Schüler aus Brasilien helfen in der Gartenanlage Unterer Klingenbach als soziales Projekt beim Umbetten von Kräuterpflanzen

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart - In dieser Woche ist viel zu tun in der Gemeinschaftsanlage Kirschgarten im unteren Klingenbach: Die Kräuter, die bis jetzt in Flachbeeten angepflanzt waren, werden umgesiedelt in Hochbeete. Denn es muss Platz her. Der Kirschgarten ist ein Lern- und Naturerfahrungsort für Kinder, der bestens angenommen wird, da wird jeder Quadratzentimeter gebraucht.

 

Besuch aus Rio de Janeiro

Damit diese Arbeit ein voller Erfolg wird, haben sich die Gartenfreunde Stuttgart als Träger der Anlage erfahrene Hilfe geholt: 15 Schüler aus der deutschen Schule Colégio Cruzeiro von Rio de Janeiro. Damit sich die Anfahrt lohnt für sie lohnt, bleiben sie gleich drei Tage in der Stadt und insgesamt etwa drei Wochen in Deutschland. Was die 14- bis 16-Jährigen können, zeigen sie von diesem Mittwoch, 10. Juli, an ab 14.30 Uhr. Soziale Verantwortung und das Denken in entsprechenden Projekten gehört zum festen Bestandteil des Unterrichts in der 1862 gegründeten Schule in Rio, die seitdem dem aufklärerischen Geist von Alexander von Humboldt verpflichtet ist. „Freiwillige Sozialarbeit der Schüler gehört dort zum Profil, mit dem sich die Schule gezielt am öffentlichen Leben in Rio beteiligen und die Jugendlichen auf die Lebenswirklichkeit der sich dynamisch verändernden brasilianischen Gesellschaft vorbereiten will“, so Waltraud Ulshöfer, Ehefrau von OB Kuhn und Schirmherrin vom Kirschgarten. Dafür ist die Schule auch schon von der Unesco ausgezeichnet worden.

Selbst Erfolgserlebnisse gestalten

Für die praktischen Aspekte dieser Arbeit ist Sabine Metzger zuständig, die Vorsitzende der Gartenfreunde: „In unserem Kräutergarten wächst alles, was gut riecht und schmeckt: Salbei, Thymian, Schnittlauch, Rosmarin und vieles andere“. Die Grobarbeiten, das Zimmern der Hochbeete oder das Lockern der Kräuterpflanzen, haben die Gartenfreunde selbst erledigt. „Wir wollen hier ja keinen Leistungsdruck ausüben und keine Gefahrenmomente schaffen, die Schüler sollen hier mit ihrer eigenen Arbeit vor allem viele Erfolgsmomente für sich schaffen“, so Metzger. Ein Konzept, das offenbar gut ankommt, denn schon im vergangenen Jahr waren Schüler vom Colégio Cruzeiro in Stuttgart. Zu diesem Konzept gehören auch ein Schulbesuch und die Unterbringung in Gastfamilien. „Die Gartenarbeit ist also gewissermaßen Freizeit in der Freizeit“, so Metzger. Damit das alles möglichst kurzweilig ausfällt, sind neben den Gartenfreunden natürlich auch Lehrer und Eltern der brasilianischen Kinder mit dabei sowie Pädagogen und Kinder der Gaisburger Grundschule und der Kita St. Josef, beide Projektpartner des Kirschgartens.

Freundlich und aufgeschlossen

Beim Erinnern ans vergangene Jahr kommt Metzger ins Schwärmen: „Die Schüler sind alle sehr höflich, freundlich und aufgeschlossen. Hier spürt man in dieser Altersgruppe schon viel deutlicher die Pubertät“. Freilich seien dies Kinder aus einer privilegierten Schicht, die in Rio ein umfassendes Deutsch-Abitur ablegen können. „Aber sie sind sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst. Da gibt es auch keine Extrawürste, wenn ihnen mal das Essen nicht schmeckt“.