Der Waiblinger Motorsägenhersteller wächst bis Ende August um fast acht Prozent. Vor allem in Nordamerika und in Russland laufen die Geschäfte gut.

Waiblingen - Bertram Kandziora ist zufrieden. „Trotz schwächelnder Weltkonjunktur, Verunsicherung durch die Euro-Schuldenkrise und ungünstiger Witterungsbedingungen erzielten wir in diesem Jahr ein erfreuliches Wachstum“, sagt der Vorstandschef des Motorsägenherstellers Stihl bei der Herbst-Pressekonferenz in Waiblingen. Um 7,9 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro ist das Unternehmen bis Ende August gewachsen. „Die Währungen haben mitgeholfen“, so Kandziora. Damit spricht er die Aufwertungen von US-Dollar, Schweizer Franken und britischem Pfund an. Rechne man diese heraus, habe das Plus noch bei 4,5 Prozent gelegen.

 

Wachstumstreiber seien neue Produkte gewesen. In den vergangenen Jahren habe das Familienunternehmen kräftig in die Entwicklung investiert. „Nun ernten wir die Früchte dieser Investitionsstrategie“, sagte der Stihl-Chef. Jeden zweiten Euro setzen die Waiblinger mit privaten Verbrauchern um. Auch für das gesamte Jahr ist Kandziora zuversichtlich. Er bestätigte frühere Angaben zufolge, wonach der Zuwachs 2012 zwischen fünf und zehn Prozent liegen soll; damit würde der Umsatz dann auf 2,8 bis 2,9 Milliarden Euro steigen. Im Gleichklang mit dem Umsatzwachstum habe sich auch das Ergebnis entwickelt. „Wir sind ertragsstark“, sagte Kandziora, allerdings ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Auch mit der Entwicklung der deutschen Standorte, wo vor allem höherwertige Produkte hergestellt werden, ist das Unternehmen zufrieden. Gut 600 Millionen Euro setzte das Stammhaus Andreas Stihl AG & Co KG in den ersten acht Monaten um (plus 5,3 Prozent). 4050 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen in Deutschland (plus ein Prozent); die meisten arbeiten am Firmensitz in Waiblingen (3023). Etwa 200 Beschäftigte in Deutschland haben einen zeitlich befristeten Vertrag, ein Teil davon wird unbefristet übernommen. Leiharbeiter gibt es nicht. Weltweit stehen 12 320 Beschäftigte auf der Gehaltsliste (plus 3,5 Prozent). Kandziora wollte nicht voraussagen, ob sich die Zahl bis zum Jahresende erhöhen wird: „Zuerst müssen wir die Planung für das nächste Jahr machen“.

Regional haben sich die Märkte unterschiedlich entwickelt. Während im wichtigen US-Markt deutliche Zuwächse verbucht werden konnten, ist das Geschäft in den südeuropäischen Krisenländern wie Griechenland, Spanien und Italien um zehn bis 15 Prozent geschrumpft. Der deutsche Markt sei – trotz des langen Winters – stabil gewesen. Positiv hätten die Schwellenländer abgeschnitten, allen voran Russland. Stihl setzt 50 Prozent in Europa um, in Nordamerika 26 Prozent. Insgesamt liegt der Auslandsanteil bei rund 90 Prozent. Die Waiblinger vertreiben ihre Produkte ausschließlich über den Fachhandel. In 160 Ländern seien es inzwischen mehr als 40 000 Händler – und jährlich kommen gut 100 hinzu. Auch wenn Stihl mit ihnen nicht zusammen arbeite, so profitiere man dennoch von großflächigen Anbietern. Wenn Verbraucher durch die Märkte schlenderten, würden sie neue Geräte sehen. Diese seien meist preiswert, nicht so leistungsstark und nicht so haltbar, erläutert Kandziora. Später würden die Geräte meist durch Stihl-Produkte ersetzt.

Kandzioras Zuversicht für die kommenden Jahre drückt sich auch im Investitionsverhalten der Waiblinger aus. 200 Millionen Euro würden in diesem Jahr investiert, ein „neuer Spitzenwert“, sagte der Firmenchef. So soll am Stammsitz in Waiblingen ein neues Lagergebäude für 40 Millionen Euro errichtet werden. Zudem soll am Standort die Produktentwicklung für 20 Millionen Euro um etwa 8500 Quadratmeter erweitert werden. Auch in der Schweiz, Österreich, Brasilien und China bauen die Waiblinger die Logistik und meist auch die Fertigung aus. Stihl setzt auf Fertigung im eigenen Haus; möglichst wenige Teile eines Produktes sollen zugekauft werden. Die Fertigungstiefe weltweit liege über 50 Prozent, so Kandziora. „Wir lieben sie (gemeint ist die Fertigungstiefe, Anm. d. Red.), wenn sie ordentliche Renditen bringt“.