Die grazilen Florfliegen (Chrysoperla carnea) sind natürlich keine Fliegen, aber sie sind wahre Blattlauskiller. Und sie sind wundersame Verwandlungskünstler, bei denen die Paare immer auf derselben Wellenlänge liegen.

Fellbach - Es kommt hin und wieder vor, dass sich abends ein feenhaftes, grünes Insekt in die hell erleuchtete Wohnstube verirrt. So manch einer zückt dann die Fliegenklatsche. Aber die sollte man bei dieser speziellen „Fliege“, die gar keine ist, besser ruhen lassen.

 

In dieser Ruhestellung befinden sich Florfliegen meist auf der Unterseite eines Laubblattes

Denn bei dem filigrane Flugobjekt dürfte es sich um eine Florfliege handeln. Diese extrem feingliedrig gebauten Insekten mit den golden schimmernden, knopfartigen Augen sind keine Fliegen, sondern gehören zu den Netzflüglern, von denen es in Deutschland etwa 100 Arten gibt. Sie besitzen zwei Paare Flügel, die von einem feinmaschigen Adernetz durchzogen sind und in Ruhe dachartig über dem Körper zusammengelegt werden.

In dieser Ruhestellung befinden sich Florfliegen meist auf der Unterseite eines Laubblattes und sind so praktisch unsichtbar versteckt. Im Herbst färben sich die sommerlich hellgrünen Florfliegen um. Sie verlieren die grüne Farbe – ähnlich wie das Herbstlaub – und werden braun. Dann suchen sie im Laub, hinter Baumrinde oder anderen Ritzen ein sicheres Winterversteck. Im Frühjahr verwandeln sie sich dann wieder zurück in die gewohnte grüne Erscheinungsform und pflanzen sich fort.

Die Larven jedoch sind wahre Blattlauskiller

Florfliegen werden erst in der Dämmerung aktiv und beginnen dann zu fliegen, was eben manchmal dazu führt, dass sie in der Wohnung auftauchen. Dort finden sie aber nahrungsmäßig nicht das, was sie suchen. Denn erwachsene Florfliegen ernähren sich von Pollen, Nektar und vor allem von Honigtau, den süßen Ausscheidungen von Blattläusen.

Die Larven jedoch sind wahre Blattlauskiller. Aber bis eine Larve zum Jäger wird, geschehen erst mal wundersame Dinge: In der Paarungszeit beginnt eine Florfliege ein Blatt durch rhythmische Schwingungen des Hinterleibs in Vibration zu versetzen, um einen Partner zu finden. Ist diese Heiratsannonce im Gebüsch erfolgreich, antwortet ein Partner mit der gleichen Schwingungsfrequenz. Man kann also sagen, dass sich nur Florfliegen-Paare treffen, die auf der gleichen Wellenlänge liegen. Nach erfolgreicher Paarung kleben die Weibchen die Eier an Pflanzenstängel oder Blätter, gerne in der Nähe von Blattlauskolonien – ihrer künftigen Nahrung. Die Larven müssen sich an den Stielen entlang hangeln, bevor sie auf Jagd gehen können. Ihre Beute greifen sie mit ihren dolchartigen Kiefern, die richtiggehende Saugzangen sind. Die Läuse werden losgerissen und ausgesaugt. Die Haut der Läuse wirft sich die Larve auf den Rücken, wo sie eine vorzügliche Tarnung bietet. Die kleinen Killer vertilgen Unmengen von Blattläusen, bevor sie sich in einem durchschimmernden Kokon verpuppen, aus denen dann die geflügelte Florfliege schlüpft.