Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry sagt, eine mitfühlende Haltung gegenüber Flüchtlingen könne keine Maxime für staatliches Handeln sein. Die Diskussion laufe in Deutschland falsch.

Berlin – Die AfD-Chefin Frauke Petry sagt, eine mitfühlende Haltung gegenüber Flüchtlingen könne keine Maxime für staatliches Handeln sein. Die Diskussion laufe in Deutschland falsch.

 
Frau Petry, in der Gründungsphase der AfD sind Sie mit dem Familienwagen durch die Republik gefahren, um eine neue Partei aufzubauen. Inzwischen brauchen Sie für Veranstaltungen Sicherheitsleute, und Bürgermeister versuchen, gerichtlich zu verhindern, dass Sie städtische Räume nutzen. Haben Sie sich Politik so vorgestellt?
Ich habe die Dinge von Anfang an auf mich zukommen lassen. Mir war immer klar, dass die Etablierung einer neuen Partei eine schwere und langfristige Aufgabe sein würde. Es ist bedauerlich, dass unsere Veranstaltungen Polizeischutz benötigen und wir unser Recht, Veranstaltungen abzuhalten, über Gerichtsverfahren einfordern müssen.
Haben Sie zu dieser aufgeheizten Stimmung nicht selbst beigetragen?
Allein die Existenz der AfD empfinden die übrigen Parteien als Provokation. Wir sagen Dinge, die unsere politische Konkurrenz für gefährlich hält. Ich sehe das natürlich anders. Die AfD spricht ungelöste Probleme an, die seit Langem bestehen und von den etablierten Parteien totgeschwiegen werden. Wir brauchen die Kontroversen. Die AfD geht Streit nicht aus dem Weg. Wir sind aber alle gut beraten, verbal abzurüsten. Ziel muss es sein, über die Probleme zu sprechen und gemeinsame Lösungen zu finden. Es hilft nicht, wenn der AfD ständig falsche Etiketten angehängt werden.
Auf der Titelseite des „Spiegel“ wurden Sie unlängst als Hassprediger bezeichnet. Trifft Sie das?
Jeden Menschen, der empathisch ist, lässt das nicht kalt. Natürlich trifft mich das. Auf der anderen Seite weiß ich, dass maßlose Übertreibungen zum politischen Spiel gehören. Die Menschen spüren, wenn Darstellungen in Medien tendenziös sind.
Der thüringische AfD-Landeschef Björn Höcke hat dem rechtsgerichteten Front National in Frankreich zum Wahlsieg gratuliert. Warum sind Sie dem nicht klar entgegengetreten?
Ich werde oft gefragt, mit welchen Partnern die AfD verbündet ist und mit wem wir reden. Das sind zwei paar Schuhe. Die Aufgabe aller Demokraten ist es, miteinander ins Gespräch zu kommen – egal, ob es demokratische Parteien sind, mit denen es viel oder wenig Überschneidungen gibt. Das gilt auch für die europäische Ebene. Ich kommentiere nicht, wenn jemand von uns dem Front National gratuliert. Frankreich hat demokratisch gewählt, bei der Wahl schnitt der Front National gut ab.
Warum wollen Sie das nicht kommentieren? Der AfD-Kovorsitzender Jörg Meuthen hat sich davon distanziert, dass AfD-Funktionäre dem Front National gratulieren.
Die AfD ist eine junge Partei. Daraus ergibt sich, dass es nicht die festen Rituale wie in den etablierten Parteien gibt. Das ist manchmal problematisch, manchmal aber auch erfrischend. Jemandem zum Wahlsieg zu gratulieren, ist nicht verboten. Der Front National hat in vielen Punkten eine sozialistische Ausrichtung und passt nicht zur AfD. Wir haben auch keine Verbindung zum Front National. Diese Partei kritisiert aber wie die AfD die vielen Webfehler der Europäischen Union und der Währungszone.