Die Stadt wartet seit einem halben Jahr auf den Baubeginn für das Kinderhaus. Erst stellt der Generalunternehmer finanzielle Forderungen, dann lässt er die Kommune zappeln.

Region: Corinna Meinke (com)

Ebersbach - Es ist ein Ärgernis in Ebersbach: seit geschlagenen sechs Monaten wartet die Stadt auf den Baubeginn für das Kinderhaus neben der Marktschule. Schon im vergangenen Sommer hätte der beauftragte Generalunternehmer, die Holzbau Moser KG aus Salach, mit den Arbeiten beginnen sollen. Doch anstatt zu bauen, stellte das Unternehmen finanzielle Forderungen an die Stadt.

 

„Wir wollen keine Schlammschlacht“, sagt der Ebersbacher Bauamtsleiter Markus Ludwig zu dem Problemfall. Noch hofft er, dass sich alles zum Guten wenden möge, und deshalb möchte er den Ball flach halten. Dabei war es ein Schlag ins Kontor, als der Generalunternehmer bald nach Vertragsunterzeichnung von der Stadtverwaltung verlangte, sie solle die Statik für das Kinderhaus selbst erstellen, obwohl die Statik offenbar Vertragsbestandteil ist.

Der Bauamtsleiter ist verärgert

Der Generalunternehmer soll seine schriftlichen Vereinbarungen mit der Stadt in wesentlichen Abschnitten ignoriert und stattdessen Geld für angeblichen Mehraufwand gefordert haben. Allein für die Anpassung der Fenster- und Deckenkonstruktion an seine Fertigungsweise soll Moser 80 000 Euro zusätzlich verlangt haben. „Diese Nachträge haben wir alle abgelehnt, weil sie nicht gerechtfertigt sind“, erklärte der Planer im Ebersbacher Bauamt, Dietmar Dorn. Und sein Chef spricht von einer äußerst ärgerlichen Entwicklung, denn der von zehn Bewerbern günstigste Anbieter habe nicht nur behauptet, auskömmlich kalkuliert zu haben, sondern zugesichert, dass innerhalb der vereinbarten Zeit und zum vereinbarten Preis von 2,48 Millionen Euro gebaut werde. Auf Nachfrage der Stuttgarter Zeitung erklärte der Unternehmer, alles sei auf dem Weg. Zu einer weiteren Stellungnahme war er jedoch nicht bereit.

Gleich zu Vertragsbeginn hatte man sich in einem Bauzeitenplan auf den Fertigstellungstermin 30. Juni 2014 geeinigt. Der Generalunternehmer soll mindestens vier weitere Zeitpläne vorgelegt haben, in denen er die Terminierung der Arbeitsschritte veränderte. Im letzten Bauzeitenplan, der aus dem November 2013 stammt, habe das Unternehmen den Fertigstellungstermin auf September 2014 nach hinten verschoben, sagte Dorn. Die Kommune habe sich ihrerseits an den verabredeten Zahlungsplan gehalten und eine Anzahlung von rund 170 000 Euro geleistet.

Krippenplätze werden dringend benötigt

Fraglich ist, ob der Fertigstellungstermin im Juni zu halten ist, denn bis jetzt hat der Unternehmer weder mit der Entwässerung noch mit der Bodenplatte für das Kinderhaus begonnen. Alles Arbeiten, die bei der äußerst milden Witterung längst hätten erledigt werden sollen. Denn eigentlich müsste der Rohbau bereits stehen. Bei der Fertigstellung kann die Kommune nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten, weil die Landeszuschüsse von 240 000 Euro an die Inbetriebnahme gekoppelt sind. Die Verlängerung dieser Frist läuft im September aus.

Zu Verärgerung im Bauamt führt auch die offenbar mangelhafte Information des Unternehmens. Seit Monaten warten die Planer auf die üblichen Projektberichte, die alle vier Wochen über den Stand der Arbeiten informieren sollen, so wie es die Ausschreibung verlangt. Dem Bauamt gegenüber habe der Generalunternehmer behauptet, er sei in der Produktion der Holzmodule, sagte Ludwig. Gewissheit darüber habe man allerdings keine.

Produktion am falschen Ort?

Zudem sollen die Bauteile offenbar in der sächsischen Niederlassung in Hirschfeld und nicht wie versprochen am Salacher Stammsitz montiert werden. Zunächst sei zugesichert worden, dass sich der Ebersbacher Gemeinderat in Salach die Montage ansehen könne.