Der Landesverband der Industrie rechnet mit einem harten Winter. Doch dann soll es mit der Wirtschaft wieder aufwärts gehen. Die Arbeitslosigkeit bleibt im Südwesten gering.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Die Wirtschaft in Baden-Württemberg wird auch im kommenden Jahr weiter wachsen. Dies jedenfalls ist die Meinung des Landesverbands der Industrie. „Wir rechnen mit einem Plus um 1,5 Prozent“ sagte Hans-Eberhard Koch, der Präsident des Landesverbands der Industrie (LVI). Nach seiner Prognose wird die Wirtschaft im Südwesten damit erneut etwas stärker wachsen als im Bundesdurchschnitt. Bundesweit erwartet Koch ein Wachstum des Bruttosozialprodukts um 1,0 Prozent. Mit ähnlichen Werten wie für 2013 rechnet Koch auch für das zu Ende gehende Jahr in Bund und Land.

 

Die Unsicherheiten nähmen allerdings zu, erklärte Koch. Die Auftragsbücher der Industrie würden dünner, bei Investitionen träten die Unternehmen auf die Bremse. Für die kommenden Monate rechnet der Industrieverband mit einer Stagnation. „Aber wir erwarten keine Rezession“, sagte der LVI-Präsident. In der zweiten Hälfte des nächsten Jahres werde es dann wieder aufwärts gehen. Koch. Bis dahin werde sich wohl auch die Unsicherheit an den Märkten wegen der Schuldenproblematik in verschiedenen europäischen Staaten gelegt haben. Das erwartete höhere Wachstum im Land gegenüber dem Bund führte der LVI-Präsident auf die starke industrielle Basis im Südwesten und auf die hohen Exporte zurück. Entscheidend für die weitere Entwicklung seien auch die Aussichten in China: „China ist nicht alles, aber ohne China ist alles nichts“, sagte Koch.

Das voraussichtlich nur schwache Wachstum im kommenden Jahr wird sich nach Meinung von Koch nicht negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken. Die Unternehmen seien zwar vorsichtiger bei Neueinstellungen geworden, sie seien aber auch vorsichtig bei der Streichung von Stellen. Die Firmen wüssten, das sie die Arbeitskräfte bräuchten, sobald die Wirtschaft wieder in Schwung komme. Kurzarbeit sei derzeit noch kein Thema meinte Koch zu Forderungen aus der Industrie nach einer Ausweitung der Kurzarbeit auf zwei Jahre. Wie schon für das laufende rechnet der Industrieverband auch für das kommende Jahr im Südwesten wieder mit einer Arbeitslosenquote von weniger als vier Prozent.

Dunkle Wolken am Konjunkturhimmel

Ähnlich wie der LVI erwartet auch das Münchner Ifo-Institut für die nächsten Monate eine schlechtere Entwicklung. „Die Wolken am deutschen Konjunkturhimmel verdunkeln sich“, meinte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sei im Oktober zum sechsten Mal in Folge gefallen, teilten die Münchner Wirtschaftsforscher mit. Die Unzufriedenheit der Unternehmen mit der aktuellen Lage habe weiter zugenommen. „Eine Rezession sehen wir nicht für Deutschland, aber es wird ein hartes Winterhalbjahr“, erklärte Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe. Die Erwartungen der Unternehmen an die weitere Geschäftsentwicklung hätten sich allerdings erstmals seit einem halben Jahr wieder etwas verbessert, schreiben die Ifo-Forscher weiter.

Die industrielle Basis des Südwestens dürfe nicht verspielt werden, sagte der LVI-Chef. Wenn an der Steuerschraube gedreht würde, „trifft dies den Mittelstand ins Mark“, meinte Koch.

„Katastrophal“ sei die Verkehrsinfrastruktur im Südwesten. Deswegen sei es richtig, wenn Verkehrsminister Winfried Hermann Gelder in erster Linie für die Sanierung bestehender Straßen ausgebe. Kritik übte Koch an den Plänen von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. Es sei „nicht Ordnung“, dass Ramsauer die Gelder für den Straßenbau in Baden-Württemberg von jährlich etwa 230 Millionen Euro auf nur noch 56 Millionen Euro im Jahr 2015 reduzieren wolle. Um mehr Mittel für die Verkehrspolitik locker zumachen fordert der LVI die Abschaffung der Mineralölsteuer und eine Maut, die auch für Bundesstraßen gelten soll.