Die Handwerker kommen ins katholische Gemeindehaus und den Kindergarten Heumaden. Das erleichtert die kleine Gemeinde, hatte sie doch Sorge, ins Hintertreffen zu geraten. In den sauren Apfel muss sie trotzdem beißen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Heumaden - Zusammengerollte Matten, ein Trampolin, Kaffeekannen, ein Pappmann, der auf einer Tafel Hugo, Sekt und anderes Getränke anbietet, Henkelgläser und etliche verschlossene Kisten stehen auf der Bühne im Gemeindesaal von Sankt Thomas Morus. Andrea Riegger und Evelyn Sautter waren fleißig. Später kommen die Männer, um den ganzen Krempel nach oben zu schleppen. Am nächsten Tag geht es weiter. So ein Gemeindehaus leert sich ja nicht von allein.

 

Ein Teil der Sachen wird eingelagert

Ein Teil der Kisten wird eingelagert

Ende September kommt die Umzugsfirma, bis dahin muss alles eingeschachtelt und mit Farbklebern versehen sein. Rot bedeutet Sperrmüll, Grün muss griffbereit bleiben, Blau wird in einen Container gestapelt und in Schwäbisch Gmünd eingelagert. Bis Ende nächsten Jahres. Denn bis dahin sollen die Handwerker an der Korianderstraße fertig sein. Das katholische Gemeindehaus wird oberflächlich renoviert, der Kindergarten wird umgebaut.

Dass es so kommt, erleichtert die Gemeinde. So sehr, dass sie sogar in Kauf nimmt, dass das Gemeindehaus nicht von Grund auf saniert wird. Denn dafür gab es bereits fertige Pläne. Wären sie verwirklicht worden, stünde die Gemeinde heute hochmodern da. Die Kirche ist vor sieben Jahren saniert worden. Doch dann kam das Projekt „Aufbrechen“ des katholischen Stadtdekanats und damit ein Investitionsstopp.

Die kleine Gemeinde hatte Sorgen

Lang war ungewiss, ob sich in Heumaden überhaupt noch etwas tut, nun gibt es zumindest die Variante Schmalspur: Im Gemeindehaus an der Korianderstraße soll alles etwas heller werden. „Wir sind jetzt wenigstens zufrieden über Farbe und Oberflächen“, sagt Andrea Riegger, die im Kirchengemeinderat von Sankt Thomas Morus sitzt. Die Kosten liegen bei etwa einer halben Million Euro.

Die kleine Gemeinde mit ihren rund 2200 Mitgliedern hatte echte Sorge, dass sie im Zug der Neuerungen auf den Fildern ins Hintertreffen gerät. Und auch jetzt sagt Andrea Riegger: „Was hier in fünf Jahren ist, weiß niemand.“ Wie berichtet, sollen die katholischen Gemeinden Sillenbuch, Heumaden, Degerloch und Hohenheim von 2015 an zusammenarbeiten. Ob die Katholiken mehr oder weniger selbstständig bleiben und eine Seelsorgeeinheit bilden oder ob sie letztlich zu einer Großgemeinde mit dann 14 000 Mitgliedern werden, ist derzeit noch unklar. Das soll sich während der nächsten fünf Jahre entscheiden.

Die Pläne waren auf heftigen Widerstand gestoßen

Bisher waren die Heumadener und die Sillenbucher im Verbund mit den Gemeinden in Kemnat und Ruit. Die Pläne des Stadtdekanats waren auf heftigen Widerstand gestoßen. Die Mehrheit der örtlichen Gremien hatte sich gegen die Trennung ausgesprochen, gebracht hat es nichts. Die Auseinandersetzung erreichte ihren Höhepunkt, als der Pfarrer Roland Rossnagel im März seine persönlichen Konsequenzen gezogen hat. Er wird sich nach gerade einmal zweieinhalb Jahren im Amt Ende September aus Stuttgart verabschieden und Stadtpfarrer in Heilbronn werden.

Ziel ist es, die Gemeinde zu erhalten

„Uns ist es wichtig, die Gemeinde vor Ort zu erhalten“, sagt Andrea Riegger. Weshalb ihr das Kistenpacken in diesen Tagen sogar Spaß macht. Zudem hat die Gemeinde ein neues Pfarrbüro gleich neben der Kirche herausgehandelt. Es ist ein Fuß in der Tür. Dort werden die indische Schwester Daisy und die Sekretärin regelmäßig sitzen. Das alte Pfarrbüro war im Souterrain, den Platz bekommt der Kindergarten.

Der Kindergarten war um 100 Quadratmeter zu klein

Nach den neuen Richtlinien war der Kindergarten um 100 Quadratmeter zu klein. In Zukunft wird die Einrichtung Platz für drei Gruppen haben, zwei für Drei- bis Sechsjährige, eine für Jüngere. Derzeit hat der Kindergarten zwei Gruppen. Der Umbau kostet zwei Millionen Euro, einen Großteil zahlt die Stadt. Einen Monat werden die Kinder noch an der Korianderstraße verbringen, dann heißt es auch für sie: packen. Sie werden bis Ende 2015 in der einstigen Schlecker-Filiale an der Bildäckerstraße unterkommen.

Das Gemeindeleben wird sich in der Übergangszeit auf den Stadtteil verteilen. Asyl bekommen die Katholiken zum Beispiel bei den evangelischen Gemeinden und im Kindercafé Wilde 13. Das erste Fest an der Korianderstraße wird dann wohl Weihnachten 2015 sein.