Der Freie Wähler Steffen Lautenschlager setzt im Gemeinderat eine niedrigere Gebühr durch.

Weissach - Im kommenden Jahr ist Kommunalwahl. Kann man da überhaupt was bewegen?, fragt sich so manch einer, der mit einer Kandidatur für den Gemeinderat liebäugelt. Man kann. Das zeigt ein Beispiel aus Weissach – ein kleines Detail zwar, aber eines, das den betroffenen Eltern bisher umso mehr Bauchschmerzen bereitet hat.

 

Die beiden Mütter Katrin Ulmer und Julia Kopphold haben den Stein ins Rollen gebracht, jetzt hat es der Gemeinderat endgültig beschlossen. Vom 1. September an nehmen die Kindergärten in Weissach auch schon Kinder im Alter von zwei Jahren und neuen Monaten auf. Damit kann die Eingewöhnungszeit der Kleinen in den Kindergarten schon früher beginnen.

Dabei besuchen sie den Kindergarten erst wenige Stunden pro Tag, erst mit, später ohne die Eltern. Katrin Ulmer und Julia Kopphold hatten das vorgeschlagen, damit sie ab dem 3. Geburtstag ihrer Kinder wieder regulär ihre Arbeit aufnehmen können. „Geht nicht“, hatte es zunächst aus dem Weissacher Rathaus geheißen. Jetzt geht es doch, weil die beiden zusammen mit anderen Eltern und mit den Gemeinderäten mobil gemacht haben. Bestätigung hat die Verwaltung bei einer Umfrage gefunden, bei der schließlich 46 Prozent der Eltern eine frühere Eingewöhnung befürwortet hatten.

Bauliche und bürokratische Maßnahmen nötig

„Wir haben uns darum auf den Weg gemacht“, berichtete Bürgermeister Daniel Töpfer (CDU) den Gemeinderäten. Denn um schon Kinder unter drei Jahren aufnehmen zu dürfen, waren bauliche und bürokratische Maßnahmen notwendig. Nicht nur die Benutzungssatzung musste geändert werden. Bauliche Änderungen wie zum Beispiel ein zusätzlicher Schutz an den Backöfen und Abstände an den Treppen waren nötig, sagte Lisa Rill, die Sachgebietsleiterin für Kinder und Jugend.

Streit hatte es im Gemeinderat nur noch darüber gegeben, welche Gebühren diese Kinder während der Eingewöhnungszeit zu bezahlen haben. Daniel Töpfer schlug vor, den höheren Krippensatz zu verwenden, den auch die anderen Zweijährigen in der Kinderkrippe bezahlen.

„Es könnte stattdessen ja auch ein regulärer Krippenplatz gebucht werden“, erklärte der Bürgermeister. Vorgeschrieben sei zudem, dass für diese Kinder zwei Kindergartenplätze vorgehalten werden, damit die Erzieher genügend Zeit für die Eingewöhnung haben. „Darum ist es für uns nicht ersichtlich, warum wir eine Reduzierung der Gebühren vornehmen sollten“, sagte Töpfer. Karin Häcker (Bürgerliste) fand das ebenfalls „ganz logisch, dass man dieselbe Gebühr wie in der Krippe nimmt“.

„Das Kind geht ein oder zwei Stunden in den Kindergarten – da kann ich nicht mitgehen“

Anders argumentierte dagegen der Freie Wähler Steffen Lautenschlager. „Es geht darum, dass die Eltern ab dem dritten Geburtstag wieder schaffen können“, sagte er. 400 Euro seien für diese Mütter völlig unangemessen. „Das Kind geht ein oder zwei Stunden in den Kindergarten – da kann ich nicht mitgehen“, erklärte der Gemeinderat – und stellte den Antrag, während der Eingewöhnungszeit der Unter-Dreijährigen nur den doppelten Kindergartensatz zu verlangen.

In einer Kampfabstimmung folgten Steffen Lautenschlager schließlich 14 Räte, nur vier stimmten dagegen. Der Bürgermeister gab darum nach der Abstimmung auch seinen Unmut kund. „Es wird sicher noch die Elternbeiräte beschäftigen, dass hier eine Ungleichheit geschaffen wird“, sagte Daniel Töpfer.

Ganz ungewöhnlich ist der Beschluss indes nicht. Frühere Eingewöhnungszeiten gibt es zum Beispiel auch in Heimsheim. Hier weist die Gebührentabelle einen gesonderten Satz für Kinder ab 2,9 Jahren aus, der ebenfalls etwa doppelt so hoch ist wie der Kindergartensatz – und erheblich niedriger, als die Gebühr in der Krippe.