb verrät „Lauwarmekaba“ seinen Zuschauern auch, wie sie die Pixelfußballer optimal aufstellen, sie per Controller zu Dribblingtricks zwingen oder sie ein FIFA-Match gewinnen können, wenn für eine Challenge lediglich Torhüter auf dem Platz stehen.
Indrieri ist Unternehmer, Lehrer und Entertainer
Zu Luigi Indrieris Job gehört aber viel mehr, als an der Konsole zu zocken. Er hat einen Manager und eine Beraterfirma an seiner Seite, die zum Beispiel Kooperationen mit Firmen an Land ziehen. Er ist Unternehmer, Lehrer und Entertainer in Personalunion. „Feierabend habe ich nie, und auch an den Feiertagen wird gestreamt“, sagt er. Und zwar auch, wenn es mal nicht so läuft. „Dann heißt es grinden“, sagt Indrieri. Sprich: Hart arbeiten, selbst wenn der Erfolg gerade nicht in Sicht ist. Doch derzeit läuft es gut für ihn – richtig gut.
Der 25-Jährige pflegt den Kontakt zu seinen Fans und braucht ein Gespür dafür, welche Themen er ihnen präsentiert. Und er macht es mit Herzblut. Vor der Kamera flucht er oder juchzt vor Freude. Seine Follower lieben ihn dafür. Fast 50 000 Follower hat er auf Twitch, 15 000 auf Instagram und 109 000 auf TikTok. Und trotzdem macht er sich nichts vor: „Die sozialen Medien vergessen schnell“, sagt er. Klar wolle er seine Verträge verlängern – aber eine eigene Klamottenkollektion, das könnte er sich auch vorstellen.
Preisgelder und Sponsoren
E-Sport
Im Jahr 1993 brachte EA Sports den ersten Teil der Spielereihe FIFA auf den Markt. Die aktuellste Version ist FIFA 22. Bei dem Spiel handelt es sich um eine Art Mix aus virtueller Panini-Kartensammlung, Managementspiel und Fußballsimulation. Spieler müssen Fußballer verpflichten, sie optimal auf dem Feld aufstellen und sie möglichst geschickt mit dem Controller steuern. E-Sport Einst fristete Sport am Computer- oder Konsolenbildschirm ein Nischendasein. Doch im Jahr 2020 wurden weltweit im Bereich E-Sports fast 950 Millionen US-Dollar umgesetzt. Die Spieler wetteifern um hohe Preisgelder, Sponsoren- und Werbeverträge und Kooperationen mit Ausrüstern. Deutschland Auch einige traditionelle Sportvereine haben inzwischen E-Sport-Abteilungen eingerichtet. Der VfB hat sein E-Sport-Team allerdings im Sommer 2020 eingestellt, obwohl dieses 2019 sogar Vizemeister geworden war.