Nicht nur der Fahrtenanbieter Uber, sondern auch deutsche Autokonzerne buhlen nach Informationen von US-Medien um den Kartendienst von Nokia. Das ist ein gutes Zeichen, schreibt Andreas Geldner: Die Branche hat die zentrale Rolle der IT im Auto begriffen.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Noch ist nicht sicher, wer am Ende das Bieterrennen um den Kartendienst von Nokia gewinnen wird. Uber bleibt ein heißer Kandidat, denn der Fahrtenvermittler konnte nur groß werden, weil die Kartenfunktion seiner App den Alternativen überlegen war. Der Betrag von drei Milliarden Dollar, der als möglicher Kaufpreis kolportiert wird, ist nichts Ungewöhnliches. Google, der Weltmarktführer bei Online-Kartendiensten, hat 2013 eine Milliarde Dollar für ein kleines israelisches Start-up namens Waze ausgegeben, das aktuelle Verkehrsinformationen optimal zu integrieren verstand.

 

Bemerkenswert ist hingegen, dass die deutschen Autohersteller aufgewacht sind und begriffen haben, dass derartige intelligente Software künftig zu einem zentralen Qualitätsmerkmal ihrer Fahrzeuge wird. Auch die offenbar geplante Kooperation mit dem chinesischen Online-Händler Baidu spricht dafür, dass man bereit ist, neue Wege zu gehen – und sie unterstreicht im übrigen auch, wie zentral der chinesische Markt inzwischen für die Branche ist.

Ein verlässliches Kartenangebot schüttelt man nicht so einfach aus dem Ärmel, das hat 2012 etwa der ansonsten so unbesiegbar erscheinende US-Konzern Apple erlebt, dessen selbst gestrickte Karten-Software erst einmal floppte. Die deutsche Autobranche versucht ein neues Google-Monopol bei der Autonavigation schon im Ansatz zu verhindern. Riskant wäre es allerdings, wenn die Deutschen glauben sollten, dass sie in ihren Autos eine Insellösung etablieren könnten.

Vielleicht kann man dank eines voreingestellten Nokia-Kartendienstes in Neufahrzeugen verhindern, dass die Käufer zu Google umschwenken. Die Zukunft liegt allerdings in der Verknüpfung unterschiedlicher Angebote: Bei der Routensuche muss sich das Smartphone nahtlos mit der Technik im Auto verbinden können. Das Nokia-Kartensystem mag perfekt auf die Bedürfnisse von Autofahrern zugeschnitten sein. Doch Google hat beim Thema Vernetzung die Nase vorn. Dennoch: Das Interesse der deutschen Hersteller zeigt immerhin, dass sie begriffen haben, dass sie künftig nur mit intelligenten Autos eine Chance haben.