Gott sei Dank hat jeder seinen eigenen Kopf! Das ist die wichtigste Voraussetzung für das Gelingen der Inszenierung. Mein Ansatz ist immer umfassend: Das Ergebnis ist entscheidend, nicht so sehr mein Anteil an der Sache. Natürlich fühle ich mich auch für das Gesamte verantwortlich, ich stehe ja bis zur letzten Vorstellung auf der Bühne...

...und Sie haben ja auch selber einige Regieerfahrung...


...aber das ist für Peter Stein kein Problem, ich habe eher den Eindruck, dass das Gegenteil zutrifft: Wir befinden uns in einem permanenten Prozess des Gebens und Nehmens. Krach gibt es auch, aber bisher war der immer produktiv.

Stein geht auf Ihre Vorschläge zur Rollengestaltung ein?


Es ist eher so, dass ich selber auf das eingehen muss, was ich mir vorschlage. Eine Figur wie Ödipus entsteht erst im Laufe der Proben, da weiß auch ich am Anfang nicht, wie er am Ende aussieht. Ansonsten ist die Arbeitsteilung klar, wir machen beide, was wir schon länger mit gewissem Erfolg tun: Stein führt Regie - ich spiele.

Sie untertreiben! Die "gewissen Erfolge" mit Wallenstein und dem Dorfrichter Adam waren Triumphe. Sie verdanken Stein doch auch Ihre Alterskarriere...


Unsinn! Meine Alterskarriere verdanke ich meinen Eltern und dem Leben seit meiner Geburt, Wallenstein verdanke ich dem Schiller und Dorfrichter Adam dem Kleist. Ich mag den Begriff "Alterskarriere" nicht, was sagt er aus? Dass ich Glück habe, noch dabei sein zu dürfen? Ich habe mein ganzes Leben gearbeitet. Bei einem Bäckermeister kommt auch keiner auf die Idee, von einer "Alterskarriere" zu sprechen.

Sie sind kein Freund des Regietheaters. Trotzdem sitzen Sie jetzt in der Jury des "Young Directors Project", einer Festspielreihe, bei der Jungregisseure ihre Arbeiten vorstellen - eine klassische Fehlbesetzung?


Dass ich kein Freund des Regietheaters bin, ist ein Gerücht. Es gibt ja nichts anderes als Regietheater, das aber existiert in zwei Kategorien: als gutes und als schlechtes Theater. Diese unselige Debatte ist schon seit einigen Jahren endgültig beendet. Da ist, glaube ich, alles gesagt.

Auch Birgit Minichmayr, die neue Salzburger Buhlschaft, sitzt in der Jury. Sie schätzen diese Kollegin sehr.