In Japan übergibt Kaiser Akihito das Zepter an seinen Sohn Naruhito. Doch wie sieht es mit der Abdankung in Europas Königshäusern aus?

Tokio - Japan steht vor einer Epochenwende: Der 85-jährige Kaiser Akihito dankt zugunsten seines Sohnes Naruhito ab. Akihito ist damit der erste Tenno seit rund 200 Jahren, der zu Lebzeiten den Chrysanthementhron für seinen Nachfolger freimacht. Doch wie halten es die anderen großen Monarchien mit der Abdankung?

 

2013 und 2014 war in Europa ein Hochphase der Abdankungen: In den Niederlanden machte Königin Beatrix den Thron für ihren Sohn Willem-Alexander frei. In Belgien übernahm König Philippe das Zepter von seinem Vater Albert II. Und in Spanien folgte auf König Juan Carlos sein Sohn, Felipe VI.

Seither ist das Abdankungsfieber abgeklungen. Momentan sieht es nicht danach aus, als würde in den europäischen Monarchien demnächst ein neuer Thronwechsel stattfinden – zumindest nicht freiwillig.

82 Jahre ist Harald V. von Norwegen alt. An Abdankung denkt er aber offenbar nicht: „Man ist so lange König, wie man lebt“ ist das Motto des Monarchen. Bei seinen königlichen Pflichten lässt er sich aber schon lange von seinem Sohn, Kronprinz Haakon, unter die Arme greifen.

Margrethe von Dänemark: „Eine Verpflichtung fürs Leben“

Ähnlich wie ihr norwegischer Kollege sieht das offenbar auch Margrethe II. von Dänemark. „Ich war immer der Meinung, dass es eine Verpflichtung für das Leben ist“, sagte die 79-jährige Königin einmal. Kronprinz Frederik dürfte das gar nicht so unrecht sein. Der schüchterne Royal, Vater von vier Kindern, hat es offenbar gar nicht eilig, die Krone zu tragen.

Vor einigen Jahren war Carl XVI. Gustaf von Schweden beim Volk so unbeliebt, dass darüber spekuliert wurde, seine Tochter Victoria werde bald das Zepter übernehmen. Inzwischen hat sich die Reputation des 72-jährigen Monarchen erholt und eine Abdankung scheint kein Thema mehr zu sein. Auch die 41-jährige Kronprinzessin dürfte es nicht eilig haben, auf den Thron zu gelangen. Schließlich sind ihre beiden Kinder noch sehr klein und Victoria übernimmt ohnehin schon viele repräsentative Aufgaben für ihren Vater.

Prinz Charles – der ewige Thronfolger

Am drängendsten ist das Thema vermutlich in Großbritannien: Queen Elizabeth II. feierte kürzlich ihren 93. Geburtstag – und hält sich wacker auf dem Thron. Abdanken scheint ihre Sache nicht zu sein. Die Monarchin ist mit guten Genen ausgestattet. Ihre Mutter Queen Mum wurde immerhin 101 Jahre alt. Prinz Charles, inzwischen bereits 70, gilt im Vereinigten Königreich als „ewiger Thronfolger“. Ob er darunter leidet? Unwahrscheinlich. Das Leben als Biobauer an Camillas Seite scheint ihm zu gefallen.

Überhaupt dürfte die Vorstellung, Europas Kronprinzessinnen und Kronprinzen würden voll Ungeduld und mit den Hufen scharrend auf den Tag warten, an dem sie endlich den Thron besteigen, kaum der Wahrheit entsprechen. Schließlich bedeutet die Krone vor allem eines – eine zentnerschwere Verpflichtung.