Heiko Merkelbach verlässt überraschend seine Gemeinde in Stuttgart. Mitglieder verabschieden sich im virtuellen Gästebuch, denn ein großes Fest darf es wegen der Corona-Krise nicht geben.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen/Fasanenhof - Ende Juni hat die katholische Kirchengemeinde St. Hedwig & Ulrich die Nachricht auf ihrer Internetseite veröffentlicht. In dürren Worten steht dort: „Nach achtzehneinhalb Jahren Wirkens als Seelsorger in Stuttgart-Möhringen wird Pfarrer Dr. Heiko Merkelbach Ende September 2020 unsere Gesamtkirchengemeinde verlassen. Pfarrer Merkelbach leitet seit März 2002 die Kirchengemeinde St. Hedwig und seit 2006 zusätzlich die Kirchengemeinde St. Ulrich.“

 

Um so ausführlicher und überschwänglicher sind die Einträge im virtuellen Gästebuch. Weil es in Zeiten der Corona-Krise kein großes Abschiedsfest geben darf, haben die Gemeindemitglieder dort die Möglichkeit, sich mit persönlichen Worten zu verabschieden. „Die feierlichen Gottesdienste stärkten unseren Glauben und unsere Gemeinschaft. Die aktive Jugendarbeit war für viele Kinder und Jugendliche ein wichtiger Einstieg in ein christliches Leben und Denken und die Chance für uns, eine lebendige Kirche zu sein“, heißt es dort in der Einleitung. Viele Projekte, wie die neue Glocke und die Solaranlage, seien von Merkelbach ins Leben gerufen worden. In den zahlreichen Beiträgen im Gästebuch wird deutlich, dass der Glaube für Merkelbach immer an erster Stelle stand. In einer Danksagung heißt es: „Alle Achtung, Herr Pfarrer, für Ihre Liebe zu Jesus, und möge diese noch stets zunehmen und Sie zu einem großen Heiligen machen. Vielleicht gibt’s dann in hundert Jahren einen Heiligen Heiko.“

Viele bedauern es, dass Pfarrer Heiko Merkelbach geht

Wohin ihn sein Weg führt, weiß Merkelbach noch nicht. Zunächst mache er eine berufsbegleitende Ausbildung zum Systemischen Coach und Changemanager an einem Institut der Universität zu Köln, sagt der Pfarrer. Danach werde man weitersehen. „Ich habe eine schöne Zeit in Möhringen gehabt. So viele Jahre wie hier, habe ich noch an keinem Ort verbracht“, sagt Merkelbach. Er habe das Gefühl gehabt, „angekommen und von den Menschen angenommen zu sein“. Zusammen mit seinem Team und den vielen Ehrenamtliche habe man eine sehr gute Gemeindearbeit machen können.

Genau das bestätigt Franz-Xaver Friedel, der gewählter Vorsitzender des Gesamt-Kirchengemeinderats. Auch er lobt die unkomplizierte und wertschätzende Arbeit mit Merkelbach. Dies sei ein Pfeiler der sehr lebendigen und engagierten katholischen Kirchengemeinde in Möhringen. „Pfarrer Merkelbach ist für alles offen. Er hat viele Menschen angezogen, aus der ganzen Region und selbst Kirchenferne“, sagt Friedel. „Ich bedauere es sehr, das Pfarrer Merkelbach geht.“

Im aktuellen Gemeindebrief wirft der Gesamtkirchengemeinderat einen Blick in die Zukunft. Das Gremium steige nun mit der großen Aufgabe ein, die Gemeindearbeit in der Zeit ohne leitenden Pfarrer aufrecht zu erhalten, beziehungsweise nach den Corona-Beschränkungen wieder anlaufen zu lassen, heißt es dort.