In der ehemaligen Kleingartenkolonie Frommannkaserne in Ludwigsburg hat das große Plattmachen begonnen. Wo 70 Jahre lang Gärten gepflegt wurden, sollen sich Gewerbebetriebe ansiedeln.

Ludwigsburg - Auf dem Gelände der ehemaligen Kleingartenkolonie Frommannkaserne hat die Rodung begonnen. Damit bekommt man auch erstmals einen Eindruck von der Größe dieser Fläche in der Nähe der Autobahnauffahrt Ludwigsburg-Süd. Die Stadt hatte lange mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) über den Kauf verhandelt, jetzt ist ein entsprechender Vertrag unterzeichnet worden. Wo Gartenlauben standen, sollen „zukunftsorientierte Firmen“ angesiedelt werden, wie der Oberbürgermeister Werner Spec sagt. Noch ist allerdings unklar, welche das sein werden.

 

Ende nach 70 Jahren

Die Kleingärtner sind im Zorn gegangen. Aber auch nicht unmittelbar betroffene Bürger haben die Entscheidung missbilligt: Mit dem Abbruch der Gartenkolonie gehe für Ludwigsburg erneut eine im Kampf gegen den Klimawandel wichtige Grünfläche verloren, so die Kritiker. Für die Stadtverwaltung und eine Mehrheit im Gemeinderat stand indes bereits im Januar 2012 fest, dass ein Plus bei der Gewerbesteuer wichtiger sei. Das Areal sei ideal für eine Ausdehnung des Gewerbegebiets Waldäcker: Als sich Firmen wie Beru oder Hahn und Kolb in nächster Nachbarschaft große Flächen gesichert hatten, läuteten sie damit indirekt das Ende der seit 1946 dort bestehenden Kleingartenkolonie ein. Die Stadt sah eine große Zukunft für die 5,7 Hektar an der Ecke von Schwieberdinger Straße und Schlieffenstraße voraus.

Die Laubenpieper wehrten sich gegen ihre Vertreibung. Einige hofften, die Zeit werde für sie arbeiten. Doch 2015 war dieser Kampf für sie endgültig verloren: Die Stadt nahm Kaufverhandlungen mit der BIMA auf und kündigte die Verträge der Pächter der 152 Parzellen. Als Ersatz wurden ihnen Flächen am Römerhügel angeboten. Nicht alle sind umgezogen, aber seit dem vergangenen Sommer firmieren die Kleingärtner unter dem Namen Römerhügel. Der Umzug hatte Ende 2017 begonnen, die Räumung des Stammareals im August zuvor.

Stadträte wollen, dass Straßenbäume erhalten bleiben

Seither ist wenig geschehen auf dem Gelände. Doch nun sind seit wenigen Tagen Arbeiter vor Ort, die vor allem Bäume und Büsche beseitigen. Diese Rodungsarbeiten müssten „aufgrund der gesetzlichen Schonfristen bis Ende Februar durchgeführt werden“, heißt es in einer Presseerklärung der Stadt. Außerdem müssten die verbliebenen Hütten und Überbleibsel von Gartenzäunen entfernt werden.

SPD, Grüne, FDP, Ökolinx und Lubu hatten Mitte des vorigen Jahres in einem interfraktionellen Antrag gefordert, dass die großen Bäume erhalten bleiben sollen. An der Schlieffenstraße geht es um 17, an der Schwieberdinger Straße um 26 Bäume. Die Verwaltung sagt indes nur zu, dass die Bäume an der Schlieffenstraße zunächst nicht gefällt werden sollen: „Wir versuchen, in Abstimmung mit ansiedlungswilligen Unternehmen möglichst viel von diesem Baumbestand zu erhalten“, sagt die Pressesprecherin Karin Brühl. Ein Wunsch der Lubu ist es, einen Grünstreifen von zehn bis 15 Meter Breite an den Straßen zu erhalten.

„Ein Meilenstein für das Gewerbegebiet

Welche Unternehmen dort bauen wollen, sei noch nicht entschieden. Vor zwei Jahren hatte die Firma Porsche mit einem Tochterunternehmen für Logistik Interesse angemeldet. Doch damals hat sich der Gemeinderat aus Furcht vor einem großen Verkehrsaufkommen dagegen entschieden. Zurzeit gebe es Sondierungsgespräche mit Interessenten, sagt Brühl: „Für die Stadt steht dabei die Qualität und Zukunftsorientierung künftiger Unternehmen und Arbeitsplätze im Vordergrund.“ Der Kauf des Geländes sei „ein enorm wichtiger Meilenstein“ für die Entwicklung des Gewerbegebiets gewesen.